Der rettende Schatten - ein irischer Vampirbericht
Ein aus Irland stammendes Zeugnis verdient hier ebenfalls angeführt zu werden, weil es in sich das Thema des Vampirs mit dem des Schattens, des alter ego, vereinigt.
"Eine Frau hatte einen gewissen Nora Guare geheiratet; der war ein Vampir. Als dieser gestorben war, begab sie sich zu seinem Grab, um herauszufinden, ob es wahr sei, was man sich über die Geräusche des Kauens und Saugens, die aus dem Leichnam eines Vampirs hervorkommen sollen, erzählt, und ob sie sie hören könne. Als sie von Ungefähr aufblickte, sah sie, dass sich ihr Schatten bewegte, obgleich sie regungslos verharrte; dieser gab ihr mit seinen schwarzen Armen Zeichen, den Ort zu verlassen, hob eine Hand und zeigte in Richtung des Rückweges, erhob sich vom Boden und ging davon. Voller Schrecken folgte die Frau ihrem Schatten und wurde also von diesem gerettet, denn hätte sie ihren erwachenden Ehemann getroffen, wäre sie sogleich verschlungen worden."
Aus: "Die Geschichte der Vampire. Metamorphose eines Mythos." von Claude Lecouteux.