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Guicciardini hielt inne und Clemens fuhr fort, so als läsen sie beide aus dem gleichen Text:
"Laßt uns einen Blick auf die Welt werfen, in der wir leben. Im Osten befindet sich ein bedrohliches Reich, in dem ein Glaube herrscht, der nicht der unsrige ist, ein Reich, das auf Ordnung und blinden Gehorsam gebaut ist, dazu fähig, Kanonen zu gießen und Flotten auszurüsten. Seine Truppen stoßen in das Herzstück Europas vor. Buda und Pest sind bedroht, und auch Wien wird es in nicht allzu langer Zeit sein. Im Westen nun befindet sich ein anderes Reich, christlich zwar, aber nicht weniger bedrohlich, da es sich bereits von der Neuen Welt bis nach Neapel erstreckt und von der Weltherrschaft träumt. Vor allem aber träumt es davon, Rom seinem Willen zu unterwerfen. Auf seinem spanischen Boden blüht die Inquisition und auf seinem deutschen das Ketzertum Luthers."
Ermutigt von dem beifälligen Nicken des Papstes fuhr der Diplomat fort:
"Auf der einen Seite also Soliman, Sultan und Kalif des Islam, von unbegrenzter Macht und doch sorgsam darauf bedacht, die Verbrechen seines Vaters vergessen zu machen und als ein edler Mensch in Erscheinung zu treten. Auf der anderen Seite, noch jünger und nicht weniger ehrgeizig, Karl der Fünfte, König von Spanien, der sich für unermeßlich viel Geld auf den Thron des Heiligen Reiches hat wählen lassen. Diesen beiden Männern, den mächtigsten der Welt, gegenüber steht der Kirchenstaat mit riesigem Kreuz und winzigem Schwert."
Er machte eine Pause.
"Gewiß, der Heilige Stuhl ist nicht der einzige, der diese Verbindung fürchten muß. Auch König Franz der Erste plagt sich, um die Zerstückelung seines Königreiches Frankreich zu vermeiden. Und dann gibt es noch Heinrich den Achten von England, der Seiner Heiligkeit zwar überaus ergeben, doch zu weit entfernt ist, um irgendeine Hilfe zu sein."
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(aus "Leo Africanus" von Amin Maalouf;
suhrkamp taschenbuch)