Carola Stern: "Uns wirft nichts mehr um"
Eine Lebensreise
Carola Stern - ein deutsches
Journalistenleben im 20. Jahrhundert
Die 1925 in Ahlbeck auf Usedom geborene Carola Stern gehört neben Marion Gräfin
Dönhoff zu den Frauen, die die deutsche journalistische Landschaft nach dem
Zweiten Weltkrieg maßgeblich mitgeprägt haben. Stern betreute über zehn Jahre
das politische Lektorat bei Kiepenheuer & Witsch, arbeitete als Redakteurin
beim WDR und verfasste erfolgreich eine Reihe von Biografien (u.a. über Willy
Brandt und die Jüdin Rahel Varnhagen). Sie war 1961 auch Mitbegründerin der
deutschen Sektion von Amnesty International. Über ihre Erlebnisse während
dreier verschiedener Regierungssysteme im Dritten Reich, der DDR und nach ihrer
Flucht 1951 in der Bundesrepublik Deutschland hat sie bereits ausführlich in
ihrer 2001 erschienenen Autobiografie "Doppelleben" berichtet.
Da der Regisseur Thomas Schadt ihr "Doppelleben" für das Fernsehen
verfilmte, kam es zu langen und ausführlichen Gesprächen zwischen ihnen.
Carola Stern schilderte darin zahlreiche bisher unbekannte Geschichten und
Details ihrer Biografie. Die wichtigsten und schönsten Passagen ihrer
Erinnerungen finden sich in dem vorliegenden Buch. Wie schon bei Marion Gräfin
Dönhoff stellt Carola Sterns Leben gleichzeitig das deutsche 20. Jahrhundert
dar. Interessant für später Geborene sind die Aussagen einer Zeitzeugin
allemal, durch die der heutzutage nur noch schwer vorstellbare Zeitgeist etwa während
der nationalsozialistischen Epoche hindurchschimmert. Der in Interviewform
vorliegende Text wird abgerundet durch zahlreiche unveröffentlichte Fotografien
aus der privaten Sammlung der Autorin und einige Aufnahmen aus Thomas
Schadts Film.
Fazit: Eine dank der Interviewform leicht verdauliche interessante biografische
Ergänzung der eigentlichen Biografie "Doppelleben", die zu lesen bei
so vielen zeitgeschichtlichen Schmankerln (Treffen mit Elias
Canetti etc.) zur angenehmen Pflicht wird. Lohnend.
(Dr. Matthias Korner; 07/2005)
Carola Stern: "Uns wirft nichts mehr um"
Rowohlt.
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Weitere Bücher von Carola
Stern (Auswahl):
"Doppelleben. Eine Autobiografie"
"Wer bin ich?" - diese Frage steht am Anfang und Ende dieser ungewöhnlichen
Autobiografie. Carola Stern erzählt die Geschichte ihres Lebens, von
Verstrickungen und Konflikten, Angst und Glück, Gelungenem und Misslungenem -
aufrichtig, lebendig, ohne zu beschönigen und ohne abzurechnen.
Aufgewachsen in der "Welt der Ja-Sager" auf der Insel Usedom, heuert
die einstige Jungmädelführerin Erika Assmus nach Kriegsende in einem
Raketeninstitut der Russen im Harz als Bibliothekarin an. Doch wenige Monate später
erhalten die deutschen Spezialisten, die schon an der "Wunderwaffe
des Führers" mitgearbeitet hatten, den Marschbefehl in die UdSSR.
"Eka" bleibt in der damaligen SBZ, träumt vom kleinen beschaulichen
Glück und lässt sich zur Lehrerin ausbilden. Doch dann taucht ein "Mr.
Becker" vom amerikanischen Geheimdienst auf, und ihr Leben nimmt fortan
einen ganz anderen Verlauf. Die Amerikaner versprechen, Ekas kranke Mutter
medizinisch zu versorgen, Eka soll dafür in die SED eintreten. 1950 wird sie
als hoffnungsvoller kommunistischer Nachwuchs auf die Parteihochschule
geschickt. In einem Klima der Warnungen vor "Verschwörung" und "Verrat"
lernt sie die kommunistischen Phrasen und Parolen, aber nicht den Glauben an die
Partei, doch eines Tages wird sie denunziert.
Sie flüchtet nach Westberlin, wo sie sich als Studentin bald einen Ruf als
DDR-Expertin erwirbt. Unter dem Pseudonym Carola Stern beginnt sie zu schreiben
und entgeht zwei Entführungsversuchen der Stasi. Sie wird Assistentin am
Institut für Politische Wissenschaft, aber mit dem Leben in der freien Welt
kommt sie nicht zurecht. Von einer tiefen Lebenskrise heimgesucht, erkennt sie,
dass man lernen muss, mit der Angst zu leben.
1960 beginnt das dritte Leben der Carola Stern, ihre "besten Jahre".
Sie arbeitet für den Verlag Kiepenheuer & Witsch und wird dann Journalistin
beim WDR. Mit den Heinemanns und Gollwitzers schließt sie Freundschaft, mit
Gerd Ruge gründet sie Amnesty International und mit
Böll und
Grass
die Zeitschrift "L 76". Als engagierte Publizistin trägt sie
entscheidend zur Demokratiefähigkeit der Bundesrepublik Deutschland bei.
(Kiepenheuer & Witsch, Rowohlt)
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"Auf den Wassern des Lebens. Gustav Gründgens und Marianne Hoppe"
Kenntnisreich, kunstvoll und äußerst lebendig erzählt Carola Stern über das
hochdramatische Leben zweier genialer Schauspieler.
"Ich lebe mein Leben in den Extremen. Die Mitte bietet keine Luft, in der
ich atmen kann", schreibt der junge Gustaf Gründgens in den zwanziger
Jahren an seine Mutter, als er auf der Bühne der Hamburger Kammerspiele seine
ersten Erfolge feiert und mit der KPD sympathisiert. Neun Tage bevor die Nazis
die Macht übernehmen, stehen in einer Berliner Faust-Aufführung die morgen
Gefeierten und morgen Gefeuerten zum letzten Mal miteinander auf der Bühne.
Carola Stern erzählt von den Aufsteigern, den Privilegierten im NS-Staat, zu
denen Gründgens und Hoppe gehören, und von dem Schicksal ihrer geflüchteten
und ermordeten Kollegen.
Auf zwei Bühnen, in zwei Welten bewegen sich die beiden Stars des deutschen
Theaters. Gründgens macht Karriere - als Görings Günstling trägt er
zum
Ansehen des Hitler-Staates bei und lässt doch gefährdete Kollegen nicht
im Stich. Marianne Hoppe steigt zum UFA-Star auf. In ihren Filmen lebt sie vor,
wie Hitler sich die deutsche Frau vorstellt - und versteckt in ihrer Wohnung
den verfolgten jüdischen Freund Carl Dreyfuss. In der Bonner Republik wird der
konservative Generalintendant, der auf die Klassiker und auf Werktreue schwört,
Adenauers politische Maxime "Keine Experimente" kongenial auf die Bühne übertragen.
Marianne Hoppe hingegen findet an der Seite berühmter Autoren und Regisseure
wie Thomas Bernhard und
Heiner Müller Anschluss an das moderne Theater.
Zehn Jahre waren die beiden miteinander verheiratet. Bis zum Ende seines Lebens
sucht der homosexuelle Gustaf Gründgens Freundschaft, Schutz Geborgenheit, die
er in der Ehe mit
Erika
Mann, der ältesten Tochter des Nobelpreisträgers nicht fand. Marianne
Hoppe aber bleibt ihm - über die Scheidung hinaus - durch Nähe, Loyalität und
Fürsorglichkeit verbunden. (Kiepenheuer & Witsch)
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"Willy Brandt"
Willy Brandt hat entscheidend mitgewirkt an der Aussöhnung von Ost und West
nach dem Kalten Krieg. Und wie wenigen Politikern gelang es ihm, auch die Herzen
der Menschen zu erobern - sie nannten ihn liebevoll "Willy".
Unbestritten ist er einer der bedeutendsten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts.
(Rowohlt)
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"Männer lieben anders. Helene Weigel und Bertolt Brecht"
Die Geschichte einer wahrhaft ungewöhnlichen Partnerschaft, in der "b. b."
Männertreue für eine lächerliche "bürgerliche Regel" hielt. 1929
heirateten die beiden. Im Exil schrieb der Dichter seine Aufsehen erregenden
Theaterstücke, in denen später seine Frau die nicht zu überbietende
Darstellerin seiner großen Frauengestalten waren. (Rowohlt)
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"Alles,
was ich in der Welt verlange. Das Leben der Johanna Schopenhauer"
Johanna Schopenhauer, Mutter
Arthur Schopenhauers, erfolgreiche Romanautorin
und Reiseschriftstellerin, befreundet mit Goethe und mit vielen anderen Berühmtheiten
ihrer Zeit, war eine Geselligkeits- und Lebenskünstlerin, die selbstbestimmt
zu handeln wusste und doch immer wieder bereit war sich anzupassen, um zu gefallen
- ein Widerspruch, mit dem bis heute viele Frauen leben.
Johanna Henriette Trosiener, die 1766 geborene älteste Tochter eines wohlhabenden
Danziger Kaufmanns, war ein gebildetes und wissbegieriges Kind. Sie wollte einen
Beruf ergreifen, Malerin werden, doch das schickte sich nicht für ein Frauenzimmer.
Die Achtzehnjährige heiratete den fast zwanzig Jahre älteren Heinrich Floris
Schopenhauer, auch er ein erfolgreicher Kaufmann, aber zugleich ein gebildeter
Kunstkenner und ein überzeugter Republikaner. Unter seinem Einfluss wurde Johanna
zur begeisterten Anhängerin der
Französischen Revolution. Mit ihm reiste sie
quer durch Europa, aber Gefühle brachte sie für diesen "alten Mann" nicht auf.
Als Schopenhauer seinem Leben ein Ende setzte, begann für seine vierzigjährige
Witwe ein neues, schöneres Leben. Sie zog nach Weimar, lernte Goethe kennen
und eröffnete im Zentrum der deutschen Klassik einen bald weithin berühmten
bürgerlichen Salon, in dem der Dichterfürst umschwärmter Dauergast ihrer Teegesellschaften
wurde. Johanna Schopenhauer war schon Mitte Vierzig, als sie ihr erstes Buch
veröffentlichte. Bald galt sie mit ihren Romanen, Reisebüchern und kunsthistorischen
Werken als eine der ersten und erfolgreichsten Berufsschriftstellerinnen ihrer
Zeit. Die erste Leserin war immer Adele, die Tochter und treueste Gefährtin
der Mutter. Mit Arthur hingegen, dem Sohn und später so berühmten Philosophen,
kam es schon früh zum Bruch. (Kiepenheuer & Witsch, Rowohlt)
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Carola Stern, Ingke Brodersen
(Hrsg.):
"Eine Erdbeere für Hitler. Deutschland unterm Hakenkreuz"
Dieses Buch erzählt vom Aufstieg und vom Ende des Nationalsozialismus, vom
Krieg und vom Alltag, von der Verfolgung und der Vernichtung von Menschen, vom
Widerstand und von dem Jahr der Befreiung, als das "Dritte Reich"
endlich besiegt war. Diese Zeit ist Geschichte. Aber sie ist auch voller
Geschichten, aus denen man lernen kann. Warum so viele Menschen an Hitler
glaubten und nur wenige nicht mitmachen wollten, davon erzählen die Autoren
dieses Buches: Hans Mommsen,
Mirjam
Pressler, Hermann Vinke, Ursula Wölfel, Hilke Lorenz und Hartmut von Hentig.
(S. Fischer)
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