Johann Lafer: "Meine Leibspeisen aus Österreich"
Erdäpfelgulasch,
Scheiterhaufen und "Krapfen von gepökelter Ochsenbrust im
Krenbackteig"
Österreichische Küche à la Johann Lafer
Wer jemals einen von Johann Lafers zahlreichen TV-Auftritten gesehen hat, weiß
nicht nur, dass der prominente Spitzenkoch keine Angst vor Saucenflecken auf dem
Herd oder auf gewagt gemusterten Krawatten kennt, sondern auch wirklich Spaß am
Kochen hat - und diesen zu vermitteln versteht. In seinen Kochsendungen wird der
Zuseher von ätherischem Köcheln und andächtigem Arrangieren verschont,
sondern bekommt gezeigt, was man braucht, wie's geht und wie man alles sogar
noch ein bisschen besser machen kann.
Ähnliches gilt auch für dieses Buch des gebürtigen Steirers, in dem er seine
Lieblingsrezepte aus Österreich erstmals gesammelt präsentiert. Lafer, der mit
der "Stromburg" eines der bekanntesten Gourmetrestaurants Deutschlands
betreibt und seinen Feinschliff unter Anderem bei Josef Viehauser im legendären
Hamburger "Le Canard" und beim französischen Star-Pâtissier Gaston
Lenôtre erhalten hat, geht - trotz oder gerade wegen des hohen Niveaus seiner
Schulung - respektvoll mit heimischen Klassikern um, weiß, wo es nichts zu
verbessern gibt, verleiht aber auch so manchem Gericht eine moderne Note und
kreiert ausgehend von Produkten unseres Landes neue Köstlichkeiten.
In seiner Sammlung finden daher auch "Krapfen von gepökelter Ochsenbrust
in Krenbackteig auf Rote-Rüben-Gemüse" oder ein "Gugelhupf von
Forellen
und Flusskrebsen mit grün-weißem Spargelsalat" Platz, doch liegt bei
allen kreativen Ausflügen das Schwergewicht des Buches auf den Speisen, die das
Rückgrat der
österreichischen Küche ausmachen, auf Traditionellem und oftmals
Deftigem wie Erdäpfelgulasch
oder Scheiterhaufen.
Trotz aller Beteuerungen, dass bei den Rezepten auf heutige Essgewohnheiten und
das Gesundheitsbewusstsein der Leser Rücksicht genommen wurde, erfreuen sich
freilich Butterschmalz, Obers und Co. reicher Verwendung - glücklicherweise,
ist man allerdings versucht anzumerken, denn wer will schon "Wiener
Schnitzel light" auf seinem Teller!?
Egal aber, ob üppig oder nicht, jedes der Gerichte ist prägnant beschrieben,
die Zutaten stehen praktisch neben den Absätzen, in denen sie gebraucht werden,
dazu erleichtern kleine Tipps und Tricks die Zubereitung. Der übersichtlichen
Rezeptgestaltung stehen kongeniale Fotos von Michael Wissing gegenüber, die
Ästhetik mit für den Hobbykoch hilfreicher Anschaulichkeit verbinden.
Ergänzt werden die "Leibspeisen aus Österreich" durch Weintipps
sowie küchen- und genussgeschichtliche Notizen des bekannten Fachjournalisten
August F. Winkler, der den deutschen Lesern, auf die das Buch vor allem
zugeschnitten ist, etwas von der Kultur, Lebensart und Kochtradition ihrer
südlichen Nachbarn näherbringen möchte. Sicherlich werden aber auch
österreichische Herdkünstler in Johann Lafers ansprechend schnörkellosem Werk
viele Anregungen finden, sich mit Freude und Genuss an heimischen Spezialitäten
zu versuchen.
(sb)
Johann Lafer: "Meine Leibspeisen aus Österreich"
Mit genussgeschichtlichen Plaudereien und
Weinempfehlungen von August F. Winkler.
haymonverlag, 2000. 160 Seiten.
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