Edouard Launet: "Im Labor hinten links"

Die verrücktesten Experimente der Wissenschaft


Experimente, die uns gerade noch gefehlt haben

Wissenschaftliche Zeitschriften enthalten unzählige Artikel über neue Erkenntnisse. Manch ein Artikel stellte die Basis für einen wissenschaftlichen Preis dar. Die meisten der dargestellten Experimente fanden jedoch weniger Beachtung. Und Edouard Launet hat sich auf das Sammeln der Dokumentationen von Entdeckungen spezialisiert, die der gesunde Menschenverstand als überflüssig oder sinnlos bezeichnen würde: zum Beispiel ein Computerprogramm, das sich rühmt, Eingaben zu erkennen und zu eliminieren, die von einer über die Tastatur laufenden Katze stammen, oder eine signifikante Verringerung von Herzinfarktfällen am Tag wichtiger Fußball-Länderspiele. Ein Wissenschaftler dokumentiert mit Leidenschaft ausgefallene Selbstmordmethoden, während ein anderer mit erheblichem Aufwand nachgewiesen hat, dass Pinguine nicht, wie eine Weile behauptet wurde, auf den Rücken fallen, wenn Flugzeuge über ihre Kolonien fliegen.
Möglicherweise birgt das eine oder andere dargestellte Experiment ein Quäntchen Sinn, das dem Laien entgeht. Ein transgenes haarloses Schaf (das also nicht geschoren werden muss) mit mildem Fleischgeschmack mag natürlich für den allein Fleisch produzierenden Landwirt recht praktisch sein. Andere Schafe, die einlaufsichere Wolle liefern, könnten die Textilindustrie revolutionieren. Oder doch nicht? Jedenfalls wurden diese Experimente nicht weitergeführt, ebenso wie mancher andere Geniestreich, die nicht blähende Bohne zum Beispiel oder die hypoallergene Hauskatze.

Wenn die dargestellten Forschungsgebiete so unsinnig erscheinen, ist es dann nicht auch das Buch? - Für ganz ernsthafte Zeitgenossen vermutlich ja. Doch Launet ist es gelungen, auf sehr originelle und lustige Art die tauben Nüsse am Baum der Wissenschaft auszusondern und zu kommentieren; manche Passagen bringen den Leser zwangsläufig zum Lachen. Andere wirken eher gruselig wie etwa der Hühnerembryo, dem aufgrund eines genetischen Eingriffs ein Nagetierzahn wuchs. Ob dieser recht fragwürdige Versuch tatsächlich wie versprochen einen Durchbruch in der Zahnmedizin auslösen wird oder nur der Selbstdarstellung von Forschern dient, wird sich weisen. Der Leser kann sich somit auch ein Bild von den Schattenseiten der Forschung und mancher Forscher machen; Absurditäten sind nun einmal ein Teil der Menschheitsgeschichte.
Als Kinder sangen wir gern: "Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Marmelade Fett enthält." Inzwischen ist die Wissenschaft ein großes Stück weiter - aber ganz sicher nicht in jedem Labor, wie dieses Buch auf amüsante und etwas hintergründige Art beweist.

(Regina Károlyi; 12/2005)


Edouard Launet: "Im Labor hinten links"
(Originaltitel "Au fond du labo à gauche)
Aus dem Französischen von Hanna van Laak.
Goldmann, 2005. 176 Seiten.
ISBN 3-442-15371-9.
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Edouard Launet war Ingenieur und Wissenschaftsjournalist, bevor er Reporter im Feuilleton der französischen Tageszeitung "Libération" wurde.