Rosa Mayreder: "Zur Kritik der Weiblichkeit"
Essays
Diese hier wieder veröffentlichten Essays der bekannten österreichischen
Feministin Rosa Mayreder sind etwa 100 Jahre alt und trotz dieses Umstandes
nach wie vor in weiten Teilen aktuell.
Die nicht unumstrittene Autorin ließ
1905 mit ihren Abhandlungen über die Positionierung der Frau in der westlichen
Gesellschaft aufhorchen. Sie nimmt vieles vorweg, was erst durch Simone
de Beauvoirs "Das andere Geschlecht" Rezeption fand, wie die im Nachwort
der Herausgeberin Eva Geber zitierte Autorin
Ursula
Kubes-Hofmann treffend formuliert.
Ein Grund für die
vergleichsweise geringe Verbreitung von Mayreders Schriften könnte sein, dass derartig
"radikale" Forderungen der Feministinnen nach Gleichstellung von Frau und Mann
erst Mitte des 20. Jahrhunderts in diesem Ausmaß zumindest ansatzweise diskutiert
werden konnten. Die Zeit musste und muss dafür reif werden.
Mayreder betont,
dass der Kampf um eine bessere Stellung der Frau in der Gesellschaft von Frauen
gefochten werden müsse, und diese wären selbst
Ausnahmeerscheinungen,
die die träge Masse ein kleines bisschen vorantrieben.
Die Notwendigkeit von umfassender Bildung wird in den Essays unterstrichen. Bildung,
die es Frauen erlaubt, der materiellen Abhängigkeit vom Mann zu entfliehen und
Eigenständigkeit zu erlangen. Aufklärung, die es nicht mehr möglich macht, dass
Frauen naiv ihrem Unglück
in Form eines gewalttätigen Partners in die Arme laufen. Mut zur gelebten
Individualität. Solidarität zwischen Frauen. Und natürlich nicht zuletzt das partnerschaftliche
Miteinander von "bewusstgewordenen" Frauen und Männern. Das Wahlrecht für Frauen
ist längst erreicht, obwohl Mayreder dies für eine Illusion hielt. Vieles andere
an Visionen, wie sie schon in diesen Essays formuliert wurden, wartet noch auf
Realisierung.
(ama)
Rosa Mayreder: "Zur Kritik der Weiblichkeit. Essays"
Mandelbaum, 1998. 288 Seiten.
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