Christian Ankowitsch: "Dr. Ankowitschs Kleines Konversations-Lexikon"
Inszenierte Lesung von Michael
Quast
(Hörbuchrezension)
Der Mensch, welcher in der sogenannten
Informationsgesellschaft zu leben auserkoren ist, wird tagtäglich mit Tausenden
Nachrichten konfrontiert, die nicht selten suggerieren mögen, dass er kaum über
Wissen verfügt.
"Ich weiß, dass ich nichts weiß." Dieser
Ausspruch, der Sokrates zugeschrieben wird, mag eine Standardformel für den
heutigen "modernen" Menschen sein. Jahrtausendealte überlieferte Kulturformen
hat er industrialisiert und technisiert, sodass er nunmehr genügend Zeit hat, um
sich von scheinbar nutzlosen Informationen das Gehirn durchkneten zu
lassen.
Dr. Christian Ankowitsch, geboren im Jahre 1959 in der Nähe von Wien,
sammelt seit nunmehr 17,4 Jahren Wissensfragmente und Geschichten, wobei es ihm
ein Anliegen ist, jene Fakten zusammen zu fügen, die eine Zusammengehörigkeit
aufweisen mögen. Hierbei gibt es keinerlei qualitative oder quantitative
Bewertungsschemata festzustellen. Es fügen sich die unterschiedlichsten
Informationen aneinander. Diese wild durchmixte Informationsgewalt wird von
Michael Quast, einem Komödianten, Opernregisseur und Kabarettisten, der
bemerkenswerterweise im selben Jahr wie Dr. Ankowitsch das Licht der Welt
erblickte, in Form einer facettenreichen Lesung dargestellt.
Biblische Wissensfragmente stehen direkt neben der
Aufzählung diverser Versmaße.
Der Wissensreigen beginnt gleich einmal mit
Informationen
über den
dritten Sohn von Adam und Eva, dessen Wertigkeit wohl auch
religionsphilosophisch unterschätzt wird. Während Kain seinen Bruder Abel
erschlug und beide Männer keine Nachkommen zeugten, tat dies Seth als "Ersatz"
für Abel in hinreichender Manier. Er soll, was in diesem Zusammenhang übrigens
verschwiegen wird, in die Ahnenreihe Jesu eingegliedert sein.
Was es mit den heiligen drei Königen wirklich auf sich hat, welche Speisen beim
letzten Abendmahl verzehrt wurden (es gibt etwa die Vermutung, dass keineswegs
Lamm geschmaust worden ist, weil auch rein vegetarische Speisen nicht auszuschließen
sind und selbst der Fisch nur als religiöses Symbol, nicht aber als effektives
Gericht auf der "Karte" stand), warum mittels laienhaften Bibelwissens mühelos
bewiesen werden kann, dass das Huhn vor dem Ei die Schöpfung bereicherte, und
welche Krankheiten den Heiligen
zugeordnet werden, sind Fragen, die hinreichend und in aller Kürze beantwortet
werden.
Die Apokalypse des Johannes
komplettiert profunde religiöse Akzente christlicher Prägung.
Ein wahrer Ohrenschmaus ist es, wenn Michael Quast Schallpegel, farbige
Redewendungen,
Filmzitate, Sprechübungen und Windstärken proklamiert. Seine stimmlichen Nuancen
kommen hier wunderbar zum Ausdruck. Es ist ein Hochgenuss, zunächst ein dünnes,
kaum hörbares Stimmchen wahrzunehmen, das sich zuletzt bis zum Orkan auswächst.
Und zwar sowohl bei Schallpegeln als auch Windstärken. Der Rezensent kann sich
übrigens zugute halten, einige der erwähnten Filmzitate problemlos vor der Auflösung
zugeordnet zu haben.
Eine offene Frage wird bei den
Hochzeitsjubiläen deutlich. Wie mag jene Hochzeit genannt werden, bei der die
Brautleute einander 80 Jahre zu ertragen hatten? Denn mit 75 Jahren und der
"Kronjuwelenhochzeit" endet der Reigen der Aufzählung. Auch eine kleine
Internetrecherche meinerseits brachte diesbezüglich keine Aufklärung. Wer also
hierzu sachdienliche Hinweise geben kann, soll diese unter dem Stichwort
"Hochzeitsjubiläen" der Redaktion zukommen lassen.
Es handelt sich bei
dieser knapp einstündigen Lesung um eine komödiantische Meisterleistung, welche
jedoch in wichtigen Momenten die notwendige Ernsthaftigkeit zurückgewinnt. So
ist dies etwa bei der Schilderung historischer Wetterlagen der Fall, da die Rede
davon ist, wie schrecklich der Winter 1942
in Stalingrad war, als 150.000
Menschen unter grauenhaften Umständen (minus 40 Grad Celsius) Opfer der
Wetterlage geworden sind.
Diese CD ist allemal empfehlenswert und sorgt
nicht nur für Kurzweil, da keineswegs alle Informationen als nutzlos oder
vergessenswert bezeichnet werden können. Ihre Ohren werden in jedem Falle Augen
machen!
(Al Truis-Mus; 02/2006)
Christian Ankowitsch: "Dr. Ankowitschs Kleines
Konversations-Lexikon"
Eichborn Lido, 2006. 1 CD.
Sprecher: Michael
Quast.
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Buch:
Eichborn, 2004. 200 Seiten.
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Netzseite zum Buch:
https://www.konversationslexikon.net/.
Ein weiteres
Buch des Autors:
"Dr. Ankowitschs Kleines Universal-Handbuch unter
Mitarbeit von Elisabeth Gronau gestaltet von Cosima Schneider"
Dr.
Ankowitschs Kleines Universal-Handbuch: unentbehrlicher Rat für alle Fährnisse
und Weggabelungen des Lebens.
- Wie rettet man ein versalzenes Essen?
-
Wie befreit man sich aus einem sinkenden Auto?
- Wie führt man ein anregendes
Gespräch?
- Wann ist es Zeit, einen
Apfelbaum zu beschneiden?
- Wie
beleidigt man wirkungsvoll einen Literaturkritiker?
- Woran erkennt man im
Ausland die richtige Toilette?
Guter Rat ist teuer - und vor allem ist er
schwer zu finden. Christian Ankowitsch hat das ratgeberische Weltwissen aus zwei
Jahrtausenden gesichtet - und das Wichtigste, Eigentümlichste und
Überraschendste in einem Buch zusammengefasst. "Dr. Ankowitschs Kleines
Universal-Handbuch" präsentiert all die genialen Lösungen, kleinen Kniffe,
praktischen Tipps und entwaffnenden Lebensweisheiten, die bisher so gut verteilt
und versteckt waren - zum Beispiel in Ratgebern für die Hausfrau, in
Computerfachblättern, in Goethes "Faust", in Bedienungsanleitungen für
Nähmaschinen und in viktorianischen Benimmbüchern. (Eichborn)
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Leseprobe:
Die
Söhne von Adam und Eva
Unser aller Ureltern - Adam und Eva - hatten drei Söhne. Und kaum daß es sie
gab, stürzten sie die Menschen gleich ins Unglück. So
erschlägt
Kain seinen Bruder Abel aus Neid; seitdem gilt er als Archetypus des gewalttätigen
Frevlers.
Ein wenig beachtetes Dasein fristete
hingegen der dritte und letzte Sohn: Seth, der Ersatz für Abel. Da Abel keine
Kinder hatte und die Nachkommen Kains des Teufels waren, stammt allerdings die
gesamte Menschheit von Seth ab. In der Bibel heißt es dazu: "Adam erkannte
abermals sein Weib, und sie gebar einen Sohn, den nannte sie Seth; denn Gott hat
mir, sprach sie, einen andern Sohn gegeben für Abel, den Kain erschlagen hat.
Und Seth zeugte auch einen Sohn und nannte ihn Enos." (Gen 12,8) Wer die Frau
des Seth war und woher sie kam - das verschweigt uns die Bibel; sie verrät nur,
daß Seth das biblische Alter von 912 Jahren erreichte.
Amtseid, Eid,
Gelübde, Gelöbnis
Der deutsche Amtseid: "Ich schwöre, daß ich meine
Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von
ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen,
meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben
werde. (So wahr mir Gott helfe.)"
Laut Artikel 56 des Grundgesetzes für die
Bundesrepublik Deutschland müssen diesen Amtseid sowohl der Bundespräsident als
auch der Kanzler und die Regierungsmitglieder ablegen - und zwar vor dem
Bundestag. Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet
werden.
Der Schweizerische Eid: "Ich schwöre (vor Gott dem Allmächtigen),
die Verfassung und die Gesetze zu beachten und die Pflichten meines Amtes
gewissenhaft zu erfüllen." Laut Bundesgesetz über die Bundesversammlung
(Parlamentsgesetz, ParlG) vom 13. Dezember 2002 muß jedes Mitglied der
Bundesversammlung vor seinem Amtsantritt den Eid oder das Gelübde ablegen - das
Gelübde unterscheidet sich vom Eid nur durch die Weglassung der Gottes-Anrufung.
Wer sich weigert, den Eid bzw. das Gelübde zu leisten, verzichtet auf sein
Amt.
Das österreichische Gelöbnis: "Ich gelobe, daß ich die Verfassung
und alle Gesetze der Republik getreulich beobachten und meine Pflicht nach
bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde."
Laut Art. 62 Abs. 1 der
Bundesverfassung leistet der österreichische Bundespräsident beim Antritt seines
Amtes vor der Bundesversammlung dieses Gelöbnis.
Wie lautet die
Antwort auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest?
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Gegeben
wird sie von dem Computer "Deep Thought" in Douglas Adams' Roman "The
Hitchhiker's Guide to Galaxy" ("Per Anhalter durch die Galaxis") - und zwar nach
7,5 Millionen Jahren Rechenzeit. Kaum ist sie gefunden, regt der Computer an,
man möge jetzt einmal die präzise Frage zu seiner Antwort formulieren. Um das zu
schaffen, wird ein noch größerer Computer gebaut - und zwar die Erde. Doch fünf
Minuten bevor er die richtige Frage zur Antwort findet (nach 10 Millionen Jahren
Rechenzeit), wird die Erde von einem Vogonen-Bautrupp in die Luft gesprengt,
weil sie einer Hyperraum-Umgehungsstraße im Wege ist. Mit dem Ende der Welt
beginnt übrigens Adams' Roman.