Reinhard Fuhr, Martina
Gremmler-Fuhr:
"Kommunikationsentwicklung und Konfliktklärung"
Ein Integraler Gestalt-Ansatz
Das gestalttherapeutische
Ehepaar, Frau Martina Gremmler-Fuhr und Dr. Reinhard Fuhr, hat sich mit dem Buch
"Kommunikationsentwicklung und Konfliktklärung" ein hohes Ziel
gesteckt.
Die Autoren verfolgen die Vision von der Möglichkeit kontaktvoller
zwischenmenschlicher Verständigung in allen Lebensbereichen und stellen in
ihrem Buch den Integralen Ansatz vor.
Eine Komponente des Ansatzes ist die Möglichkeit, über die Art, wie man
miteinander umgeht, zu kommunizieren, dies stellt sozusagen eine
Meta-Kommunikation dar. Man lernt also in konstruktiver Weise miteinander
umzugehen und das unlösbar Erscheinende erst einmal auszuhalten. Mit dem
Integralen Ansatz lässt man sich auch auf persönlich und gemeinschaftlich
bedeutsame Entwicklungsprozesse ein, die mit qualitativen Veränderungen der
Einstellung und des Verhaltens einhergehen.
An das Buch stellen die Autoren einen doppelten Anspruch. Zum Einen wollen sie
das Konzept theoretisch und empirisch begründen, zum Anderen sei das Buch aus
der Praxis für die Praxis und wendet sich an sogenannte professionelle und
semi-professionelle Kommunikationshelfer aller Art, von Sozialpädagogen und
Supervisoren bis hin zu Teamleitern jeglicher Art.
Kernziel ist der integrale Dialog, womit eine Form der Kommunikation gemeint
ist, bei der sich die Kommunikationspartner und Konfliktparteien in einer Weise
verständigen können, die die Andersartigkeit des Anderen und die jeweiligen
Unterschiede der Lebenssituationen respektiert.
Obwohl es Differenzen und Unzufriedenheiten gibt, akzeptieren die Personen
einander und sind in der Lage, Unstimmigkeiten und Schwierigkeiten der Verständigung
durch die Kommunikation über Kommunikation, soll heißen durch
dialogorientierte Meta-Kommunikation, zu bearbeiten. Es wird somit keine rasche
Beseitigung und Vermeidung von Kommunikationsproblemen und Konflikten
angestrebt, sondern dass diese möglichst unmittelbar aufgedeckt und konstruktiv
verarbeitet werden. Denn nicht nur die Schwierigkeiten in der menschlichen
Kommunikation selbst können das Problem in Alltag und Beruf sein, sondern auch
die Art und die Bedingungen, wie sie ausgetragen oder zu überwinden oder
vermeiden versucht werden.
Die Autoren haben in diesem Buch versucht, einen neuen Zugang zu einem
alten Thema zu finden. Sie steuern den Konflikt nicht direkt an, sondern
versuchen ihn auf eine Metaebene zu bringen.
Dies ist bei weitem keine neue Idee, aber zumindest die Art der Annäherung und
der Versuch der Ausformulierung der einzelnen Schritte ist eigen.
Zwei Überlegungen gilt es jedoch kritisch anzumerken. Zum Einen sollte ein Buch,
das die Verbesserung der Kommunikation
zum Ziel hat, gut leserlich, sprich gut kommunizierbar sein. Diesen Anspruch
erfüllen die Autoren leider nicht. Das Buch erinnert von Konzept und Sprache
her zu sehr an eine Dissertation und ist in einem sehr trockenen, wissenschaftlichen
Stil geschrieben.
Ein Buch, das aus sich heraus Zähigkeit und Ausdauer beim Lesen fordert, wird
keine breite Leserschicht finden können. Und wenn sich akademisch gebildete
Leser schon schwer tun, so wird sich der Erfolg bei den semi-professionellen
Kommunikationshelfern vermutlich nicht einstellen. Zum Zweiten bleibt leider
zu bemerken, dass beim Durchforsten und Darstellen der vorhandenen Literatur
die Kritik an den zitierten Personen unfair ausfällt und sich die Autoren auf
Kosten dieser ins Rampenlicht rücken.
(Pierre Carois; 09/2005)
Reinhard Fuhr, Martina Gremmler-Fuhr:
"Kommunikationsentwicklung und Konfliktklärung"
Hogrefe, 2004. 238 Seiten.
ISBN 3-8017-1853-0.
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