Ephraim Kishon: "Nichts zu lachen"
Die Memoiren. Forterinnert von seinem Verleger
Überlebenswille mit
Zufällen
Ephraim Kishon war eine Ausnahmeerscheinung in der
Schriftstellerei, im Besonderen bei der satirischen Richtung. Überraschende
Darstellungen, sehr sorgfältige Ironie, Satire, Witz und Humor vom Feinsten: Das
machte den besonderen Menschen in seinen Büchern aus.
Nun wurde nach
seinem Tod am 29. Januar 2005 das Erinnerungsbuch "Nichts zu lachen" in
überarbeiteter und erweiterter Form publiziert. Der größte Teil des Buches war
1993 unter dem gleichen Titel anlässlich Kishons 70. Geburtstag erschienen. Nun
hat man einige Veränderungen vorgenommen, das letzte Jahrzehnt im Leben von
Kishon noch kurz beschrieben und das Nachwort des Freundes Herbert Fleissner
zugefügt.
Herausgekommen ist ein sehr persönliches Buch, das den
Menschen, Ungarn und Israeli Ephraim Kishon in seiner ganzen Bandbreite zeigt.
Wer bislang eher die Werke, wie den berühmten "Blaumilchkanal" kennt, der wird
viel Hintergründiges nicht nur der Werke, sondern auch des Menschen und
Schriftstellers Ephraim Kishon erfahren.
"Nichts zu lachen" entstand nach
einem Gespräch Kishons mit seinem israelischen Nachbarn, dem bekannten
israelischen Fernsehmoderator Jaron London in Appenzell, Kishons Zweitwohnsitz.
Die gestellten Fragen Londons wirken manchmal eher gestelzt bzw. treten
unerwartet im Buch auf. Da stellt sich die Frage, warum man nicht gleich
lediglich die interessanten und kurzweiligen Erzählungen und Berichte Kishons
aus seinem Leben verwendet hat ...
Die Beschreibungen und Ausführungen
Kishons erfolgen dabei kaum chronologisch, sondern folgen einer Achterbahn, so
wie es auch sein Leben - insbesondere in der ersten Hälfte gewesen ist. Der
Leser wird hierbei sehr lebendig einmal eher ins private, dann ins
schriftstellerische, dann wieder ins staatspolitische und dann wieder ins
religiöse Denken und Fühlen Ephraim Kishons einbezogen.
Die ersten zwei
Drittel des Buches beziehen sich so fast ausnahmslos auf die Zeit vor 1950 mit
den vielfältigen Ereignissen während der ersten drei Lebensjahrzehnte des jungen
Mannes. Aufgelockert wird das vom Textbild und Größe her gut angelegte Buch
durch 16 Seiten Fotografien aus dem gesamten Leben. Hier werden viele Leser an
bekannte Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben, wie Gert Fröbe, Hans
Rosenthal und Helmut Kohl erinnert oder erhalten Eindrücke von der familiären
bzw. privaten Seite Kishons.
Auffällig an diesem Buch ist rein äußerlich
betrachtet auch der reine weiße Einband mit goldfarbenem Schriftzug, welcher
würde- und respektvoll dem Werk des Autors gerecht wird.
Was erfährt man
aber nun von und über Kishon?
Kishon kam aus Ungarn, war
untergetaucht, verfolgt, ging
nach Israel und lernte bzw. praktizierte eine
Vielzahl an Berufen, wie Goldschmiedmeister, Lehrer für
Bildhauerei, Elektriker,
Pferdeknecht und Schriftsteller. Die zweite seiner Ehefrauen war
palästinensischer Herkunft, und zwei Jahre vor seinem Tod heiratete Kishon ein
drittes Mal. Er hatte drei Kinder, liebte
Schach, war pedantisch und kam ohne
einen "Manager" für seine Schriftstellerei aus.
Dies sind nur ein paar
äußere Anmerkungen. Dahinter verbirgt sich ein Mensch, der sich ganz neu in die
Sprache und Lebenswelt Israels einleben musste, der viele Male dem Tod entronnen
war und mit einem einzigartigen Überlebenswillen und mit Hilfe diverser Fügungen
zu jemandem wurde, der weit über die Grenzen Israels und Deutschlands hinaus
bekannt und geschätzt ist und dessen Bücher in 34 Sprachen übersetzt
sind.
Zitate wie dass "Humor die Fähigkeit ist, dem erwarteten Ablauf von
Entwicklungen eine überraschende Wendung zu geben, Wahrheiten zu erschüttern und
die Realität aus unkonventionellem Blickwinkel zu betrachten" (S. 271), "Die
Zeit, die Dritte Welt und der Ölbedarf Europas arbeiten gemeinsam für die
Araber" (S. 130) oder "Geld reizt mich nicht mehr. Nicht, weil ich so viel davon
hätte, sondern weil mir so wenige Jahre bleiben, es auszugeben." (S. 90) geben
den weitwinkligen Blick Kishons auf das Leben wieder.
Durchdrungen von
Humor und Ernst, von Fügung und Kämpfen zeigt Kishon, dass das Leben zwar nichts
zu lachen bietet, aber nur mit Humor erträglich bleibt.
Leider erschließen
sich die inhaltlichen Aspekte des Buches nur über den Text und die
Bilduntertitelungen. Eine angehängte, aufgelistete Kurzbiografie sowie eine
Bibliografie seiner wichtigen Werke hätten das Buch noch runder
gemacht.
"Nichts zu lachen" vermittelt ansonsten aber einen
hervorragenden Einblick in eine Lebenswelt, wie sie für die junge Generation
kaum noch nachvollziehbar ist: ... Wie ein jüdischer Mensch
aus Budapest Länder-, Kontinental- und Kulturgrenzen überwand und damit zu einer völker- und
religionsverständigenden Person wurde!
Kishon steht für Verbindung,
Versöhnung und Vertrauen.
Dieses Werk mag viele an einen bedeutenden Menschen
erinnern, der noch lange nachwirken möge, damit wir noch lange viel zu lachen
haben.
(Detlef Rüsch; 04/2006)
Ephraim Kishon: "Nichts zu
lachen"
LangenMüller, 2006. 278 Seiten.
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