Stephen King: "Blut und Rauch"
Drei filterlose Storys
Die drei hier besprochenen Geschichten
sind ausschließlich als Hörbuch erschienen und zwar im Original in Form einer
überdimensionalen Zigarettenpackung und in der deutschen Bearbeitung zumindest
dem Aufdruck nach einer solchen nachempfunden. Dabei ist jede einzelne der
Geschichten dem Inhalt und Vortrag nach den Preis der gesamten Packung
wert.
Lunch im Gotham Café
Ein Mann ist von seiner Frau
verlassen worden und beschließt am gleichen Tag mit dem Rauchen aufzuhören.
Während er sich durch den Entzug quält, nimmt der Anwalt seiner Frau Kontakt mit
ihm auf um die Scheidungsformalitäten einzuleiten. Dabei rät ihm dieser auch,
sich selber einen Anwalt zu nehmen. Kurz darauf wird er - wieder über den Anwalt
seiner Frau - zu einem gemeinsamen Essen zu Viert eingeladen, das im Gotham Café
stattfinden soll. Doch im letzten Moment muss der Anwalt des Mannes aus
familiären Gründen absagen und der Mann geht selber hin.
In dem Café fällt ihm sofort das überaus seltsame Verhalten des Oberkellners
auf, das ihm auch deswegen besonders hart ankommt, da er sich zu diesem Zeitpunkt
in der Phase der Nikotinentwöhnung befindet, in der man die ganze Welt als ein
wenig irreal empfindet. Als dieser Kellner schließlich ausrastet, sieht der
Neo-Nichtraucher, wie der Rasende zunächst den Anwalt seiner Frau tötet,
bevor er dann auf den Mann selber losgeht. Ein fürchterlicher Kampf auf Leben
und Tod beginnt, der im Gästeraum des Cafés seinen Anfang nimmt und schließlich
in der Küche
sein Ende findet.
1408
Die Quersumme ist 13. Und dies ist die
Zimmernummer eines Hotelraums auf dem "14." Stockwerk eines ziemlich guten
Hotels. Dieses Zimmer ist seit Jahren nicht mehr vermietet worden, weil dort
etwas vorhanden zu sein scheint, das Gäste in den Tod oder in den Wahnsinn
treibt. Aber der Held dieser Geschichte lässt sich nicht davon beeindrucken,
denn er ist der Autor zahlreicher Bücher über Spukphänomene, und sein neuestes
Werk soll nun von "geistreichen"
Hotelzimmern
handeln. Gegen den ausdrücklichen Wunsch des Hoteldirektors schafft er es
schließlich das Zimmer zu bekommen, doch schon beim Betreten des Raumes beginnt
er sich unbehaglich zu fühlen. Zum ersten Mal seit langem bekommt er wieder Lust
auf eine Zigarette, und ein mitgeführtes Streichholzbriefchen soll ihm
schließlich das Leben - wenn auch nicht die Gesundheit retten.
Im
Kabinett des Todes
Für einen Reporter kann der Aufenthalt in einer
südamerikanischen Diktatur sehr unangenehm werden, wenn die Machthaber glauben,
dass er Informationen über Rebellengruppen haben könnte, die sie dringend
benötigen. Und so findet sich ein Reporter der "New York Times" in der
Begleitung einiger unangenehmer Herren und einer unangenehmen Dame in einem
schalldicht isolierten Kellerraum, dessen Wände und Boden
Blut und Angst
ausschwitzen, und er ist sich gar nicht sicher, dass er hier so ohne Weiteres
lebend herauskommen wird.
Systematisch wird den Hörern die psychologische
Vorbereitung einer Folterung demonstriert, bis es schließlich zum ersten - für
den Helden schmerzhaften - Höhepunkt kommt. Danach braucht er erst einmal eine
Zigarette; die soll ihm schließlich auch das Leben retten und es ihm
ermöglichen, es seinen Peinigern heimzuzahlen.
Wunderbar gelesen und sehr
eindringlich sind alle diese Geschichten und in dieser Form eine Bereicherung
für jede King-Sammlung - aber auch für jeden, der gerne Kurzgeschichten
hört.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2003)
Stephen King: "Blut und
Rauch"
Gelesen von Ulrich
Pleitgen.
Ullstein Hörverlag, 2000.
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