Dr. med. Marianne Koch: "Die Gesundheit unserer Kinder"

Was Sie über ihre körperliche und geistige Entwicklung wissen sollten


Optimale körperliche, seelische und geistige Förderung von Geburt an

Wenn werdende und frischgebackene Eltern auf die Medien hören, können sie leicht den Eindruck gewinnen, zur Kinder"aufzucht" einschließlich der Erziehung sei eine gründliche Fachausbildung nötig, eine Ausbildung, die freilich kaum ein Elternteil besitzt. Deshalb sind sehr viele Eltern verunsichert, zumal sie von einer Flut von Ratgebern schier erschlagen werden, die oft Gegensätzliches propagieren.

Das Buch von Dr. Marianne Koch fasst zusammen, was zu einer unter verschiedenen Gesichtspunkten gesunden Entwicklung gehört. Im ersten Kapitel geht es um das Baby, und zwar sowohl um die körperliche als auch die geistige Entwicklung, aber auch um Praktisches wie die Rolle des Vaters und die Kinderbetreuung in Deutschland (in Österreich und der Schweiz dürfte sich die Situation ähnlich darstellen). Die folgenden Kapitel beinhalten die frühkindliche Gehirnentwicklung und deren optimale Förderung sowie negative Aspekte des Kinderlebens wie Trennung der Eltern und damit einhergehende Verlustängste, Armut - die auch in den Industrienationen weh tut -, Beeinträchtigungen wie Autismus und Gewalt gegen Kinder einschließlich sexueller Übergriffe; die Autorin geht an diese Probleme sehr sensibel heran und spart nicht mit Lösungsvorschlägen, die sich tatsächlich umsetzen lassen.

Kapitel 4 widmet sich der Erziehung und weitergehenden Förderung. Das leidige Thema Fernsehen, das der Autorin sehr und vielleicht überproportional am Herzen liegt, erhält ein eigenes ausführliches Kapitel, wie auch das Lernen: In diesem Abschnitt finden sich wiederum zahlreiche praxisorientierte und sinnvolle Vorschläge, wie Kinder das Lernen lernen und auch Freude daran haben können.

Die nächsten zwei Kapitel befassen sich mit Themen zur physischen Gesundheit, eines mit Essstörungen, vor allem den Ursachen und Folgen des Übergewichts, das andere mit der überaus großen Bedeutung des Sports für Körper und Psyche. Logischerweise schließen sich zwei Kapitel zu Pubertät und Jugend an, die nicht nur verständnisvoll (aus elterlicher und kindlicher Sicht!) die oftmals schweren Probleme in dieser Phase angehen, darunter ausführlich das Thema Sucht beziehungsweise Suchtprävention, sondern auch aufzeigen, wie sich unaufdringlich Werte und ein im wahrsten Sinne des Wortes gesundes Selbstbewusstsein vermitteln lassen.

Diesem Buch merkt man den reichen Erfahrungsschatz der Autorin bezüglich der besprochenen Themen deutlich an. Sie kennt die Probleme, mit denen sich Eltern und Kinder herumschlagen, sei es die Gewalt im Fernsehen (89,4 % der Kindersendungen enthalten den Quellen der Autorin zufolge Gewalt, was Eltern fernsehender Kinder bestätigen können) oder auch die skrupellos auf die Psychologie der lieben Kleinen zugeschnittene Werbung, sei es die ständige Verführung zu ungesundem Essen und zu wenig Bewegung, der ja auch zahllose Erwachsene erliegen, seien es Mobbing und schlechter Unterricht in der Schule oder die für Jugendliche und Eltern belastende Pubertät - und so vieles mehr.

Wie bereits erwähnt, fasst die Autorin nicht nur Sachverhalte treffend zusammen, sondern sie stellt auch realistische Ratschläge zur Verfügung.

Die üblichen Kinderkrankheiten sind übrigens nur peripher Thema des Buchs, nämlich im Zusammenhang mit der Impfung. Es geht um Gesundheit, nicht um Krankheit - oder jedenfalls um die Vermeidung von Krankheiten, Ängsten und anderen Störungen des physischen und psychischen Wohlbefindens. Hierzu werden praktisch alle denkbaren Aspekte, nicht nur modische, aufgegriffen und ausführlich und überzeugend dargelegt, begleitet von Infokästen, Schlagsätzen in der Randspalte sowie veranschaulicht von vielen Grafiken und Fotos.

Mit der Verteufelung des Fernsehens, Sendungen wie jene mit der Maus und Tierdokumentationen ausgenommen, und eines Großteils der Computerspiele liegt die Autorin sicher ganz richtig. Ob ihre Empfehlung, den Fernseher völlig abzuschaffen, ideal ist, liegt im Ermessen des Einzelnen, zumal in der Schule oft verlangt wird, dass bestimmte (und sicher nicht schädliche) Sendungen angesehen werden. Aber auch einer Autorin, die sehr überzeugend und von Fakten gestützt argumentieren kann, muss man nicht immer zustimmen: Ist es wirklich selbstverständlich, dass die Eltern die Küche aufräumen, wenn der Nachwuchs gekocht hat? Dass man Kinder zum Kochen ermutigt, ganz gewiss. Insgesamt tun sich Eltern, auch werdende, mit diesem Buch etwas Gutes; sie finden kluge Informationen und Tipps zu jeder erdenklichen Lebenslage, können sich ein Bild von dem machen, was noch auf sie zukommt, und sind deshalb in der Lage, mit problematischen Situationen souverän und zum Wohl des Kindes umzugehen.

(Regina Károlyi; 06/2007)


Dr. med. Marianne Koch: "Die Gesundheit unserer Kinder.
Was Sie über ihre körperliche und geistige Entwicklung wissen sollten"

dtv, 2007. 278 Seiten.
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Dr. Marianne Koch, geboren 1931, unterbrach ihr Medizinstudium zeitweise für eine erfolgreiche Filmkarriere (Bundesfilmpreis 1955), nahm es jedoch später wieder auf und ließ sich 1985 als Internistin mit eigener Praxis nieder. Nebenbei war sie auch journalistisch tätig, u.a. als Moderatorin der Sendungen "III nach 9", "Club 2" und "MEDIZIN MAGAZIN", sowie als Autorin populärwissenschaftlicher Serien in Zeitschriften. Marianne Koch hat bereits mehrere Auszeichnungen auf dem Gebiet der medialen Kommunikation von Medizin erhalten. Sie lebt in der Nähe von München.