Martina Sylvia Khamphasith, Kiki Suarez: "Tempel und Tortillas"

Erlebnisse in Laos und Mexiko


Zwei Frauen nähern sich unbekannten Welten an

In unserem "globalen Dorf" nehmen immer mehr Frauen das Wagnis auf sich, alle Brücken hinter sich abzubrechen, um der Stimme des Herzens in ein fernes und kulturell völlig fremdes Land zu folgen. Oft verlassen sie sich ganz auf ihr Gefühl, ohne zu wissen, was sie in der unbekannten und in vieler Hinsicht unheimlichen Umgebung erwartet.
Ausgangspunkt dieser Publikation war der Wunsch zweier Freundinnen, die sich über eine literarische Internetplattform kennengelernt und festgestellt hatten, dass ihr Leben starke Parallelen aufweist, ihren Annäherungsprozess an ein dauerhaftes Leben in der Fremde in vielen kleinen wie großen und prägenden Erlebnissen festzuhalten.

Eine der beiden Autorinnen heiratete in Berlin einen Laoten und zog 1984 zu ihm in die laotische Hauptstadt Vientiane. Die Zweite kam aus Hamburg, reiste 1977 nach Mexiko und heiratete in der kleinen, kolonialen Stadt San Cristobal de Las Casas nahe der guatemaltekischen Grenze einen Mexikaner.
In ihren Geschichten aus dem Alltag erzählen die beiden Frauen, wie verwirrend, aber auch manchmal lustig oder auch traurig und verstörend ihre Begegnungen mit den Menschen und Sitten in ihrer neuen Umgebung waren. In Situationen aus allen Lebensbereichen werden die in Deutschland gelernten Lebensregeln immer wieder auf den Kopf gestellt und hinterfragt. Trotz aller Unterschiede scheinen sich die Lebensauffassungen der Laoten und Mexikaner zu gleichen, obwohl beide Länder geografisch und kulturell so weit auseinander liegen. Beides sind sogenannte Drittweltländer. Offenbar stehen sich ein mexikanischer und ein laotischer Bauer in vielem näher als die Einwohner in den Hauptstädten, die sich - wie in den meisten Großstädten der Welt - mehr und mehr westlichem Standards angepasst haben, während die Landbevölkerung nach wie vor archaischen, traditionellen, religiösen und abergläubischen Vorstellungen folgt, die sich auf verblüffende Weise ähneln.

Am Ende fragt sich der Leser, welche die logischeren Lebensregeln sind. Was sich beide Frauen in Deutschland an Erfahrungen und Werten angeeignet haben, wird in ihrem täglichen Erleben immer wieder auf skurrile Weise in Zweifel gezogen. Waren es böse Geister, die die aufgeklärte Deutsche in der Mitte des Flusses, den sie zu Fuß durchquerte, haben straucheln lassen oder - so unsere moderne Interpretation - handelte es sich lediglich um psychologische Beeinflussung? Können aus Holz geschnitzte Heilige Regen bringen, oder ist es purer Zufall, wenn nach der Zeremonie für den Regenheiligen aus dem blauen Himmel tropische Schauer fallen?

Am Ende wird offensichtlich, dass unsere mitteleuropäische - in diesem Falle eben deutsche - Art und Weise, das Leben zu interpretieren, nur eine von vielen möglichen ist und durchaus nicht immer die einzig wahre.

Dieses spannende interkulturelle "Lesebuch" ist einerseits dazu angetan, Frauen, die im Überschwang der Verliebtheit der Stimme ihres Herzens blind in die Fremde folgen wollen, nachdenklich zu machen und sie vor unbedachten Schritten zu warnen, andererseits macht es aber auch Mut, indem es immer wieder den Wert des interkulturellen Zugewinns unterstreicht. Ohne Opferbereitschaft, Mut, Ausdauer, Offenheit gegenüber der fremden Kultur - das ist die eindeutige Botschaft an "Nachahmungstäterinnen" - sollte jedoch keine Frau ein solches Wagnis auf sich nehmen.
Doch auch Männern, die ihre angebetete Eva in ihr fernes Paradies locken möchten, kann dieses Buch die Augen dafür öffnen, welche Schwierigkeiten und Entbehrungen sie einer Frau in der Fremde zumuten, und sie für die unausweichlichen interkulturellen Probleme sensibilisieren.

(Diethelm Kaminski; 11/2007)


Martina Khamphasith, Kiki Suarez: "Tempel und Tortillas. Erlebnisse in Laos und Mexiko"
Hamburger Haiku Verlag, 2007.
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