Martin Schwarz: "John Kerry. Amerikas Chance"


Für die demokratische Wählerschaft in den USA ist er der ideale Kandidat für das 2004 neu zu besetzende Präsidentenamt und für Europa sowieso. John F. Kerry, der nicht zufällig die ihm immer wieder nachgesagte Ähnlichkeit mit dem einstigen Präsidenten Kennedy geschickt zu benutzen weiß. All jene, die genug vom "Kriegstreiber" Bush haben, sehen in Kerry jenen Hoffnungsträger, der die USA außenpolitisch allseits beliebter und innenpolitisch stabiler machen wird.

Kerry ist ein Aufsteiger. Der noch vor kurzem hölzerne und mittlerweile immer bürgernähere Anwalt, der aufgrund der diplomatischen Tätigkeit seines Vaters viele Jahre in Europa zugebracht hat, ist dem noch amtierenden Präsidenten vor allem in wirtschaftlichen Fragen um einiges voraus. Gesellschaftspolitisch ist er, wie zu erwarten, deutlich liberaler. Zusätzlich will er starke Umweltsignale setzen. Außenpolitisch gedenkt er, die USA wieder an UNO und NATO heranzuführen. Als ehemaliger Vietnamveteran weist sich Kerry schließlich durchaus als aufrechter Patriot aus.

Aber wird jenseits des Atlantiks wirklich alles anders, wenn Kerry ins Weiße Haus einzieht? Martin Schwarz, seines Zeichens Experte für internationale Politik, versucht in seiner kurzweiligen, knappen politischen Biografie ein wenig Hintergründen nachzugehen, kann aber diese Frage auch nicht wirklich beantworten. Für den Autor stellt wenig überraschend der in seinem Wahlkampf wesentlich differenzierter auftretende demokratische Präsidentschaftskandidat die bessere Alternative dar, wenn auch dessen bisherige politische Tätigkeit nicht frei von Ungereimtheiten ist. Einfach wird es in jedem Fall auch der nächste mächtigste Mann nicht haben. Dazu sind die zu lösenden Probleme viel zu komplex.

(ama; 05/2004)


Martin Schwarz: "John Kerry. Amerikas Chance"
Droemer-Knaur, 2004. 240 Seiten.
ISBN 3-426-77791-6.
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Martin Schwarz, geboren 1971, war nach dem Studium der Philosophie und Publizistik als Osteuropa- und Balkankorrespondent mehrerer deutscher Zeitungen und Magazine tätig, danach war er Wirtschaftsjournalist und Chefredakteur beim Österreichischen Industriemagazin. Heute lebt und arbeitet er als freier Journalist und Publizist in Wien und schreibt für die Wochenzeitung "Jungle World", den "Freitag", "europolitan" und andere Medien. Außerdem verfasst er regelmäßige politische Analysen für den Washingtoner Think-Tank "Foreign Policy" in Focus.