Jörg Kastner: "Die Farbe Blau"
Solider historischer Kriminalroman mit leichtem Mystikeinschlag
Der Icherzähler, Cornelis Suythof, ist
ein verkannter Maler, der als Aufseher im Rasphuis, dem Amsterdamer Gefängnis,
arbeitet. In einer der Zellen saß ein Mann - ein Blaufärber - ein, der seine
Familie grausam ermordet hatte. Inzwischen hat sich der Täter selbst gerichtet,
er hat sich die Pulsadern aufgebissen und ist verblutet.
Neben dem Toten
steht das Gemälde seiner Familie, das Cornelis' Freund Ossel dem anscheinend
Wahnsinnigen gebracht hatte. Es sieht aus, als hätte es Meister Rembrandt gemalt
- allerdings ist es ganz in Blau gehalten, also jener Farbe, die
Rembrandt Zeit
seines Lebens mied.
Ossel nimmt das Gemälde über das Wochenende mit nach
Hause, und Cornelis findet ihn am Montag in einer Zelle des Rasphuis wieder - er
hat seine Lebensgefährtin brutal ermordet.
Cornelis beginnt zu vermuten, dass
das blaue Gemälde irgendetwas mit dieser Mordserie zu tun haben müsse. Als er
bald darauf sowohl seinen Job als auch seine Unterkunft verliert, wendet er sich
an Rembrandt van Rijn, der ihn bereits einmal aus dem Haus gejagt hat, und
verdingt sich als Schüler des ziemlich heruntergekommenen großen Meisters. So
versucht er dem Geheimnis auf den Grund zu gehen.
Sprachlich kann man das
Werk als gelungen bezeichnen, es ist nicht großartige Literatur, jedoch besser
als der Durchschnitt. Das Buch fesselt durch seinen Erzählstil, aber die
Geschichte ist nicht durchgehend unheimlich spannend (im Sinn von
reißerisch).
Kastner fesselt viel mehr dadurch, dass seine Geschichte schön
fließt und man tief eintauchen kann in das Amsterdam des späten 17.
Jahrhunderts.
Die Figuren sind vielleicht etwas zu einseitig und einfach
geschildert, aber man darf hierbei nicht vergessen, dass der Erzähler ein
zutiefst Betroffener ist - kein Wunder also, dass er die Welt in Schwarz und
Weiß einteilt.
Apropos Figuren: Mut beweist Kastner, wenn er den Amsterdamer
Chefermittler Jeremias Katoen und seinen Mitarbeiter Dekkert nennt - lassen sich
diese Namen doch ins "Amerikanische" als Jerry Cotton und (Phil) Decker
übersetzen.
Kastner hebt sich angenehm aus der Masse ab, erreicht aber
nicht die erzählerische Klasse eines Werkes wie z.B. "Das Parfum". Insgesamt
dennoch aber ein Buch, das man wirklich gerne liest und daher auch
uneingeschränkt empfehlen kann.
(Reinhold Stansich; 02/2005)
Jörg Kastner: "Die Farbe Blau"
Knaur, 2005.
415 Seiten.
ISBN 3-426-66169-1.
ca. EUR 20,50.
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Jörg Kastner, geboren 1962 in Minden an
der Weser, hat nach erfolgreichem Jurastudium aus der Liebe zum Schreiben einen
Beruf gemacht.
Weitere Bücher des Autors:
"Engelsfluch"
Wer den Schlaf
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"Der Engelspapst"
Mord im Vatikan - Entsetzen lastet über den Dächern und Kuppeln der Ewigen Stadt.
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Kastner nimmt in seinem Roman den Faden bei Victor Hugos Klassiker
"Der Glöckner
von Notre-Dame" auf, denn Hugo hat nicht die ganze Geschichte von Notre-Dame
erzählt ...
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