Lama Karta: "Wie Prinz Siddhartha Buddha wurde"


Auf einem tibetischen Neujahrsfest fiel uns beim Bücherstand dieses Buch in die Hände. Meine siebenjährige Tochter und ich waren gleichermaßen von den farbenfrohen bunten Bilder begeistert. Wir brannten beide darauf, den Inhalt kennen zu lernen. Es wurde ein abendliches Ritual, daraus zu lesen.

Zum Inhalt
Wie ein wunderschönes, orientalisches Märchen beginnt das Leben des Prinzen Siddhartha. Alles deutete auf ein besonderes Ereignis hin. Blumen blühten in nie dagewesener Fülle, Schmetterlinge kamen zu Tausenden in den Palast.
Die Königin hatte einen seltsamen Traum, in dem ein Elefant vom Himmel kam und sie besuchte. Sie erwachte mit einem Gefühl tiefer Freude. Als sie dies dem König erzählte, befragte dieser sogleich seine Wahrsager und Astrologen. Diese sagten ihm die Geburt eines Sohnes, der ein großer Herrscher werden soll, voraus.
Sie sagten ihm auch voraus, dass er das Leben eines Mönches wählen würde und die höchste spirituelle Stufe erlangen würde, die ein Mensch erreichen könnte.
Der König war zwar sehr erfreut, einen Sohn zu erwarten, er wollte jedoch keinen Mönch, sondern einen mächtigen König als Nachfolger.

Alle freuten sich auf die Ankunft des neuen Herrscherkindes. Alle, außer dem Erstgeborenen Leijdin. Der zehnjährige Bruder war erfüllt von Neid und Eifersucht. Seine Mutter, die Königin, hatte nun nicht mehr uneingeschränkt Zeit und Aufmerksamkeit für ihn. Das alleine reichte schon, den noch ungeborenen Bruder zu verabscheuen.
Die Königin spürte, dass ein besonderes Kind in ihr heranwuchs. Sie kümmerte sich um die Kranken und Armen, wachte darüber, dass ihre Diener genug zu essen und Erholung bekamen und sorgte auch für die Tiere. Sie interessierte sich für alle Lebensformen um sie herum.
Als der Geburtstermin näher rückte, machte sie sich, gemäß der Tradition, auf den Weg zu ihrer Familie. In ihrem Heimatdorf kam ihr Sohn zur Welt. Schmerzlos brachte sie ein Kind zur Welt, das sieben Schritte in jede Himmelsrichtung machte und bereits sprechen konnte. Bei jedem Schritt wuchs eine Lotusblume aus seinem Fußabdruck.
Der König, der außer sich war vor Freude, taufte ihn auf den Namen Siddhartha, das bedeutete: Der, der das höchste Ziel erreicht.

Siddhartha war ein Kleinkind, das mit seinem Lächeln die Welt verzaubern konnte. Alle liebten ihn. Nur sein Bruder Leijdin nicht. Er gab sogar seinem jüngeren Bruder die Schuld am frühen unvermuteten Tod ihrer Mutter.

Der jüngere der Prinzen wuchs heran und lernte vieles. Er begriff rascher als jeder Andere und war sehr wissbegierig. Er unterschied sich jedoch von anderen Kindern durch seine Art, den Dingen auf den Grund zu gehen und über das Unglück in der Welt nachzudenken.
Das gefiel dem König nicht. Er befürchtete, die Prophezeiung könnte eintreffen und wollte um jeden Preis verhindern, dass sein Sohn Mönch werden könnte. Er ließ von morgens bis abends Unterhaltung und Beschäftigung für seinen Sohn kommen, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Sänger, Musiker, Zirkusartisten und Zauberkünstler sollten ihn vom Weg zum Mönch abbringen.
Diese Künstler erzählten Siddhartha jedoch von der Welt außerhalb des Palastes. Neugierig geworden, beschloss er mit dem alten Gärtner Sirva einen Ausflug zu machen.
Daraus wurden mehrere Besuche der Welt außerhalb der Palastmauern. Er lernte Krankheit, Leiden und den Tod kennen. Da wuchs in ihm der Wunsch, einen Weg zu finden, die Welt zum Glück zu führen.
Um ihn von diesen Gedanken wieder abzubringen wurde beschlossen, dass es für ihn an der Zeit wäre, zu heiraten. Siddhartha suchte sich aus den vielen Bewerberinnen ein Mädchen namens Yacha aus, und nachdem er ihren Vater in Wettkämpfen überzeugt hatte, dass er ein tapferer und würdiger Schwiegersohn wäre, wurde ein großes Hochzeitsfest gefeiert.

Die Jahre vergingen, und Siddhartha war Vater geworden. Seine Frau Yacha hatte ihm einen Sohn namens Rahula geschenkt, den er liebte und herzte. Es ließ ihm jedoch keine Ruhe, er wollte hinaus in die Welt, um sie vom Leid zu befreien. Er hörte nicht auf, seinen Vater um Erlaubnis zu bitten, ihn gehen zu lassen. Endlich gab der König nach und ließ ihn ziehen.

Siddhartha ritt los und kam zu einem Wald. Dort schickte er seinen Begleiter, Sirva, zurück zum Palast um alleine weiter zu ziehen. Er traf im Wald einen alten ehrwürdigen Mann, den er mit all seinen Fragen bestürmte. Aber er erhielt keine Antworten, die ihm weiterhalfen. Da beschloss er, einen anderen Weg zu gehen: den der Askese. Er verzichtete auf alles, was das Leben angenehm und schön machte. Fünf Männer, die sein Vater ihm zum Schutz geschickt hatte, begleiteten ihn . Er magerte ab, wurde bleich und schwach, doch er war keinen Schritt weiter gekommen. Nach sechs Jahren wurde ihm klar, dass zum Gleichgewicht des Geistes auch ein gesunder Körper gehört und gab das Leben eines Asketen auf.
Er wusch sich, stärkte seinen Körper mit Essen und setzte sich unter einen Baum. Er beschloss, diesen Platz erst zu verlassen, wenn er erleuchtet wäre. Er brachte seinen Geist durch konzentrierte Atmung zur Ruhe und versank in tiefe Meditation. Böse Mächte versuchten seine Ruhe zu stören, indem sie ihn in Wut bringen wollten. Er ließ sich jedoch nicht vom rechten Weg abbringen. Er erwachte und war zum Buddha geworden.
Er saß unter dem Bodhibaum, meditierte, ließ Liebe und Mitleid wachsen.

Einige Geister wollten wissen, warum er die Erleuchtung erlangt hatte und viele andere nicht. Siddhartha erklärte, dass diese wohl nur ihr eigenes Wohlergehen erstrebten, nicht aber das Glück aller.
Die Dämonen versuchten alles, ihn zu erschrecken oder zu ärgern, aber als nichts Erfolg hatte, verließen unzählige Dämonen das Reich der bösen Geister und wurden zu guten Geistern. Einige Begegnungen zeigten ihm, dass es wichtig wäre, seine Erkenntnisse mit Anderen zu teilen. Er sollte nicht sitzen bleiben, sondern seine Lehren in der Welt verbreiten.

Nach Hause wollte er noch nicht. Dort herrschte sein eifersüchtiger, tyrannischer Bruder Leijdin. Er wollte seiner Familie erst zeigen, dass seine Lehren für alle wichtig wären. Aus seinen fünf Asketenfreunden wurden die ersten Mönche, denen noch viele folgten. Bald hatten sie ein eigenes Kloster. Dort erreichte ihn ein Brief seines Vaters, in dem er ihn bat, ihn noch einmal sehen zu können.
Siddhartha freute sich, alle seine Lieben wieder zu sehen. Seine Lehren beeindruckten Yacha und seinen Sohn derart, dass sie ihm als Mönch und Nonne folgten.

Als Buddha 80 Jahre alt war, fühlte er sein Ende nahen. Seine Anhänger und Vertrauten waren sehr traurig, aber er meinte nur: "Habe ich nicht gesagt, dass alles was uns lieb ist, sich wandelt und wieder verschwindet. Habe ich nicht gesagt, dass alles was geboren ist, sterben wird. Alles ist vergänglich."
Er ging zurück in sein Zimmer, nahm Lotushaltung ein, und wenig später starb er. Sein Körper blieb in dieser Haltung und strahlte ein sanftes goldenes Licht aus, das nur langsam erlosch.

Dieses Buch, von Lama Karta geschrieben, ist für Eltern und Kinder gleichermaßen wunderschön. Empfehlenswert ist es, gemeinsam zu lesen, um einiges erklären zu können. Besonders bei jüngeren Kindern. Die Erzählform erinnert an die Märchen aus 1001 Nacht.
Der siebenjährigen Testleserin hat besonders gefallen, dass es abgeschlossene Kapitel gibt, die von hübschen Bildern begleitet werden.
Die Weisheit der Lehre Buddhas wird in Form einer Geschichte nahegebracht. Das Buch ist daher sicher geeignet, Kindern die Weltreligion Buddhismus verständlich und interessant näher zu bringen.
Nachdem das Buch Menschen von 8 bis 88 Jahren empfohlen wird, ist es wohl eine Investition, die für die ganze Familie von Nutzen ist.

(MR; 01/2002)


Lama Karta: "Wie Prinz Siddhartha Buddha wurde"
Ansata, 2000.
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