Wladimir Kaminer: "Mein Leben im Schrebergarten"

Mit Illustrationen von Vitali P. Konstantinov


Olga Kaminer beschließt, voller guter Erinnerungen an den Garten ihrer Oma in Grosny, dass die Familie sich unbedingt einen Schrebergarten anschaffen sollte. Der Autor Wladimir Kaminer zeigt sich skeptisch, doch die Dynamik seiner Frau hält ihn dazu an, das Ganze auf sich zukommen zu lassen, zumal Olga darauf besteht, nicht zu den typischen, spießigen Kleingärtnern gehören zu wollen, sondern ein Fleckchen Grün zum Feiern und Grillen mit Freunden zu wünschen.
Schneller, als er sich versieht, steht jedoch eine Besichtigung von Parzelle 118 in den "Glücklichen Hütten" an, und noch einmal schneller findet sich Wladimir Kaminer als Kleingärtner wieder.
Nun kommt es, wie es kommen muss: die naive Vorstellung vom Wochenendparadies lässt sich nicht lang aufrechterhalten. Die Pflege des Gartens nimmt zusehends Zeit in Anspruch, außerdem machen die Kaminers nicht nur die Bekanntschaft teils skurriler Nachbargärtner, sondern ebenfalls Bekanntschaft mit den Richtlinien, Regeln und Gesetzen für Schrebergärtner. Zum Feiern kommen Kaminers jedenfalls nicht so, wie sie sich das eigentlich gedacht hatten ...

Wladimir Kaminer kommt ohne viele Umschweife gleich zum Mittelpunkt des Ganzen, zum Schrebergarten und dessen Anschaffung nämlich. Voller Witz und garniert mit höchst plastischen Beschreibungen des Umfelds und der Gefühlslage nimmt Kaminer den Leser mit auf seine (Selbsterfahrungs-)Reise zum Thema Garten. Wirklich: manch eine Stelle ist derart lustig, dass sich die Lektüre nicht unbedingt in Bus und Bahn empfiehlt - es sei denn natürlich, man möchte die Mitfahrer mit brüllendem Gelächter unterhalten.

Der Schwung des Buches, übrigens von 224 Seiten Gesamtumfang und zu Beginn der einzelnen Kapitel mit Zeichnungen von Vitali Konstantinov versehen, verliert sich jedoch relativ schnell. Fügen sich die "Notizen zum Schrebergartenroman" ab Seite 31 noch harmonisch in das ganze Thema ein, wirkt die "Ode an eine Hummel und eine Raupe oder Schnecke" schon deutlich deplatziert. Nach der Hälfte der Zeit, irgendwo inmitten von "Der kaukasische Garten" verliert das Ganze dann den letzten Pfiff. Ab da wird sicherlich gern noch geschmunzelt, laut aufgelacht aber nicht mehr.

Sicherlich bietet "Mein Leben im Schrebergarten" unterhaltsame Lektüre. Deutsche, Russen, Kleingärtner, Großstädter, spießige und alternative Lebensformen - alle haben ihren Platz in diesem Buch, und all diese Themen inklusive der wiederkehrenden, netten kleinen Seitenhiebe machen das Buch durchaus zu einer lohnenswerten Anschaffung.
Leider bleibt am Ende dennoch ein etwas schales Gefühl und der Leser könnte sich ein wenig betrogen fühlen. Während die erste Hälfte voller Esprit steckt und man das Gefühl hat, etwas wirklich Großartiges in den Händen zu halten, flachen Witz wie auch Inhalt in der zweiten Hälfte leider deutlich ab. Oder ist es der Gewöhnungseffekt, der hier zum Tragen kommt?

(Tanja Elskamp; 10/2007)


Wladimir Kaminer: "Mein Leben im Schrebergarten"
Mit Illustrationen von Vitali P. Konstantinov.

Manhattan Verlag, 2007. 224 Seiten.
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