Papus: "Die Kabbala"
Einführung in die jüdische
Geheimlehre
In der Übersetzung von Prof. Julius Nestler
Es geht um Kabbala, eine alte mystische Tradition mit Wurzeln
im Judentum, die derzeit zum Kult unter Hollywoodstars und anderen Prominenten
avanciert. Das Bedürfnis nach einem verborgenen Zugang zu allumfassendem Wissen
ist uralt und scheint bis heute ungebrochen.
Vor diesem Hintergrund erschien es spannend, sich mit einem erstmals bereits
um 1900 erschienenen Werk
über die
Kabbala zu beschäftigen. Doch bevor der Leser sich mit dem vorliegenden
Buch beschäftigt, wäre eine Auseinandersetzung mit Gebräuchen und Sitten der
jüdischen Religion und
deren Geschichte empfehlenswert. Die Kabbala von Papus
erfordert volle Aufmerksamkeit und konzentriertes, oft auch mehrmaliges Lesen,
um der komplexen Thematik nahe zu kommen.
Kabbala, hebräisch für "Überlieferung", wird im Neuen Lexikon des Judentums
als Mystik und Geheimlehre bezeichnet, die über die Jahrhunderte hinweg weitergegeben
wurde. Ausgangspunkt für die ganze Kabbala bildet das hebräische Alphabet. Jeder
Buchstabe bringt dreierlei zum Ausdruck - eine Hieroglyphe, eine Zahl und eine
Idee - die entscheidenden Elemente der Kabbala.
Alle wissenschaftlichen, philosophischen und religiösen Lehren der Kabbala sind
in ihren beiden wichtigsten Quellen, dem Zohar und dem Sepher Jesira, enthalten,
dem sich der dritte Teil des Buches widmet. Zuvor erfolgen ausführliche Darstellungen
der Einteilung, der Lehren sowie der methodischen Darstellung der Kabbala. Weitreichende
Buchstaben- und Zahlensymbolik stehen im Mittelpunkt der Kabbala. Doch Papus
hat sich auch stark mit der Entsprechung der menschlichen Organe und Glieder
mit den zwölf Tierkreiszeichen
und den sieben Planeten sowie der Wochentage und Monate auseinandergesetzt.
Interessant erscheint auch die Lehrmeinung der Kabbalisten über die Konstitution
des Menschen und die Beschäftigung mit den entscheidenden Fragen: Woher kommt
der Mensch und wohin geht er?
Das vorliegende Werk legt ein interessantes kulturgeschichtliches Zeugnis ab
für eine Zeit, in der Widersprüchliches vereinbar schien und Originalität den
historisch-kritischen Zugang ersetzte. Es ist geprägt von der Suche nach einer
Synthese religiöser Traditionen aus Christentum und Judentum sowie Ideen der
Rosenkreuzer und Freimaurer und baut darauf auf, dass eine den Religionen gemeinsame
Wahrheit existiert. Spannende Einblicke in die Geschichte des
Okkultismus werden
gewährt, und es finden sich auch Andeutungen über magische Praktiken und ekstatische
Übungen.
Fazit: Insgesamt ein sehr umfangreiches, von französischen Gelehrten verfasstes
Werk, das sicherlich ein Schlüssel für das Verständnis der Kabbala sein kann.
Vorhandenes Vorwissen würde das Studium der Lektüre aber ungemein erleichtern,
denn "es ist nichts leichter zu verstehen und doch nichts schwerer zu studieren
als die heilige Kabbala, die den wahren Kern aller abendländischen Mystik bildet."
(Margarete Wais; 09/2004)
Papus: "Die Kabbala"
In der Übersetzung von Prof. Julius Nestler.
Mit einem Vorwort von Gerold Necker.
Überarbeitet und wissenschaftlich betreut von HD Dr. theol. habil. Michael Tilly.
Marixverlag, 2004. 640 Seiten; mit Abbildungen.
Buch bei amazon.de bestellen