Elfriede Jelinek: " Macht nichts.
Eine kleine Trilogie des Todes"
Macht nichts. Eine
kleine Trilogie des Todes von Elfriede Jelinek ist 1999 erschienen. Der Band
beinhaltet drei kurze Theaterstücke:
Erlkönigin
Eine namentlich
nicht genannte berühmte Schauspielerin wird nach ihrem Tod einer alten Sitte
entsprechend dreimal um
das Burgtheater getragen. Zum Publikum sprechend
resümiert sie ihr Leben als Schauspielerin. Während der Nazizeit hatte die
Akteurin völkischen Geist auf die Bühne gebracht und dabei etwas von der
wirklichen Macht geschnuppert. Nun verschafft sie sich aus der offenen Kiste
heraus zum letzten Mal Luft. Das Spiel ist für diese alte Dame mit dem Tod
durchaus nicht zu Ende, die Prozession um die Burg hält eine letzte Traumrolle
für die anmaßende Tote bereit, die nicht aufhören kann zu sprechen, von der aber
auch die Verehrerschaft nicht ablässt.
Der Tod und das
Mädchen
Das Mädchen Schneewittchen wird mit einem wildentschlossenen
Jäger, der den Tod verkörpert, in einem Dialog zusammengespannt. Von ihrer
Stiefmutter bereits
mit dem Apfel vergiftet, hat sie diese Attacke
ohnmächtig überlebt und ist nun auf der Suche nach der Wahrheit. Diese erhofft
sie bei den sieben Zwergen zu finden. Nur hält sie leider den Wegeplan verkehrt
herum und wird vom Jäger gefunden. Es folgt ein Meinungsaustausch über Tod,
Wahrheit und Schönheit, welcher nicht lange dauern soll, denn mit dem finalen
Fangschuss wartet der Schütze nicht lange.
Der Wanderer
Der Wanderer ist ein Mann, der
zum Opfer geworden ist und nun nicht mehr aufhören kann zu gehen und auf Berge
zu steigen. Er geht, ohne dabei den Weg zu kennen, ihm fehlt das Ziel und er ist
unfähig, sich selber eines zu setzen. Der alte geisteskranke Mann kann nichts
weiter mehr als wandern. Auf seinem Weg spricht er allerlei, doch das Meiste
davon bleibt unbegreiflich, er redet und redet und wandert und wandert, ohne
dass es für ihn noch ein Nachhausekommen gibt.
In allen drei Texten
ist Macht das zentrale Thema. In Erlkönigin ist es die Ausübung der
Macht, die thematisiert wird. Die
Macht des Nationalsozialismus; die Macht, welche die
Schauspielerin auf ihr Publikum ausübt; die Macht, die sie selber mitspielen
lässt und die Macht des Publikums, das sie schließlich nicht sterben
lässt.
In Der Tod und das Mädchen, treten verschiedene Machtformen
gegeneinander an, wobei die Macht der Schönheit gegen die Macht des Todes zu
verlieren scheint.
In Der Wanderer ist es die Macht der Erinnerung,
die den Protagonisten letztendlich zum Opfer gemacht hat. Also eine Umkehrung,
von der totalen Macht zur absoluten Machtlosigkeit.
Elfriede Jelinek hat in einem Interview einmal gesagt: "Ich mache sie, die Opfer wie die Täter, ja nicht unterschiedslos fertig, sondern ich zeige, wer die Opfer sind und wer die Täter sind." Mit dem Buch Macht nichts geht sie noch darüber hinaus, sie zeigt nicht nur Täter und Opferprofile auf, sondern macht den LeserInnen deutlich, dass diese Definition oft gar nicht so eindeutig ist, wie zunächst angenommen werden könnte. Jeder kann Täter und/oder Opfer sein beziehungsweise dazu werden.
(Verena Hellenthal)
Elfriede Jelinek: " Macht nichts. Eine kleine Trilogie
des Todes"
Rowohlt Verlag 2002
91 Seiten
ca. EUR 6,90.
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