Franz Hubmann: "Das photographische Werk"


Die Chronik eines halben Jahrhunderts fotografischen Schaffens

Der lebendig und liebevoll gestaltete Band ist ein Bilderbuch im besten Wortsinn. Als Einleitung oder vielmehr Einstimmung auf die 419 Schwarzweiß-Abbildungen dient ein Interview, das Wilfried Seipel mit Franz Hubmann geführt hat.
Darin wurde unter Anderem der Stellenwert der Fotografie in Österreich kontroversiell diskutiert, und der am 2. Oktober 1914 in Niederösterreich geborene Fotograf erläuterte in groben Zügen seine Erfahrungen und Erlebnisse mit der technischen Entwicklung auf dem Kamera- bzw. Filmsektor. Er äußerte aber auch berechtigte Zweifel am Wahrheitsgehalt mancher publizierter Fotos, die er mit den Verfremdungsmöglichkeiten, die sich durch den Einsatz hochentwickelter Bildbearbeitungstechniken z.B. der digitalen Fotografie ergeben, begründete.

Dennoch sah Hubmann die technischen Entwicklungen als Erweiterung der Möglichkeiten des Fotografen, nicht als Ersatz der bewährten Mittel. Auch der Lomografie stand er aufgeschlossen gegenüber, wenngleich er auch anmerkte, dass ihn seine Versuche in dieser Richtung "künstlerisch nicht weitergebracht" haben. Gerade dieses Wesensmerkmal der Offenheit gegenüber aktuellen Entwicklungen spürt man geradezu bei Betrachtung seiner Aufnahmen.

Die Live-Fotografie als prägendes Ausdrucksmittel des modernen Zeitgeistes, unter Auflösung jeglicher Distanz zwischen Fotograf und Objekt, ermöglicht beinahe zeitlose Wirklichkeitsnähe und Teilnahme.

Die Bilder sind in folgende Kapitel eingeteilt:
"Kunst kommt von Müssen", "In Wien", "Auf Reisen", "Dichter & Denker", "Musiker, Tänzer & Theatermenschen".
Im Textbeitrag von Ulrich Pohlmann wird Franz Hubmanns Werdegang umrissen, die Bedeutung seiner Arbeiten hervorgehoben und die Art seiner Annäherung an Motive beleuchtet ("enthüllt den Wesenskern", "psychologisches Gespür", "verdichtete Realität", "präzise-poetische Bildersprache", "Aufnahmen als Zeugnis der internationalen Kunst nach 1945").

Franz Hubmanns Fotoreportagen für die Zeitschrift "magnum" (ein 1954 gegründetes österreichisches Zeitgeistjournal) waren Ausgangspunkt und Grundlage seiner Karriere. Das Bild als solches erhielt erstmals eigenständige Bedeutung und diente nicht mehr nur der Illustration von Texten.
Franz Hubmann kam über die Landschaftsfotografie zur "Entdeckung des Menschen". In den 1950er- und 60er-Jahren entstanden seine bekannten Serien von Porträtaufnahmen berühmter Künstler. Neben den sicherlich breitenwirksameren Porträts von prominenten Persönlichkeiten (z.B. Pablo Picasso, Herbert von Karajan, H.C. Artmann, Helmut Qualtinger), zählen die Fotos des Kapitels "Auf Reisen" zu den stimmungsvollsten.
Aus der Perspektive des Fotografen gewinnt man einprägsame Einblicke in das lebendige Treiben einiger Großstädte (Hamburg, Paris, Rom, New York), indem beispielsweise charakteristische Straßenszenen und Menschen in "Alltagsposen" abgelichtet sind.

Franz Hubmann legte großen Wert auf den strukturellen Aufbau der Bildkomposition. Kombiniert mit seinem Motto, "auf Katzenpfoten-ganz leise zu sein, im Hintergrund zu bleiben" entstanden Momentaufnahmen von unaufdringlicher Realität und eindrucksvolle Stimmungsbilder (mit den Worten von Hans Hollein: "Umsetzung einer dreidimensionalen Realität in ein zweidimensionales Medium der Vermittlung").

Weitere Textbeiträge stammen von Hans Hollein, Carl Aigner, Otto Breicha und André Heller. Der Band bietet außerdem eine Übersicht sämtlicher Bücher Franz Hubmanns sowie eine Auflistung der erhaltenen Preise und Auszeichnungen.

(kre)


Franz Hubmann: "Das photographische Werk"
Brandstätter Verlag, 1999. 304 Seiten.
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Der international bekannte Fotograf Prof. Franz Hubmann wurde 1914 in Ebreichsdorf geboren. Er starb am 9. Juni 2007 in Wien. Franz Hubmann war Mitbegründer der Kulturzeitschrift "magnum", seit 1964 freischaffend, Schöpfer von Fernsehfilmen, u. a. "Hohe Schule der Photographie", "Heimito von Doderer", "Das alte New York".
Zahlreiche Buchveröffentlichungen: u. a. "Das deutsche Familienalbum" (1972), "Heimliches Österreich" (1975), Wien und fünf weitere Bundesländer in der Reihe "Die Länder Österreichs", "Café Hawelka" (1982 und 2001), "Damals in Wien" (mit Christian Brandstätter, 1995), "Die Zaubergärten des André Heller", "Auf den Spuren von Heimito von Doderer" (1996) und "Wo die Träume wohnen" (1998), "Mohn und Granit" (1999) sowie "Wie ich es sehe" (2003).


Weitere Buchtipps:

Wilfried Seipel: "Fritz Wotruba. 1907-1975 Leben, Werk und Wirkung"
Der österreichische Bildhauer Fritz Wotruba (1907–1975) zählt heute zu den "Klassikern" der modernen Plastik. Als erfolgreicher Künstler und Lehrer mehrerer Bildhauergenerationen, u.A. von Oswald Oberhuber, Joannis Avramidis, Alfred Hrdlicka, beeinflusste er maßgeblich die gesamte österreichische Bildhauerei der Nachkriegsjahrzehnte.
Überdies war er durch sein kulturpolitisches Engagement eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des österreichischen Kulturlebens. In seiner Arbeit entwickelte er ein charakteristisches Konzept der Abstraktion der menschlichen Figur mit Würfeln und Quadern, Röhren- und Zylinderformen und versuchte, Mensch und Architektur formal zu verbinden. In den 1960er-Jahren schuf er vielbeachtete bühnenarchitektonische Arbeiten.
Den Höhepunkt seiner künstlerischen Arbeit bildete die Gestaltung eines tatsächlichen Bauwerks, nämlich der Wotruba-Kirche in Wien-Mauer. Sein Werk fand vor allem ab den 1950er-Jahren durch eine enorme Ausstellungspräsenz in Europa und den USA große internationale Beachtung. Acht Experten gehen in diesem Band neuen Fragestellungen zu seinem Leben, Werk und seiner Wirkung nach, mit dem Ziel einer zeitgemäßen Neubearbeitung, Neubewertung und Neupositionierung Wotrubas im österreichischen und internationalen Kontext.
Wilfried Seipel, Herausgeber: Seit 1990 Direktor des Kunsthistorischen Museums Wien. Zahlreiche Publikationen, u.A. "Das Gold der Pharaonen" (2001), "Kaiser Ferdinand I." (2003) sowie "Der Turmbau zu Babel. Ursprung und Vielfalt von Sprache und Schrift" (2003). (Brandstätter)

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Margit Zuckriegl, Gerald Piffl (Hrsg.): "Franz Hubmann. Photograph"
Franz Hubmann, der Doyen der österreichischen Fotografiekunst, ist am 9. Juni 2007 92-jährig in Wien gestorben. Nicht Grund genug, sondern Gebot der Stunde, dem Oevre des Fotografen eine umfassende Werkschau zu widmen. Hubmann hat wie kaum ein Anderer seinen Beitrag zur österreichischen Fotografiegeschichte geleistet. Als Mitbegründer der legendären Zeitschrift "magnum" gelang ihm im Wien der Nachkriegszeit der Anschluss an die elementaren Leistungen der Live-Fotografie. Ob New York oder Paris, Rom oder die 1950er und 1960er Jahre in Wien zwischen Brunnenmarkt und Donau, ob Künstler wie Picasso, Braque, Giacometti, Wotruba oder Oskar Werner, ob Kaffeehaus oder Opernball: Franz Hubmanns Werk ist längst von internationaler und bleibender Bedeutung.
Diese Monografie mit rund 300 Fotografien macht begreifbar, warum Franz Hubmann schon zu Lebzeiten eine Legende war. Eine Reihe von Beiträgen runden das Bild des großen Fotografen ab. (Verlag Christian Brandstätter)
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Franz Hubmann: "Wie ich es sehe"
Das Angebot der Wirklichkeit: Die Farbfotografie von Franz Hubmann.
Farbfotografie ist - um es einmal vorsichtig auszudrücken - eine heikle Sache. Technisch wie künstlerisch. Die großen Fotografen - ob Ansel Adams oder Edward Weston - waren sich auch selten einig, wenn es um Farbe ging.
Franz Hubmann, Doyen der österreichischen Schwarzweiß-Fotografie, stand der Farbfotografie ambivalent gegenüber. Zwar hatte er bereits in den 1940er-Jahren damit begonnen (für den Aufbau des Bildarchivs der "Österreichischen Verkehrswerbung"), und doch blieb Aversion bestehen: "Buntfotografie" sei nichts als eine geschwätzige Linse, die Mühe hat, die Zerreißprobe zwischen wahrem Ausdruck und einem unverfälschten Protokoll der Wirklichkeit zu bestehen.
Man kennt Hubmann als großen Farbfotografen: Seine Waldviertel-Bücher u. a. sind vielgeliebt. Doch neben der farbigen Landschaftsfotografie und Flächigem, das das Objekt an sich vollständig abstrahiert, existiert auch eine weite Palette großer Hubmannscher Live-Fotografie.
Franz Hubmann war der Ansicht, dass Farbe in der Fotografie schwierig zu handhaben sei - er hat sie sehr früh in den Griff bekommen. Das vorliegende Buch ist der Beweis. (Verlag Christian Brandstätter)
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