Walter Hohenester, Michael Helfferich: 
"Ganzheitlich heilen durch Homöopathie"

Beschwerden und Krankheiten sanft heilen

Eine Anleitung zur homöopathischen Selbsthilfe


Die Homöopathie wird längst nicht mehr als pseudomedizinische Scharlatanerie abgetan. Im Gegenteil, immer mehr Menschen beschreiten diesen Weg, um nicht nur Krankheiten, sondern auch deren Ursachen sanft zu heilen.

Vor knapp 200 Jahren von Friedrich Christian Samuel Hahnemann begründet, beruht die Homöopathie (griech.: homoios = ähnlich, pathos = Leiden) auf dem Prinzip, Ähnliches mit Ähnlichem zu behandeln. Stoffe, die in hoher Dosis beim Gesunden bestimmte Symptome auslösen, bewirken in homöopathischer Verdünnung beim Erkrankten eine Stimulierung der Selbstheilungskräfte.

Kamille, Tollkirsche, Chinarinde und Muskatnuss, Schwefel, Phosphor, Kohle, Platin und Quecksilber oder Tintenfisch und Lachesis, ein Frauenmittel aus Schlangengift, sind nur einige der scheinbar unerschöpflichen natürlichen Arzneimittel aus dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich, derer sich die Homöopathie bedient. Durch das stufenweise Potenzieren, d.h. Verdünnen, der so genannten Urtinkturen und das nach jedem Schritt erfolgte, energetische Kräfte freisetzende Verschütteln von Flüssigkeiten bzw. Verreiben von Pulvern, als Globuli bezeichneten Kügelchen und Tabletten steigert sich ihre Heilkraft selbst dann, wenn die Wirkstoffe gar nicht mehr physikalisch nachweisbar sind. Obwohl die bis heute fehlende wissenschaftliche Erklärung für den Vorgang des Potenzierens Kritiker herausfordert, ist die Wirksamkeit des Verfahrens bewiesen, hilft die Homöopathie doch auch bei Kindern, Tieren und Pflanzen, die keinen womöglich heilenden Glauben an die Methode haben können.

Das homöopathische Anamnesegespräch dauert mindestens eine Stunde, das Aussehen und Auftreten, die Kleidung und Sprechweise des Kranken spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Art der Schmerzen und die äußeren Einflüsse, die Beschwerden verbessern oder verschlechtern. Auch die Persönlichkeit des Patienten ist entscheidend für den Einsatz des richtigen Mittels - die Magenschmerzen eines nervösen, aufbrausenden Menschen müssen anders behandelt werden als die einer verklemmten, schüchternen Person. Die Homöopathie ordnet jedem Persönlichkeitstyp ein bestimmtes Konstitutionsmittel wie etwa Arsen, Pulsatilla oder Kalzium zu, also ein Mittel, das dem Menschen in seiner körperlichen, geistigen und emotionalen Gesamtheit am besten entspricht und auch bei charakterlichen Schwierigkeiten helfen kann.

So aufwändig und vielschichtig die homöopathische Fallaufnahme durch einen Arzt oder Therapeuten auch ist, bietet die Homöopathie doch vielfältige Möglichkeiten zur schonenden Selbstbehandlung kleiner und größerer Beschwerden des täglichen Lebens. Gerade in der Kinderheilkunde und bei Erkältungen, fieberhaften Infekten und ihren lästigen Begleiterscheinungen hat sich ihr Einsatz hervorragend bewährt, aber auch bei Muskel- und Gelenksschmerzen, Prüfungsangst und Lampenfieber, Verdauungsproblemen, Akne, Wetterfühligkeit oder Reisekrankheiten können homöopathische Mittel Linderung und Heilung bringen.

Hilfe zur homöopathischen Selbsthilfe will auch die neue, überarbeitete Auflage eines 1995 erstmals erschienenen Buches von Walter Hohenester und Michael Helferich geben. Die beiden Apotheker stellen in "Ganzheitlich heilen durch Homöopathie" die Grundlagen dieser Heilkunst vor und vermitteln wichtige Tipps und Warnhinweise für eine erfolgreiche Selbstbehandlung. So braucht eine vorübergehende Verschlechterung der Symptome nicht zu erschrecken, da sie einfach der Beweis ist, dass das gewählte Mittel tatsächlich wirkt. Bei der Verwendung von ätherischen Ölen, Hustenbonbons, mentholhaltigen Taschentüchern, stark duftenden Zahnpasten und Kaffee hingegen ist Vorsicht angebracht, können diese doch die Therapie unerwünscht beeinflussen.

Unter Berücksichtigung unterschiedlicher Krankheitsbilder werden von den Autoren passende Mittel für häufige Beschwerden bei Kindern und Erwachsenen vorgeschlagen. Den Einsatzmöglichkeiten der Homöopathie in der Schwangerschaft und der Zahnheilkunde sind eigene Kapitel gewidmet. In einem ausführlichen Teil des Buches wird darüber hinaus Wissenswertes zu vielen Heilmitteln und ihrer korrekten Anwendung vermittelt.

Zu den einzelnen Krankheiten wird jeweils die Dosierung und Potenz des für den spezifischen Fall besten Mittels gleich daneben angeführt. Tabellen der gesundheitlichen Probleme und ihrer verschiedenen Ausformungen erleichtern die Wahl der richtigen Arznei. Praktisch ist auch eine Liste für die Zusammenstellung einer homöopathischen Reiseapotheke, die Abhilfe bei den doch recht zahlreichen Übeln verspricht, die einem den wohlverdienten Urlaub gründlich vermiesen können.

Einige für die erfolgreiche Behandlung wichtige Informationen sind trotz der optischen Übersichtlichkeit und farblichen Gliederung des Buches zu sehr im Text verstreut, und auch die Angaben zu den selten ganz eindeutig ausgeprägten Konstitutionstypen und ihrem Einfluss auf die Wahl des homöopathischen Arzneimittels mögen den Laien ein wenig verwirren und gerade bei komplexeren Problemen die Konsultation der im Anhang vorgeschlagenen weiterführenden Literatur bzw. eines - leider meist ziemlich teuren - professionellen Homöopathen angebracht erscheinen lassen.

Von den kleinen Mängeln des Buches sollte man sich allerdings wahrlich nicht abhalten lassen, auf die erprobten Ratschläge der Autoren zu vertrauen und Alltagsbeschwerden einmal nicht schulmedizinisch, sondern ganzheitlich mit Homöopathie zu behandeln.

(sb; 11/2003)


Walter Hohenester, Michael Helfferich: 
"Ganzheitlich heilen durch Homöopathie"
Südwest, 2003. 260 Seiten.
ISBN 3-517-06688-5.
ca. EUR 16,95. Buch bestellen