Tom Holt: "Little People"


Tom Holt ist einer der wenigen Autoren, die es im ausgehenden 20. Jahrhundert noch geschafft haben, eines ihrer Bücher durch richterlichen Entscheid verboten zu bekommen - seine fiktionale Autobiografie über Margaret Thatcher: "I, Margaret". Das hindert seinen Stammverlag allerdings nicht, dieses Buch immer noch in der Werkliste zu führen.

Neben solchen kritischen Werken hat er sich vorwiegend mit dem antiken historischen Roman ("Der Garten hinter der Mauer", "Der Ziegenchor", "Alexander at the World's End", "Olympiad") und der Neubearbeitung bekannter mythischer Figuren beschäftigt ("Wir haben Sie irgendwie größer erwartet", "Wer hat Angst vor Beowulf", "Der fliegende Holländer" und viele andere. ) Dabei hat er jedes Mal einen erfrischend neuen Ansatzpunkt gefunden und immer wieder durch seinen kunstvoll erfrischenden Umgang mit der Sprache überzeugt.

"Little People" beschreibt das komplizierte Leben des Michael Higgins aus seiner eigenen, sehr kurzsichtigen Perspektive. Mit acht Jahren sah er seinen ersten Elf im Garten hinter dem Haus, eine Begegnung, auf die sein Stiefvater überaus negativ reagierte. Als er nach einigen weiteren miserablen Jahren im Haus seiner Eltern endlich in ein Internat kommt, ist er überglücklich, aus den Klauen seines Stiefvater zu entkommen. Und kaum im Internat angekommen, findet er auch die Liebe seines Lebens - nämlich Cruella, die von ihren Eltern auf sehr grausame Weise nach einer Figur aus "101 Dalmatiner" benannt wurde. Diese junge Dame ist beleidigend, abwertend und grausam zu ihrem Freier, was diesem mehr und mehr Vertrauen einflößt; und so kommen sich die beiden näher, wie sich Igel vermehren: Sehr, sehr vorsichtig.

Auf dem Weg nach Hause zu den Weihnachtsfeiertagen stolpert Michael über einen weiteren Elf, was diesem überaus schlecht bekommt, und Michael ist zunächst damit beschäftigt, den kleinen Leichnam unauffällig verschwinden zu lassen. Zu Hause angekommen versucht er mehr über die unbekannten Gäste im Garten heraus zu bekommen; zunächst mit Keksen und Milch, später mit Bier. Letzteres zeitigt nach einiger Zeit große Erfolge, aber sein erstes richtiges Gespräch mit einem Elf wird von seinem Stiefvater unterbrochen. So ist Michael zunächst gezwungen, seine Nachforschungen einzustellen.

Zurück in der Schule findet er allerdings in seinem Kalender und in seinen Mathematikunterlagen auf einmal Botschaften in einer sehr kleinen Schrift, die niemand außer ihm sehen kann, wie ihm Cruella sehr belustigt bescheinigt. Offensichtlich ist ihm ein Elf gefolgt. Und dieser Elf - genauer: diese Elfin - mit einem ähnlich erfreulichen Temperament wie Cruella, nimmt ihn mit ins Elfenland, wo er zunächst einige Zeit verbringt um etwas über sich selbst, seine Familie und das Elfenleben an sich zu lernen. Hierbei erlebt er einige Überraschungen und wird schließlich losgeschickt um ein paar tausend Elfen, die in unserer Welt Sklavenarbeit leisten müssen, zu befreien. Als er auf die Erde zurück kommt stellt er fest, dass seit seinem Aufbruch vor wenigen Stunden hier mittlerweile zehn Jahre vergangen sind, was das Erfüllen seiner Mission ziemlich schwierig gestaltet. Dies besonders auch deswegen, weil er offiziell tot ist, kein Geld hat und nun, als ursprünglich 15-Jähriger nun plötzlich 25 ist, woran man sich nach nur einem dazwischen liegenden Tag wirklich erst einmal gewöhnen muss. Aber wenn man denkt, es könne nicht mehr schlimmer kommen ...

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2003)


Tom Holt: "Little People"
Englische Ausgabe:
Orbit, 2002. 374 Seiten.
ISBN 1-84149-116-0.
ca. EUR 27,41.
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