Edgar Hilsenrath: "Der Nazi & der Friseur"
Ite missa est? Von
wegen!
Bis zum Sommer 1945 ist das Leben des Max Schulz kein
außergewöhnliches. 1907 in der schlesischen Stadt Wieshalle "als unehelicher,
wenn auch rein arischer Sohn der Minna Schulz" geboren, tritt er zu
denselben Zeiten wie sein Stiefvater Anton Slavitzki in die SA ein, bevor er -
diesmal als SS-Mann - den Polenfeldzug mitmacht, in der Einsatzgruppe D in der
Ukraine jede Menge Juden erschießt und anschließend sein massenmörderisches
Handwerk in einem auf polnischem Boden liegenden Konzentrationslager
fortsetzt.
Bei Kriegsende versteckt er sich bei der polnischen Bäuerin
Veronja, bevor es ihm gelingt, sich in eben jenem Sommer 1945 wieder nach
Deutschland durchzuschlagen. Hier brennt ihm aber weiterhin der Boden unter den
Füßen, steht doch sein Name auf der Liste der meistgesuchten Massenmörder des
Dritten Reiches. Anstatt in seinen ehemaligen Friseurberuf wieder einzusteigen,
trägt er sich also mit dem Gedanken, sich nach Südamerika abzusetzen - bis ihm
Besseres einfällt: "Seit Monaten denk' ich darüber nach, wie ich am besten
untertauchen soll ... und je mehr ich nachdenke, desto öfter sag' ich zu mir:
'Max Schulz! Wenn es ein zweites Leben für dich gibt, dann solltest du es als
Jude leben!".
So aberwitzig ist dieser Gedanke nicht, denn in der
Vorkriegszeit war der gleichaltrige Jude Itzig Finkelstein Max Schulz’ engster
Kindheits- und Jugendgefährte gewesen: "Und mit den Finkelsteins ging ich oft
in die Synagoge. Und am Sabbat Abend, da saß ich mit ihnen am Tisch. Und auch am
Passahfest. Und vielen anderen jüdischen Feiertagen. Und ich kann beten wie ein
Jude. Und vieles andre, was Juden können". Hinzu kommt, dass Max und Itzig
beide das Friseurhandwerk im Salon von Itzigs Vater, Chaim Finkelstein, erlernt
hatten; dieser Umstand würde den Identitätswechsel perfekt machen. Dass der
echte Itzig Finkelstein wieder auftauchen und den Schwindel aufdecken würde, war
außerdem ausgeschlossen: Mitsamt den Seinen war er nämlich unter Max Schulz'
Augen - wenn nicht gar von seiner Hand - in eben dem Konzentrationslager
ermordet worden, in dem er, Max Schulz, sein Unwesen trieb.
Also lässt sich
Max Schulz im zerstörten Berlin eine KZ-Häftlingsnummer eintätowieren, durch
einen bereitwilligen Arzt die Vorhaut entfernen, durch eine Prüfungskommission
als Juden anerkennen sowie neue, auf Itzig Finkelstein lautende Papiere
ausstellen. Und vom Grundgedanken getrieben: "In der Höhle des Löwen wird
dich niemand suchen", schifft er sich an Bord der "Exitus" nach Palästina
ein, wo er am 14. Juni 1947 an Land geht.
Hier kommt er erst einmal in einem
Kibbuz unter, bevor er in Beth David bei Schmuel Schmulevitch eine Anstellung
als Friseur findet. Wie selbstverständlich nimmt er an den kriegerischen
Auseinandersetzungen zunächst gegen die Engländer, später, nach Gründung des
Staates Israel, gegen die feindseligen arabischen Armeen teil. Und bereits im
September 1947 heiratet er Mira, die "im ukrainischen Städtchen
Wapnarja-Podolsk" ein Massaker überlebt hat, an dem er möglicherweise selbst
beteiligt war.
Als Schmuel Schmulevitch 1953 stirbt, wird Max Schulz dessen
erfolgreicher Nachfolger. Alles in allem führt er also das Leben eines
typischen, nahezu mustergültigen Neueinwanderers. Einmal unerkannt, für immer
unerkannt? Doch nicht ganz, denn unter der Last seines Gewissens gibt er sich
nach dem Sechs-Tage-Krieg, nunmehr über 60 Jahre alt, dem ebenfalls betagten,
ehemaligen Amtsgerichtsrat Wolfgang Richter zu erkennen. Der ihm aber nicht so
recht glaubt und dessen Geständnis als Spielerei bzw. Spinnerei abtut. Und der
ihn - angenommen, er hätte es mit dem echten Max Schulz zu tun - auch noch
freispricht, weil sich für dessen Taten bzw. Untaten keine angemessene Sühne
bzw. Strafe finden lässt. So dass am Ende Max Schulz' unerlöster Seele, als er
einen Herzinfarkt erleidet und nicht einmal das verpflanzte Herz eines Rabbiners
ihm helfen kann, nichts anderes übrigbleibt, als ins Unbestimmte zu entschweben.
Wohin? "Irgendwohin. Dorthin!"
Dies die beiden Schlussworte des
Romans.
Die Geschichte eines Nazimörders, der sich bis zur
Unkenntlichkeit in einen Juden und israelischen Staatsbürger verwandelt, mutet
als Groteske an und wird konsequenterweise auch mit den literarischen Mitteln
einer Groteske ausgeführt. Und dennoch: Sie entbehrt nicht der reellen
Grundlage, hat es doch tatsächlich solche Fälle wie den des Max Schulz gegeben,
beispielsweise den des Gestapo-Mannes Erich Hohn, der nach dem Krieg die
Identität des Julius Israel Holm angenommen und sogar versucht hatte,
Vizepräsident der Bamberger Vereinigung von Überlebenden des Naziregimes zu
werden. Als der Schwindel aufflog, wurde Erich Hohn zu einer Gefängnisstrafe von
drei Jahren verurteilt (The Jewish Echo vom 8. Oktober 1948). Indes sind
es nicht solche Schwindeleien allein, die dem Autor zu schaffen machten, sondern
auch der Zeitgeist der Nachkriegsjahre, der ausgesprochen philosemitisch war -
und somit, über alles Paradoxe hinweg, reichlich heuchlerisch. Bei allen
möglichen Anlässen wurde den Juden nach der Shoah von offizieller Seite wärmste
Sympathie bekundet, wobei allzu offenkundig war, dass sich die
Judenfeindlichkeit mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht schlagartig und
wie durch ein Wunder in Nichts aufgelöst hatte.
Vor lauter nachträglicher,
versöhnlicher Sinngebung drohte die Shoah sogar zu einem ordentlich
verarbeiteten Ereignis herabgestuft und somit mit ziemlicher Bequemlichkeit ad
acta gelegt zu werden. Nicht jedoch für Edgar Hilsenrath, für den ausgerechnet
das Erklärenwollen solches letztlich unerklärlichen Mordwerkes das eigentlich
Groteske darstellt. Denn, um mit Max Schulz zu reden: "Ich, Itzig
Finkelstein, damals noch Max Schulz, habe die Juden nie gehasst. Warum ich euch
nicht gehasst habe? Ich weiß es nicht (...) Warum ich getötet habe? Ich weiß
nicht warum". Und hier spricht er wahr. Besteht angesichts solcher Abgründe
das Groteske also nicht eben darin, den Judenmord auf ein paar voller Mitleid
triefende Erklärungen reduzieren zu wollen? Auf solch groteskes Ansinnen einer
erstarrten Sinnlegung reagierte Edgar Hilsenrath mit der literarischen,
atemberaubenden Groteske namens "Der Nazi & der Friseur". Zwar hatte in
seiner Not gut zehn Jahre früher etwa ein Soma Morgenstern sich nicht anders zu
helfen gewusst, als im außergewöhnlichen Roman "Die Blutsäule" die Shoah als
"die Leiden von der Geburt der Erlösung" zu deuten. Nicht so jedoch Edgar
Hilsenrath. Ihm, dem Überlebenden eines transnistrischen Lagers, musste jede
Festlegung fragwürdig erscheinen. Unfassbar bleibt unfassbar. Dass er es jedoch
auch anders kann - nämlich auf realistische Art und Weise -, hatte er bereits
mit seinem Debütroman "Nacht" unter Beweis gestellt. Und der liest sich nicht
minder spannend.
(Francis Pierquin; 04/2006)
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Friseur"
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Edgar Hilsenrath wurde am 2. April 1926
in Leipzig geboren. 1938 flüchtete er mit der Mutter und dem jüngeren Bruder
nach Rumänien. 1941 kam die Familie in ein jüdisches Ghetto in der Ukraine.
Hilsenrath überlebte und wanderte 1945 nach Palästina, 1951 in die USA aus. 1989
erhielt er den "Alfred-Döblin-Preis", 1992 den "Heinz-Galinski-Preis", 1994 den
"Hans-Erich-Nossack-Preis", 1996 den "Jakob-Wassermann-Preis" und
"Hans-Sahl-Preis". Edgar Hilsenrath lebt in Berlin.
Edgar Hilsenrath starb am 30. Dezember 2018 in Wittlich nach einer Lugenentzündung.
Weitere Bücher
des Autors (Auswahl):
"Nacht"
"Nacht" ist der erste Roman Edgar
Hilsenraths, er schildert in erschütternder Form den Überlebenskampf zweier
junger Menschen in einem rumänischen Ghetto. Das Buch war ebenso wie Hilsenraths
zweiter Roman "Der Nazi & der Friseur" ein Welterfolg und muss, wie Andreas
Graf in der Deutschen Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und
Geistesgeschichte betonte, "unter die bedeutendsten Werke der deutschen
Nachkriegsliteratur" gerechnet werden.
In Dantes Inferno geht es nicht
höllischer zu. Zum Wolf gewordene Menschen schlagen sich für eine verfaulte
Kartoffel, kämpfen brutal und gerissen um einen elenden Schlafplatz. Ein Jude
aus Deutschland beschreibt so, was er als Halbwüchsiger im Zweiten Weltkrieg in
einem rumänischen Ghetto erlebt hat.
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"Fuck America. Bronskys Geständnis"
In der
Emigrantencafeteria Ecke Broadway/86. Straße in New York sitzt Nacht für Nacht
der deutschstämmige Jude Jakob Bronsky und schreibt an seinem autobiografischen
Roman "Der Wichser". Sein Leben fristet er als Aushilfskellner, Tellerwäscher
etc., sein Alltag besteht aus dem ewigen Kampf um ein warmes Essen, eine Bleibe,
einen Busfahrschein. Sein "Geständnis", das mit dem Motto "Fuck America"
beginnt, ist eine böse Satire auf die falschen Versprechungen einer verlogenen
Gesellschaft und ein bitteres Resümee des jüdischen Schicksals.
Ein
erschütterndes Bekenntnisbuch und ein packendes zeitgeschichtliches Dokument,
das ist Hilsenraths Abrechnung mit dem Amerika der 1950er Jahre. Sein Romanheld,
der halb fiktive, halb autobiografisch gezeichnete jüdische Einwanderer Jakob
Bronsky erlebt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten aus der Perspektive des
Penners und Aushilfskellners. Mit lapidarem Witz, aber auch mit der dem Milieu
angemessenen Deftigkeit schildert Hilsenrath den Kampf seines Helden um das
Überleben in diesem erfolgsorientierten Land und seine Besessenheit, sich
schreibend zu artikulieren. Bronskys Suche nach einer Frau führt zu
traumatischen Obsessionen und makabren, sich überstürzenden Fantasien: Poetische
Elemente, krasser Realismus, Obszönität und bitterböser Witz verbinden sich zu
einer Collage, die tief betroffen macht.
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"Das Märchen vom letzten
Gedanken"
Der letzte Gedanke eines Menschen, so heißt es im Märchen,
stehe außerhalb der Zeit. Auf dem Tor der anatolischen Stadt Bakir sitzend,
erlebt der letzte Gedanke des Thovma Khatisian noch einmal den Leidensweg der
Armenier, wie er sich in der Geschichte seiner Familie spiegelt, deren letzter
Spross er ist. Geleitet vom Meddah, dem Märchenerzähler, folgt er den
Lebensspuren seines Vaters, die aus einem kleinen idyllischen Bergdorf in die
Folterkammern der türkischen Machthaber führen. Er wird Augenzeuge des großen
Armenienpogroms im Jahr 1915, mit dem die Regierung in Konstantinopel das
Armenienproblem ein für alle Mal zu lösen versuchte.
Ein Buch vom Kreuzgang
eines Volkes, das zugleich das Buch einer Auferstehung ist, ein grausames Buch
und dennoch ein Buch der Liebe, des Glaubens, der Wunder. Die Handlung des
Romans, der sich wie ein morgenländisches Märchen erzählt, greift weit in die
armenische Geschichte zurück und überrascht mit ihrer Fülle an Bildern aus dem
armenischen Volksleben, aus den Sagen und Überlieferungen einer urchristlichen
Nation.
"Das Märchen vom letzten Gedanken" ist ein Epos über eines der
bestvergessenen Verbrechen des 20. Jahrhunderts. Edgar Hilsenrath erzählt es als
Totenklage um die Opfer aller Völkermorde aller Zeiten.
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"Jossel Wassermanns
Heimkehr"
Jossel Wassermann macht sein Testament. Es ist Spätsommer 1939,
und während ganz Europa auf den Krieg wartet, erzählt der reiche
Matzebrotfabrikant in seiner Villa am Zürichsee einem Anwalt und einem Notar von
der Welt, aus der er herkommt: dem kleinen jüdischen Schtetl am Pruth, unweit
von Czernowitz, am östlichsten Rand der alten Donaumonarchie.
Es ist eine
Welt, die nur aus Geschichten zu bestehen scheint, Geschichten, die kein Ende
nehmen wollen, und deren grausames Ende doch schon beschlossen ist.
Mit
seinem urwüchsigen Fabuliertalent breitet Edgar Hilsenrath einen farbigen
Bilderbogen vor dem Leser aus. Geschichten vom Wasserträger Jankl und seiner
heimlichen Liebe zu Rifke, der Tochter des Schusters Katz, von der alten
Vogelscheuche und dem Kruzifix an der Landstraße nach Sniatyn, und natürlich die
berühmte Geschichte vom jüdischen Salzhering und dem österreichischen Kaiser -
ein buntes Treiben vor einem düsteren Hintergrund. Denn das Geld Jossel
Wassermanns und auch sein Leichnam werden Pohodna nie erreichen, wie er es in
seinem Testament verfügt. Über all den idyllischen, glücklichen Erinnerungen
liegt der Schatten dessen, was kommen wird - die unvorstellbar grausame
Ausrottung der europäischen Juden, die das in diesen Geschichten blühende Leben
auslöschen wird - endgültig und unwiderruflich.
Edgar Hilsenraths großer
Roman ist das Totenlied auf die reiche Kultur des
osteuropäischen
Judentums.
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"Berlin ...
Endstation"
Eigentlich heiße ich Joseph Leschinsky, aber da manche Leute
Leschinsky zu lang fanden, nannten sie mich Lesche. An Lesche habe ich mich
gewöhnt, und dieser Name ist mir geblieben und ersetzt sogar meinen Vornamen,
einfach so: Lesche.
"Und Sie wollen in Deutschland bleiben?"
"Ich habe die
Schnauze voll von Amerika."
Singer spielte mit seinen Kreuzworträtseln, und
seine Finger fuhren fast zärtlich über das Papier.
"Sie werden als Jude nicht
lange in Deutschland leben können", sagte er dann.
"Ich habe mir die Sache
gründlich überlegt", sagte Lesche.
"Ich bin deutscher Schriftsteller und
brauche die deutsche Sprache. Ich muss sie hören, immer und überall. Außerdem
ist Deutschland heute ein demokratisches Land. Der Hitlerspuk ist längst
vorüber, und inzwischen ist eine neue Generation herangewachsen."
"Der
Holocaust wird Sie überall in Deutschland verfolgen. Jedes Haus, jede Straße
wird Sie daran erinnern. Und die alten Leute. Es gibt kein Entrinnen. Glauben
Sie’s mir."
"Man muss es auf einen Versuch ankommen lassen."
Lesche
schlürfte den wässrigen Kaffee. "Ich habe unlängst in einer jüdischen Zeitung
gelesen", sagte er dann, "dass die Deutschen in der Hauptstadt ein
Holocaustmahnmal errichten wollen. Was halten Sie davon?"
"Das ist ein
schlechter Witz", sagte Singer. "Wozu brauchen die Deutschen ein Mahnmal? Ganz
Deutschland ist ein Holocaustmahnmal."
"Ganz Deutschland?"
"Ja. Ganz
Deutschland."
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"Moskauer Orgasmus"
Edgar Hilsenrath erzählt die Liebesgeschichte von Anna-Maria
Pepperoni, der Mafia-Prinzessin aus New York, und Sergej Mandelbaum, dem
Rabbinersohn aus Moskau. "Moskauer Orgasmus" ist ein groteskes
Schildbürgerstück, das den "Marx Brothers" alle Ehre gemacht hätte.
(Dittrich-Verlag)
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"Sie trommelten mit den Fäusten den Takt" zur Rezension ...
Weitere
Buchtipps:
Helmut Braun: "Ich bin nicht Ranek. Die Odyssee des
Edgar Hilsenrath. Biografie"
Ein 1926 in
Deutschland geborener Jude hatte wenig Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten.
Die Alternativen in Nazideutschland waren: Emigrieren oder deportiert werden.
Dass einer den Krieg in Deutschland überlebte, war möglich, aber
unwahrscheinlich. So ist es im Prolog des Romans "Fuck America - Bronskys
Geständnis" von Edgar Hilsenrath nachzulesen. Er wurde deportiert und dank einer
Reihe glücklicher Fügungen überlebte er, emigrierte nachträglich in die USA und
schrieb sich mit dem Ghettoroman "Nacht" die erlittenen Traumata von der Seele.
So begann eine im höchsten Maße ungewöhnliche Schriftstellerkarriere.
Edgar
Hilsenrath und Helmut Braun sind seit 1977, seit im Literarischen Verlag Braun
in Köln der bitterböse, satirische Roman "Der Nazi & der Friseur" erschien,
befreundet. Im Laufe von 26 Jahren hat der Autor seinem Biografen seine Sicht
der Geschehnisse, seine Wahrnehmungen berichtet, gewichtet, gewertet. Zusätzlich
hat Helmut Braun eine Vielzahl von Interviews und autobiografische Texte
Hilsenraths ausgewertet und den umfangreichen Vorlass des Schriftstellers
gesichtet, der mittlerweile an die Akademie der Künste
in Berlin übergeben
wurde.
Dokumente, Briefe, Fotos, Medien- und Zeitzeugenberichte, auch
wissenschaftliche Arbeiten bilden das Fundament dieser Biografie. Die
Erinnerungen des Biografen an gemeinsame Erlebnisse mit Edgar Hilsenrath und
Texte, die autobiografische Einschübe in seinen Romanen sind oder sein könnten,
ergänzen den biografischen Bericht und stellen immer wieder die Fakten in Frage;
denn: was sind schon Fakten, wenn ein Leben zu erzählen ist.
(Dittrich-Verlag)
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"Verliebt in die deutsche Sprache.
Die Odyssee des Edgar Hilsenrath"
Aus dem
ca. 50.000 Blatt umfassenden Edgar-Hilsenrath-Archiv in der Akademie der Künste
Berlin wurden für eine Wanderausstellung etwa 220 Exponate ausgewählt:
Manuskripte, Briefe, Fotos und Rezensionen. Darunter sind viele bisher
unbekannte und unveröffentlichte Materialien, zum Beispiel frühe
autobiografische Aufzeichnungen aus dem Ghetto, in Palästina 1945 geschriebene
Texte, die schon thematische Bezüge zu seinem ersten, umstrittenen Roman "Nacht"
(1964) aufweisen, eine Fassung des wohl berühmtesten Hilsenrath-Buches "Der Nazi
& der Friseur" in Briefform. Der bisher unveröffentlichte Prolog ist in
diesem Buch zu finden.
Der Band enthält zahlreiche Fotos - von
Familienbildern aus der
Bukowina über Aufnahmen aus Palästina und Frankreich,
Schnappschüsse von der Überfahrt nach Amerika auf demselben Schiff wie Rita
Hayworth. Ein Brief an
Max Brod, und dessen überraschende Antwort, und ein
bewegender Brief an den Vater in Lyon, alle aus dem Jahr 1945. Dokumente zur
Verlagspolitik und ein Brief von Nina Raven-Kindler an den Autor von "Nacht", in
dem sie den Rückzug des Verlages rechtfertigt.
Die Wanderausstellung und das
Begleitbuch zur Ausstellung würdigen einen großen Schriftsteller, der den
Katastrophen des 20. Jahrhunderts literarische Gestalt gegeben hat.
Beiträge
von Jens Birkmeyer, Helmut Braun, Martin A. Hainz, Bettina Hey’l, Hans Otto
Horch, Christina Möller und Klaus Werner zum Werk des Autors und eine sehr
umfangreiche Bibliografie machen dieses Buch zusätzlich zu einem wichtigen
Nachschlagewerk. (Dittrich-Verlag)
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