Tony Hillerman: "Skinwalkers, Talking
God"
(Hörbuch)
Diese Sammelausgabe zweier Romane von Tony Hillerman in Audioform ist schon vom Äußeren sehr ansprechend. Farblich und in der Form an eine Ledertasche erinnernd, in der eventuell Kultgegenstände aufgehoben werden können, sind Vorder- und Rückseite noch mit indianischen Motiven versehen, was sehr angenehm wirkt. Beim Öffnen des "Medizinbeutels" findet man dann jede der Kassetten in einer separaten Einschubtasche, die jeweils außen noch einmal Informationen beinhaltet, bzw. ein Foto von Herrn Hillerman selbst. So ist die Verpackung bereits ein gewisses sinnliches Vergnügen, das sich beim Hören der Kassetten durch Herrn Hillermans sehr eingängige Erzählerstimme noch verstärkt.
Skinwalkers (Die Nacht der Skinwalkers)
"Skinwalker" oder "Navajo witch" ist die Bezeichnung für Medizinmänner, die Magie zu destruktiven - oft tödlichen Zwecken - einsetzen. Sie haben verschiedene, viele Menschen erschreckende Fähigkeiten und können durch einen unter die Haut geblasenen Knochen ihren Opfern Krankheiten anhexen. Wenn das Opfer die Krankheit loswerden will, muss es sich den Knochen durch einen richtigen Medizinmann heraussaugen lassen und diesen dann in den Skinwalker hineinschießen. Sofern man weiß, wer dieser Skinwalker ist.
Jim Chee von der Navajo Tribal Police wird eines Morgens von seiner Katze geweckt, und kaum hat er das Bett verlassen, wird die Stelle seines Wohnwagens, an der sein Bett steht, von Schrotkugeln durchlöchert. Es gelingt Jim Chee nicht, seinen Angreifer zu sehen, und so ist er zunächst sehr irritiert, dass ihm dies geschehen ist.
Als John Leaphorn von diesem Vorfall hört, nimmt er an, dass Jim Chee, den er zu diesem Zeitpunkt noch nicht persönlich kennt, irgendetwas getan haben muss, das nicht im Rahmen der Gesetze der Polizeiarbeit steht, denn es kommt in der Realität eher selten vor, dass jemand Polizisten einfach so nach Hause verfolgt, um sie umzubringen. Während er gleichzeitig an einigen anderen Mordfällen arbeitet, muss er sich nun also nebenher mit dem jungen Polizisten beschäftigen, der in anderen Polizeirevieren ein Fall für die Abteilung Innere Angelegenheiten wäre.
Er trifft bei der Untersuchung eines anderen Mordfalls auf einen alten Herrn, der behauptet, dass er auf das Mordopfer geschossen habe, worauf dieses vom Dach gefallen sei. Da das Mordopfer allerdings erstochen und nicht neben seinem Haus gefunden wurde, erscheint diese spezielle Aussage sehr merkwürdig, und der alte Herr wird zunächst mit auf die Polizeiwache genommen. Obwohl er keinen Anwalt verlangt hat, taucht wenig später eine junge Dame auf und übernimmt seine Vertretung, worauf er bald den Polizeigewahrsam verlassen kann. Als Jim Chee den alten Herrn später noch einmal sprechen möchte, findet er ihn tot auf.
Auch John Leaphorns Ermittlungen führen ihn auf immer seltsamere Wege, wobei er sich nie ganz sicher sein kann, ob die von ihm untersuchten Morde miteinander in einem Zusammenhang stehen oder nicht. Dabei trifft er schließlich auch auf den jungen Jim Chee, für den er in späteren Romanen ja so etwas wie ein Mentor werden soll. Obwohl Leaphorn den traditionellen Wegen der Navajo eher kritisch gegenüber steht, entwickelt sich schnell eine gewisse anerkennende Sympathie zwischen ihm und dem jungen Mann der versucht, selber ein Medizinmann zu werden.
Talking God (Die sprechende Maske)
Eine junge Anthropologin in Washington bekommt ein Paket zugeschickt über dessen Inhalt sich ein Brief findet, in dem der Schreiber um die Rücksendung einiger Indianerskelette an seinen Stamm bittet. Im Austausch dafür habe er einige Knochen von Weißen mitgeschickt, die er nach anthropologischen Methoden gesichert hatte. Diese Knochen stammen von den Großeltern der Anthropologin selbst. So beginnt die Geschichte von "Talking God", einem der Hauptgötter des Navajo-"Olymp". Der Absender - ein ehemaliger Mitarbeiter des Museums - wird wegen Grabräuberei angezeigt und die Fahndung nach ihm ausgeschrieben. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass er wohl auf dem Weg nach New Mexico ist, wo er gerne Mitglied der Navajo werden möchte. Jim Chee und John Leaphorn werden mit seiner Ergreifung beauftragt.
Diese soll im Rahmen einer Yeibachai stattfinden, einem Fest, bei dem verschiedene Tänzer in den Masken der Götter auftreten. Jim Chee genießt es sehr an dieser Zeremonie teilzunehmen, wobei ihm allerdings einige seltsame Gäste auffallen, unter anderem ein Mann, dem offensichtlich an beiden Händen einige Finger fehlen.
Dieser Mann wird wenig später tot aufgefunden, genau wie ein Unbekannter, der ohne Zähne in der Nähe einer Eisenbahnstrecke abgelegt wurde. Dass dieser Mann keine Zähne bzw. kein Gebiss im Mund hat erscheint deswegen besonders merkwürdig, weil sein Kiefer bei der Autopsie keine Anzeichen dafür aufweist, dass er irgendwelche Erkrankungen hatte, die seine normalen Zähne ausfallen ließen. Eine Untersuchung der Vergangenheit der beiden Toten zeigt, dass sie flüchtige chilenische Dissidenten waren, die ihre seltsamen Verletzungen höchstwahrscheinlich bei Folterungen erlitten hatten. Nun schaltet sich auch das FBI in den Fall ein, denn bei der Eröffnung einer Ausstellung indianischer Masken im Museum in Washington soll auch der chilenische Polizeipräsident anwesend sein. Eine Ermittlung, die sich über mehrere Bundesstaaten erstreckt, beginnt, die schließlich bei der Eröffnung der Ausstellung selbst ihren furiosen Höhepunkt findet; unter den Augen der Maske von "Talking God".
Die beiden Erzählungen sind an verschiedenen Stellen durch Navajo-Musik oder Variationen davon strukturiert oder damit unterlegt, was die atmosphärische Wirkung der Hörbücher noch erhöht. Alles in allem ein wunderbares - und spannendes - Hörerlebnis.
Tony Hillerman wurde 1925 als Sohn eines Farmers in Oklahoma geboren und besuchte acht Jahre lang als Tagesschüler ein Internat für Indianer. Neben seinen Tätigkeiten als Journalist und Dozent an der University of New Mexico begann er Ende der 1960er Jahre Kriminalromane zu schreiben. Für seine Ethnothriller um die Navajo-Cops Jim Chee und Joe Leaphorn erhielt er von der Vereinigung der amerikanischen Krimi-Autoren den Edgar Allan Poe Award und den Grandmaster Award. Der sechsfache Vater lebt mit seiner Frau in Albuquerque, New Mexico.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2003)
Tony
Hillerman: "Skinwalkers, Talking God"
Englische Originalversion, gelesen
von Tony Hillerman.
Harper Collins, 1992.
ISBN 1-55994-706-3.
ca.
EUR 24,15.
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Ergänzende Buchtipps:
"Die sprechende Maske"
Deutsch von Peter Prange.
Rowohlt,
2001. 288 Seiten.
ISBN 3-499-22869-6.
ca. EUR 8,50.
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"Dachsjagd"
Freitagnacht im Ute-Reservat: Drei Männer überfallen
ein Spielkasino, töten einen Sicherheitsbeamten und entkommen mit großer Beute.
Entgegen der Hoffnungen von Navajo-Cop Jim Chee halten sich die Räuber noch im
Land der Canyons auf. Das verhasste FBI bläst zur großen
Jagd.
Deutsch von Fried Eickhoff.
Rowohlt,
2002. 256 Seiten.
ISBN 3-499-23332-0.
ca. EUR 7,90.
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"Das Tabu der Totengeister"
Margaret Billy Sosi hat von ihrem Großvater
einen alarmierenden Brief bekommen, und sie macht sich sofort auf den Weg zu seinem
Hogan. Doch als sie ankommt, ist ihr Großvater verschwunden. Haben die Gorman-Brüder
etwas damit zu tun, die ein krummes Ding gedreht und bei ihm Zuflucht gesucht
haben? Auch Jim Chee von der Navajo Tribal Police stellt sich diese Frage, doch
ehe er von Margaret Hinweise bekommen kann, ist auch sie verschwunden. Chee ist
nicht der Einzige, der sich auf die Suche nach ihr macht - aber der einzige mit
guten Absichten.
Deutsch von Klaus Fröba.
Rowohlt,
2001. 256 Seiten.
ISBN 3-499-23080-1.
ca.
EUR 7,50.
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"Tod am heiligen Berg"
Elisa Breedlove steht nach elf Jahren ein schreckliches
Wiedersehen mit ihrem Mann bevor: Man hat auf dem Ship Rock sein Gerippe entdeckt.
Bald darauf gerät ein Zeuge des Falls in einen Kugelhagel. Es sieht ganz so aus,
als wäre Hal Breedloves Ranch mehr als nur einen Mord wert.
Deutsch von Klaus Fröba.
Rowohlt,
2001. 288 Seiten.
ISBN 3-499-23111-5.
ca.
EUR 8,90.
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"Wolf ohne Fährte"
Die Anthropologen McKee und Canfield arbeiten seit
Tagen in der Navajo-Reservation. Canfield interessiert sich für Felsengräber,
McKee will den Gerüchten nachgehen, nach denen hier ein "Werwolf"
sein Unwesen treibt. Doch dann verschwindet Canfield plötzlich aus dem Lager und
hinterlässt nur eine mysteriöse Nachricht ...
Deutsch von Gisela Stege.
Rowohlt,
2001. 192 Seiten.
ISBN 3-499-23041-0.
ca. EUR 7,50 .
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"Wer der Vergangenheit stiehlt"
Eine Wissenschaftlerin ist drauf und dran, ein altes
Rätsel der Anthropologie zu lösen. Doch dann verschwindet sie auf einmal in einem
Ausgrabungsgebiet. Die Navajo-Cops Jim Chee und Joe Leaphorn stellen fest, dass
dort wertvolle Keramiken gestohlen wurden. Ist die Anthropologin den
Dieben der
Vergangenheit auf die Spur gekommen?
Deutsch von Klaus Fröba.
Rowohlt,
2001. 224 Seiten.
ISBN 3-499-23048-8.
ca.
EUR 7,50.
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