Julia Butterfly Hill: "Die Botschaft der Baumfrau"
Was treibt eine 23-jährige, hübsche, geistig gesunde Frau dazu, 738 Tage nonstop in luftiger Höhe von 60 Metern auf einem Baum zu verbringen? Ganz einfach: Mitgefühl und himmelsstürmender Idealismus! Dokumentiert auf 250 Buchseiten.
Der Glaube
besetzt Bäume
Am 31. Dezember 1996 verschüttete eine gewaltige Morastlawine mehrere Häuser
in der nordkalifornischen Ortschaft Stafford. Sieben Familien wurden mitten im
Winter unterstandslos. Verantwortlich für die Misere war die durch den
Kahlschlag der Urwälder verursachte Erosion. UmweltaktivistInnen begannen
daraufhin im ganzen umliegenden Humboldt County mit Baumbesetzungen, um weitere
Schlägerungen zu verhindern. In Sichtweite des abgerutschten Hanges wurde auf
einem 65 Meter hohen Redwood Tree im Mondlicht eine Plattform errichtet. Ab nun
hatte der Baum mit dem Namen "Luna" (lat. für "Mond")
begonnen, Symbol des Widerstandes gegen Umweltzerstörung zu sein.
Wenige Monate
zuvor wurde im entlegenen Bundesstaat Arkansas eine junge Frau Opfer eines
Autounfalls. Wieder genesen, ging sie auf Sinnsuche und trampte mit Freunden zu
den Redwoods nach Kalifornien. In den Wäldern der Lost Coast empfand sie so
etwas wie den "Ruf des Waldes", der sie gleichsam faszinierte wie zum
Bleiben veranlasste. Also verkaufte die Berufene ihre wenigen Habseligkeiten und
schloss sich den BaumbesetzerInnen an. Am 10. Dezember 1997 klettert die 23-jährige
in luftige Höhe auf Luna. Der Name der mutigen Frau: Julia Hill.
Der Kreis
hatte sich geschlossen, Julia und "Luna" auf verschlungenen Wegen
zueinander gefunden. Während all die anderen Aktivistinnen und Aktivisten den Baum nach und
nach verließen, harrte Julia 60 Meter hoch im Geäst aus. Auf einer durch
Stürme
ächzenden Plattform, nur von dünnen Planen geschützt,
überstand sie
widrigste Witterungen. Der Kontakt zur Außenwelt war auf Handy
und Seilzüge - mittels derer ihr Nahrung auf den Baum hochgehievt
wurde
- beschränkt. Doch das
Schlimmste kam noch. Die Firma Pacific Lumber, verantwortlich für
die Rodungen,
wollte die Störenfriedin unter allen erdenklichen Umständen
vom Baum holen.
Psychoterror in Form von Scheinwerferbestrahlung, Helikopterkreisen und
Drohungen setzte ein. Doch Julia blieb volle 738 Tage auf Luna, solange
bis ein
Vertrag zustande kam, der den Baum und das Umland unter Schutz
stellte.
Vor
ihrer Begegnung mit "Luna" fühlte Julia Hill sich als Raupe, die in
ihrem wohlbehüteten, engen, dunklen Kokon lebte. Erst durch die extremen
Erfahrungen während der zwei Jahre auf dem Baum entpuppte sich diese Raupe zu
einem bunten Schmetterling, der Bequemlichkeit gegen Intuition tauschte, um
wirklich frei zu sein und um tiefe Verbundenheit mit allem Lebenden zu erfahren.
Julia "Butterfly" Hill war geboren. Ihr Fazit: "Das Universum
schickt uns vielleicht nicht immer das, was wir wollen, aber auf jeden Fall das,
was wir brauchen, und manchmal noch ein bisschen mehr, damit wir daran
wachsen." Das ist die eigentliche "Botschaft der Baumfrau".
(lostlobo; 12/2003)
Julia Butterfly Hill: "Die
Botschaft der Baumfrau"
(Originaltitel "The Legacy of Luna")
Aus dem Amerikanischen von Gisela Kretzschmar.
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Julia Butterfly Hill wurde 1974 in Mount Vernon als Tochter eines Wanderpredigers geboren. Sie verdiente ihr Geld in einem Restaurant und als Fotomodell, als sie 1996 ein Autounfall beinahe das Leben kostete. Die Nahtoderfahrung krempelte ihr Leben gänzlich um. Sie suchte nach Lebenssinn, begab sich auf die Reise zu den spirituellen Plätzen der Erde und kam in Kontakt mit Umweltgruppen. Mit den Aktivisten von "Earth First" vereinbarte sie im Dezember 1997, durch eine Baumbesetzung die Öffentlichkeit auf das Abholzen der uralten Baumbestände in Nordkalifornien aufmerksam zu machen. Julias Konsequenz und Tapferkeit führten schließlich zum Erfolg der Aktion und zu einem weltweiten Medienecho.