Carsten Sebastian Henn: "Vinum Mysterium"

Eifel Krimi 7


Ein neuer Eichendorff-Krimi trifft auf den kulinarisch verwöhnten Leser. Und Julius hat es wirklich schwer, denn er soll nicht nur für den nach Köln kommenden Papst kochen - wofür er erzbistümlichen Segen benötigt - sondern ein seltsamer Serienkiller scheint ihn als neues Spielzeug entdeckt zu haben. Just bei der Zubereitung eines wieder einmal perfekten Frühstücks wird er von einem Anrufer unterbrochen, der ihm mitteilt, dass er in den nächsten Stunden jemanden umbringen würde. Zuvor würde Julius aber noch eine Weinflasche als Hinweis auf das Opfer bekommen, und er könne dann versuchen, diesen Mord zu verhindern.

Nach diesem wenig erquicklichen Tagesbeginn, der begleitet war von Katzen, die Geranientöpfe zertrümmerten und Frühstücksbrote stahlen, verletzt Julius sich bei der Gartenarbeit auch noch schwer am Bein und muss von nun an schmerzgepeinigt Weinkellertreppen hinauf und hinunter steigen. Nicht dass ihn das wirklich aufhalten würde. Und so nimmt er schon kurz darauf an einem Cuvée teil, nach dem einer der Teilnehmer erschlagen aufgefunden wird. Und damit fangen seine Sorgen eigentlich erst an. Denn nicht nur ist die Mordwaffe nicht ersichtlich, sondern es sieht so aus, als wenn dies nicht der letzte Tote des "Benachrichtigers aus der Totenwelt" sein sollte.

Neben einem Besuch einer neuen geheimen Süchtigengemeinschaft muss er sich auch mit der Politik seiner Weinbruderschaft auseinander setzen - besonders, als deren Vorsitzender ein Opfer des seltsamen Serienkillers wird und der designierte Nachfolger zu einer Art Hexenjagd auf den Mörder aufruft und dabei sogar die Lynchsaison für eröffnet erklärt. Eine Situation, die ihn den Weinbrüdern zunächst den Rücken kehren lässt. Denn damit will er, gerade als Lebenspartner einer Kriminalpolizistin, überhaupt nichts zu tun haben. Zumal der Mörder ja gerade ihn immer wieder erneut kontaktiert, um seine Hinweise auf neue Morde zu geben.

Daneben sorgt aber auch noch eine neu eingestellte Köchin in seiner Restaurantküche für allerlei Aufregung, während die Besucherzahlen im ganzen Ahrtal schlagartig sinken, weil die Leute unter den Augen eines Mörders in der Weinwelt ihren Schoppen nicht in angemessener Ruhe genießen können. Folglich ist das Ahrtal in mehrerlei Hinsicht entvölkert; und eine Besserung ist zunächst nicht in Sicht. All dies sind noch mehr Gründe für Julius, so schnell wie nur irgend möglich von Spur zu Spur zu humpeln, um den Wahnsinnigen schnellstens zur Strecke zu bringen. Denn er wollte eigentlich expandieren, nicht rationalisieren.

Ein weiteres Problem, das seine Ratio beschäftigt, ist ein ganz besonderes Menü. Denn in Verbindung mit dem Papstbesuch in Köln hat dieser beschlossen, mit zwölf Jugendlichen in der "Alten Eiche" einzukehren, um dort ein einfaches Mahl zu sich zu nehmen. Dieses "einfache" Mahl unter den Argusaugen der erzbischöflichen Protokollwächter vorzubereiten, verursacht Julius beinahe so viel Kopfzerbrechen wie der Kriminalfall. Ebenso die Frage, ob der Heilige Vater im Ahrtal vor der Ergreifung des Mörders überhaupt sicher ist. Eine Frage, der dieser selbst - wen wundert es - mit einem gewissen Gottvertrauen gegenübersteht.

Fazit:
Spannend, humorvoll und kulinarisch anregend. Sollte man sich nicht entgehen lassen.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2006)


Carsten Sebastian Henn: "Vinum Mysterium"
Emons, 2006. 272 Seiten.
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