Carsten Sebastian Henn: "Henkerstropfen"
Kulinarische Kurzkrimis
Aufgeteilt
auf die Bereiche Süßwein, Weißwein,
Rotwein und Schaumwein stellt
uns Henn hier verschiedene Kurzgeschichten vor, die den jeweiligen
Weinkategorien zugeordnet sind. Dabei wird im Anhang jedes Abschnitts
auch noch den verschiedenen Kurzgeschichten der jeweils
passende
Wein zugeordnet.
Erwartungsgemäß darf bei diesen Geschichten der
beliebte kulinarische Detektiv Julius Eichendorff mit seinem Maitre
d’Hotel nicht fehlen, der sich in der allerersten Geschichte
um eine Blutente kümmert, was eine sehr eigene Zubereitung
dieses Wasservogels mit sich bringt. Die weiteren Geschichten, dem
Kapitel Süßwein zugeordnet, sind gleichfalls eher
humoriger Natur, wobei dem Rezensenten der "Mord im
Kühlschrank" besonders zugesagt hat, der eine Geschichte
für alle Altersgruppen ist und sich hervorragend zum Vorlesen
eignet - direkt gefolgt von dem sehr launigen "Liebfrauenmilch". Der
bereits aus "Mords-Eifel" bekannte Krimi "Schwarzbraun ist die
Haselnusstorte" birgt seinen höchst eigenen Schrecken neben
einem hohen Unterhaltungsfaktor.
Die Geschichten um den Weißwein sind eher nachdenklicher
Natur, wobei regelmäßigen Kurzgeschichtenlesern "Der
gute Herr Schuhmacher" aus der
Kaffeekrimisammlung
"Schwarzer Tod" bekannt vorkommen dürfte. Und auch
"Hohenlimburg stirbt am Besten" findet sich bereits in einer anderen
Sammlung, in der es um "Mehr Morde am Hellweg" ging. Hier findet sich
auch die titelgebende Geschichte, die die Idee der Weinbruderschaften
sehr weit treibt.
Um die Rotweine wird es im Großen und Ganzen dann etwas
schwerer und dunkler, und es kommen Momente von göttlicher
Gerechtigkeit und zurückschlagender Natur hinzu, die sehr
bedenkenswert erscheinen. Hier wird die "Schwarze Magie" der
Weinherstellung ("Karl der Große") und Verkostung ("Non, je
ne regrette rien") dargestellt. Nicht immer etwas für zarte
Gemüter.
Beim Schaumwein wird es dann etwas prickelnder, so dass bei aller
Besessenheit über "Antoinettes Beine" "Cleopatras Erbin" eine
eher amüsante Kurzgeschichte ist, die eine Art Verbeugung vor
den großen Frauen der frühen Kriminalliteratur
darstellt. Die abschließende Geschichte "Pralle Beeren", die
einige Leser eventuell schon aus "Geliebte Lust" kennen, ist eigentlich
weniger eine Kriminalgeschichte, aber wunderschön.
Es stammen noch ein paar weitere Geschichten aus anderen Quellen, aber
das stellt eigentlich kein großes Problem dar, denn viele
sind auch originär für diese Sammlung geschrieben
wurden, manche stammen aus Zeitungen - und waren damit nicht unbedingt
jedermann zugänglich, und die zugänglicheren
Geschichten sind für diese Sammlung noch einmal
überarbeitet worden. Alles in allem eine sehr genussreiche
Kriminalgeschichtensammlung, die Weinfreunde und Kochfreunde
gleichfalls erfreuen wird.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2007)
Carsten
Sebastian Henn: "Henkerstropfen"
Emons Verlag, 2007. 204 Seiten.
Buch
bei amazon.de bestellen