"Hagakure - Der Weg des Samurai"

Lesung von Torch
(Hörbuchrezension)


"Erkenne die Bedeutung von Bushido. Ich habe herausgefunden Bushido, der Weg des Kriegers liegt im Sterben. Wird man mit den zwei Alternativen Leben und Tod konfrontiert, so soll man ohne Zögern den Tod wählen."

Hagakure, der Ehrenkodex der Samurai, ermöglicht einen Einblick in die strengen Verhaltensregeln dieser Krieger, die ihr gesamtes Leben dem Fürsten gewidmet hatten. Die einzelnen Passagen erzählen von den Schlüsseltugenden, die von Durchsetzungsfähigkeit und Integration über Entschlossenheit und Mitgefühl bis hin zu Mut und Loyalität reichen.

Befremdlich erscheint vorerst diese Abhängigkeit zwischen Fürst und Gefolgsmann. Der Fürst präsentiert sich als eine Art äußerer Instanz, der sich der Samurai unterwirft, ja im Ernstfall sogar opfert. Doch je öfter die einzelnen Passagen gehört werden, desto stärker erlangt der Hörer das Gefühl, dass der sogenannte Gefolgsdienst keineswegs mit Unterwerfung zu tun hat, sondern vielmehr mit der Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Äußere Ablenkungen und Verwirrungen, die den eingeschlagenen Weg zu gefährden drohen, die Verzweiflung und Zweifel an sich selbst aufkommen lassen, immer wieder zu überwinden und sich erneut auf das Wesentliche zu besinnen.

So betrachtet, eignet sich das Hagakure als spiritueller Leitfaden für den eigenen Weg und als Meditationsgrundlage, die etwas im Inneren zum Klingen bringt. Ein hervorragendes Beispiel dafür, dass die Fragen des Lebens keinesfalls an geografische Örtlichkeiten gebunden sind. Ohne Qualitätsverlust können einzelne Passagen herausgenommen werden und als Inspiration dienen.

Eine der Kernaussagen besteht in der Empfehlung, den Tod zu wählen und nicht das Leben. Inneres Widerstreben macht sich breit, gerade in unserer westlichen Gesellschaft, die vor dem Tod so gerne die Augen verschließt. Ist man bereit, dem Unvermeidlichen in die Augen zu sehen, erkennt man rasch, dass damit nicht ein Sich-Aufgeben gemeint sein kann, sondern vielmehr ein Abschied vom ängstlichen Zögern, vom hemmenden Sicherheitsbedürfnis und ein Sich-Hinwenden zum entschlossenen Handeln voller Mut, Aufrichtigkeit, Klarheit und mit ganzem Herzen.
Innere Qualitäten stehen im Vordergrund, nicht der äußere Glanz, und für das höchste Gut, den eigenen Seelenfrieden, werden wichtige Anhaltspunkte geboten.

Auch wenn es anfänglich schwer fällt sich auf die einzelnen Passagen zu konzentrieren, wird das durch die herrliche Präsentation von Torch, Begründer des deutschsprachigen Hip Hop, erleichtert. Der Versuch, hinter die oft befremdlichen Texte zu schauen und den Kernaussagen so nahe wie möglich zu kommen, lohnt sich und eröffnet neue Perspektiven.
Regeln wie "Dinge von großer Bedeutung sollten gelassen angegangen werden" verdeutlichen, dass gerade der innere Friede ein entscheidender Faktor sein kann, um Durchsetzungskraft in entscheidenden Momenten zu demonstrieren, dazu ist es aber nötig, Entschlusskraft täglich zu üben und sich klar zu machen: "Lebenslanges Üben kennt kein Ende."

Tsunetomo Yamamoto wurde 1659 in Saga in Japan geboren. Nach einer Karriere als Samurai wurde er Zen-Mönch, weil ihm nach dem Tod seines Fürsten der rituelle Selbstmord durch einen Erlass seines Herrn verboten war. Er diktierte "Hagakure" zwischen 1710 und 1716 dem Schreiber Tashiro Tsuramoto.

(Margarete Wais; 08/2004)


"Hagakure - Der Weg des Samurai"
Vorgelesen von Torch (Frederik Hahn).
Randomhouse Audio, 2004.
2 Audio-CDs mit Begleitheft. Laufzeit: ca. 140 Minuten.
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Buchempfehlung:

Jōchō Yamamoto: "Hagakure"

Das "Hagakure", von Jōchō Yamamoto (1659-1719) erzählt und von seinem Schüler Tsuramoto Tashiro als Manuskript zusammengefasst, gilt als eine der unmittelbarsten Reflektionen des Samurai-Selbstverständnisses. Die aus dem japanischen Original neu übersetzte, ungekürzte Ausgabe der originalen ersten beiden Bücher ist eine kulturhistorische Quelle ersten Ranges der fremd-faszinierenden Welt der Samurai. Farbige Holzschnitte des berühmten Utagawa Kuniyoshi illustrieren die Ausgabe, ein ausführliches Vorwort informiert über den geschichtlichen Hintergrund. Übersetzung und Kommentar von Max Seinsch. (Reclam)
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