Doris Märtin: "Gut ist besser als perfekt"
Die
Kunst, sich das Leben leichter zu machen
Vorankommen. Ankommen. Zu sich kommen.
Wer glaubt eigentlich
noch an das Märchen vom
Perfekt-Sein? Und braucht deshalb ein Gegenmittel dazu?
Natürlich, vor allem das
Fernsehen
suggeriert immer noch, dass es das Ziel aller Menschen wäre, perfekt zu sein.
Doch wer glaubt noch an das Fernsehen?
Na
gut. Also: "Gut ist besser als perfekt".
Wir
wollen uns aus dem Wertezwang befreien und landen also einfach bei der ZWEITBESTEN
Note ein und desselben Wertesystems. Aber vielleicht ist es ja nur ein ungenauer
Titel. Es zählt, was drinnen steckt. Man will ja nicht etwas SCHLECHTES erstanden
haben. Das müsste schon etwas ein bisschen BESSERES sein. Also ich meine, die
Qualität müsste zumindest GUT sein. So, jetzt hab ich's.
Also stürzen
wir uns auf die guten Tipps. Den Investmentkern der Buches also. Da steht - legen
Sie ein portfolio an - .... ? Also wenn Sie nicht zu jenen gehören, die eh total
erfolgreich an der Börse, Bank oder sonstwo zuhause sind, will ich versuchen,
es mit meinen Worten zu erklären:
Nehmen Sie einen Zettel, teilen Sie ihn in
vier gleiche Teile. Schreiben Sie links - obwohl das ist egal, Sie können es auch
rechts schreiben - darunter muss auf jeden Fall stehen .... Entschuldigung, nein
darüber. Ist ja einerlei, wenn da kein Platz mehr ist! Also vereinfachen wir das
Ganze, machen wir es nach der "guten" alten Methode von meiner Oma: "Nimm dir
einen Zettel, schreib alles drauf, was du im Leben willst, oder nicht magst, oder
... und schau' dir dann an, was du daran ändern willst und streich' dies eben
weg oder schreib' es dazu - na je nach dem eben."
So, nun haben Sie ein Portfolio,
das Ihnen sagt, was Sie im Leben in Angriff nehmen sollten. Zu streng geurteilt?
Formulieren wir die Aufgabe eines Lebenshilfe-Buches: Ein Lebenshilferatgeber
verspricht nicht, dass er etwas Neues gefunden hat, sondern nur, dass er eben
alles aktueller formuliert und deswegen hilft. Noch diese kleine Kritik an einer
finanziell recht ausschlaggebenden "Idee" des Buches: Man soll alles Gerümpel
zuhause ausmisten und loswerden. Einverstanden. Aber der Gedanke ist noch nicht
die Tat. Also was bitte ist der Antrieb, mich zu dieser Heidenarbeit aufzuraffen?
"Qualität statt Quantität". "Kompromisslos kaufen, was uns hundertprozentig überzeugt".
Klingt das nach GUT oder klingt das nach BESSER eingekauft in Ihren Ohren? Und
bitte wieso soll ich mir den Genuss verkneifen, ein bisschen
sogenannten
Schund hie und da zu kaufen, dann darüber zu maulen und immer wieder Ausmistungsorgien
in Aussicht zu haben, anstatt ein einziges "Echt-Platinum-Lederimitat - wir
lieben Tiere - lebenslang-haltendes-Dings"
zu kaufen? Fällen wir die Entscheidung für oder gegen das Buch nach den Richtlinien
eben jenes Buches: Will ich wegen des Buchkaufes in einer Woche noch einmal
ausmisten müssen? Nein. Ist das Buch GUT genug? Nein. Ist es BESSER? Nein. Das
wäre dann auch schon der Pluspunkt gewesen.
Doris Märtin, promovierte Anglistin, arbeitet als freie Autorin, Übersetzerin und Dozentin. Sie hat zahlreiche Bücher über Kommunikation, Karriere und Persönlichkeitsentwicklung veröffentlicht, darunter den Erfolgstitel "Small talk. Die hohe Kunst des kleinen Gesprächs" (1998).
(Die Prinzessin; 06/2003)
Doris
Märtin: "Gut ist besser als perfekt"
dtv, 2003. 180 Seiten.
ISBN 3-423-24346-5.
ca.
EUR 12,-.
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Ergänzender Buchtipp:
Doris
Märtin, Karin Boeck: "Small Talk"
Die hohe Kunst des kleinen Gesprächs
Wie
man Körpersprache einsetzt, richtig zuhört, Schüchternheit überwindet und vieles
mehr: "Small Talk" vermittelt das nötige Rüstzeug!
Heyne, 1999. 187 Seiten.
ISBN
3-453-14838-X.
ca. EUR 8,95.
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