Pedro Juan Gutiérrez: "Animal Tropical"
Nach
der Veröffentlichung seines
Werkes "Schmutzige
Havanna Trilogie" hat sich das Leben des
Ich-Erzählers dieses Romans,
der rein zufällig den gleichen Namen trägt wie der
Autor und der dazu noch ähnliche
Bücher geschrieben hat, ein wenig gewandelt und er sich
emotional immer mehr an
eine einzige Frau gebunden. Und diese, Gloria, treibt ihn
beziehungstechnisch
zunehmend in die Enge, denn sie möchte gerne die einzige Frau
in seinem Leben
sein, und auch, dass er der einzige Mann in ihrem Leben ist. Dabei
unterwirft
sie sich ihm in jeder Hinsicht, die ihr zu diesem Zweck dienlich
erscheint.
Während er in seinem Leben in Havanna herumeiert und den
Ehefesseln
auszuweichen versucht, steht Pedro noch in Verbindung mit einer jungen
Frau aus
Schweden, welche die "Schmutzige Havanna Trilogie" gelesen
hat und ihn
nach Stockholm an die Universität zu bringen trachtet - und
wohl auch in ihr
Bett. Dafür nimmt sie eine Menge Verwaltungsaufwand auf sich.
So entgeht Pedro,
nach einer ausgiebigen Konsultation mit einer Santera,
zunächst einmal den Fängen
Glorias und lernt das Leben in einem Land kennen, das sich klimatisch,
mental
und vom Temperament sehr von seiner Heimat unterscheidet. Doch er
lässt sich
davon wenig irritieren, sondern versucht vielmehr, den Schweden seine
Auffassung
vom Leben beizubringen, was diesen aber nicht unbedingt
durchgängig behagt.
Als Pedro schließlich wieder
nach Kuba zurückkommt,
ist er so glücklich wie
ein Hund, der noch einmal an seinem Haufen schnuppert, und so kehrt er
ähnlich
beglückt zu Gloria zurück, um sie zu peitschen, zu
ohrfeigen, anzupissen,
allerlei unangenehme Dinge mit ihr anzustellen, sie zu prostituieren
und ihr
dann ihre Untreue vorzuwerfen und gleichzeitig auch immer wieder zu
schauen, wen
er selbst noch penetrieren könnte. Dabei müssen die
Penetrationspartner nicht
unbedingt nur Menschen sein, sondern es kommen in Pedros belebter Welt
auch Hündinnen,
Kälber und Stuten zu ihrem "Recht".
Alles in allem ziemlich vernarrt in die eigene Verdorbenheit und den
eigenen
Machismo, den der Ich-Erzähler als einen Sollwert für
die Menschheit zu sehen
scheint. Wer kubanische und jamaikanische Verbrechensstatistiken kennt,
besonders in Bezug auf Kindesmissbrauch und
Vergewaltigung, wird hier
in erster
Linie einen Apologeten für eine verbrecherische Grundhaltung
sehen, die auch
das Elend und der Drogenkonsum nicht in diesem Ausmaß
rechtfertigen können.
Wenn der Ich-Erzähler nicht sehr mit dem Autor
übereinstimmt, dann hat
Letzterer eine sehr seltsame Fantasie und gehört eventuell in
die Psychiatrie.
Sind die Parallelen allerdings umfassender, dann sollte er für
einige Jahre
hinter Gitter - oder auch für einige Jahrzehnte. Literatur ist
sicherlich etwas
Anderes, und wenn ein gewisser Kritiker dies als "ein Fest des Lebens"
beschreibt, dann möchte der Rezensent selbst lieber nicht
"leben".
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2007)
Pedro
Juan Gutiérrez: "Animal Tropical"
(Originaltitel "Animal Tropical")
Aus dem Spanischen von Harald Riemann.
Gebundene Ausgabe:
Hoffmann und Campe, 2004. 384 Seiten.
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Taschenbuch:
Goldmann, 2006. 377 Seiten.
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