Christoph Güsken: "Die ohne Sünde sind"
"Auf einem Autobahnparkplatz wird eine männliche Leiche gefunden. Offensichtlich kein Unfallopfer, denn der Tote liegt da wie in einer Inszenierung: auf dem Rücken und alle viere von sich gestreckt. Und neben seine Hand hat jemand Zeichen in den Sand gekritzelt ..."
Christoph Güsken hat bereits etliche
Kurzgeschichten und Hörspiele veröffentlicht, und seit 1996 hat er die beliebte
Kriminalreihe um das Ermittlerduo Kittel und Voss geschrieben, sowie zwei für
sich stehende Romane: "Angsthase, Peffernase" und "Der Untergang des Hauses
K.".
In "Die ohne Sünde sind", dem zweiten Roman um die beiden Polizisten Jungbluth
und Bukowski, geht es zunächst um die Leiche eines vorerst Unbekannten, der
eine gewisse Ähnlichkeit mit Jesus aufweist (!?), auf einer Autobahnraststätte
bei Mönchengladbach. Der Leichnam weist Spuren davon auf, überfahren worden
zu sein, doch eine erste Untersuchung durch den
Gerichtsmediziner
ergibt, dass die Person bereits vorher gestorben ist, und zwar höchstwahrscheinlich
infolge eines Schlages auf den Kopf. Vor der Leiche im Sand finden sich einige
Zahlen, die aber zunächst für die Ermittlung keine Ansätze liefern.
Während sich Dirk Jungbluth wegen seiner eigenen Laborwerte
sorgenvollen Gedanken um seine Gesundheit hingibt und von einem hypochondrischen
Anfall in den nächsten taumelt, macht sich Carsten Bukowski um den vorliegenden
Fall auch gleichfalls wenig Sorgen, denn Charlin verlässt ihn immer wieder wegen
der "Zeugen Jehovas", welche dazu auch noch frecher Weise immer wieder vor
Bukowskis Tür einlaufen, um mit ihm über die Bibel und den Glauben zu reden. Nur
mit Mühe kann der Polizist dabei seine Dienstwaffe im Holster lassen. Da kommt
es ihm gerade recht, dass die Ermittlungen in dem Mordfall, dessen Tatort sich
noch dazu in der Nähe einer Baustelle für eine Autobahnkapelle befindet, auf
eine Sektengemeinschaft in der Nähe von Mönchengladbach hinweisen. Jungbluth
hingegen macht an der Sache nervös, dass auch ein einflussreicher und
prominenter Kommunalpolitiker in die Sache verstrickt zu sein scheint, da er
sich den Kampf gerade gegen diese alternative Glaubensgemeinschaft auf die
Fahnen geschrieben hat. Politische Verstrickungen machen den Ermittler immer
noch nervös ...
Da nun Jungbluth in eine andere Richtung ermittelt, sieht
sich Bukowski in seiner Freizeit und auf eigene Faust die "Johannistische
Gemeinde Deutschlands" näher an und entdeckt dabei beunruhigende Parallelen zu
anderen gewaltbereiten Gruppierungen, die auf der ganzen Welt in den letzten
Jahren immer wieder in Medienberichten Erwähnung gefunden haben. Und bei einem
dieser Fälle taucht auch der Name des Ermordeten, dessen Identität nach vielem
Hin und Her festgestellt werden konnte, wieder auf.
Zeitgleich mit den
Ereignissen um die beiden Beamten bekommt der Leser immer wieder Beobachtungen
und Erfahrungen einer jungen Dame namens Rebekka mitgeteilt, die auf dem Gelände
der "Johannistischen Gemeinde Deutschlands" ein neues Zuhause gefunden hat und
die bei aller Unschuld schließlich eine herausragende Rolle in dieser Geschichte
spielen wird ...
Hervorragend strukturiert, zügig und spannend erzählt
mit glaubwürdigen - rauen doch liebenswerten - Charakteren ist "Die ohne Sünde
sind" ein sehr erfreulicher Roman, der auf jeden Fall Appetit auf mehr macht, so
dass den meisten Lesern der Griff nach "Jungbluth und der Fastnachtsmord" ein
Herzensanliegen werden dürfte.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2004)
Christoph Güsken: "Die ohne Sünde
sind"
Grafit, 2004. 214 Seiten.
ISBN 3-89425-292-8.
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Christoph Güsken wurde 1958 in
Mönchengladbach geboren. Nach dem Theologiestudium wurde er Buchhändler in Köln.
Er lebt als freier Autor in Münster.
Weitere Kriminalromane des
Autors, allesamt bei Grafit erschienen (Auswahl):
"Jungbluth und der
Fastnachtsmord"
Die ausgelassene Karnevalsfeier im elitären Fitnessklub
Anna La Belle endet für die Arzthelferin Jana Minckenberg und den Miteigentümer
des Klubs, Wolfram Hellendorn, mit dem Tod. Sie werden nicht nur brutal
erstochen, sondern ihre Gesichter zudem mit Säure verätzt. Zu der fünfköpfigen
Kommission, die den Mord aufklären soll, gehört auch Jungbluth - ein
Eigenbrötler und Pedant, der panische Angst vor ansteckenden Krankheiten hat und
bei seinen Kollegen nicht sonderlich beliebt ist. Wie schon so oft geht
Jungbluth auch in diesem Fall seine eigenen Wege. Während die übrigen Ermittler
ein Eifersuchtsdrama vermuten und auch bald auf einen Verdächtigen stoßen,
glaubt Jungbluth an einen Täter mit einer Obsession. Er fühlt sich in seiner
Theorie bestätigt, als er ein Video von der Karnevalsfeier zu sehen bekommt, auf
dem der Mörder in der Verkleidung der personifizierten Pest durch das Bild
huscht. Jungbluth ist mehr und mehr besessen von seiner Idee, unterdessen geht
das Morden weiter ...
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"Angsthase,
Pfeffernase"
"Angsthase, Pfeffernase!" So wurde er schon von klein auf
gehänselt. Und auch als Erwachsener hat er die Verliererstraße nicht verlassen:
keine Arbeit, keine Freunde, kein Erfolg. Er ist eben nur der kleine Bruder des
"großen" Filmemachers Henning Schumm.
Immerhin besorgt ihm der große Bruder
dann doch eine Stelle in einer Werbefilmproduktionsfirma. Und der "kleine"
Schumm macht Karriere, was sich als höchst gefährlich für seine Umgebung
erweist. Denn er stellt fest, dass die Aussage, der perfekte Mord sei unmöglich,
Unsinn ist. Der Einzige, der ihm auf die Schliche kommen könnte, ist Kommissar
Nowottni ...
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"Der Untergang des Hauses
K."
Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit und dann ist es passiert: Das
Auto von Starreporter Gert Karnap überschlägt sich und landet im Watt. Karnap
selbst bleibt weitgehend unversehrt, doch sein Freund Heiko Gerling stirbt. Und
zwar nicht an den Unfallfolgen, sondern vor Angst - vor der Angst zu ertrinken.
Denn während Karnap Hilfe holt, kommt die Flut zurück.
Die schreckerfüllten
toten Augen des Freundes lassen Karnap nicht mehr los und er ändert sein Leben
radikal. Er nimmt eine neue Stellung an und zieht in eine Kleinstadt, wo er sich
ein Haus gekauft hat. Keine gute Wahl, wie sich bald zeigt, denn Schrecken
lauert auch in Karnaps neuem Heim: Der Journalist findet in dem Gartenhaus eine
Leiche, die schon vor Jahren dort eingemauert worden ist. Ein Zeichen an der
Wand scheint darauf hinzudeuten, dass es sich bei dem Toten um einen
Serienmörder handelt, der vor Jahren unerkannt sein Unwesen in der Kleinstadt
getrieben und dem man den Spitznamen "Rasputin" gegeben hat.
Als jedoch ein junges Mädchen ermordet wird, steht für Kommissar Maiewski fest:
Rasputin lebt. Währenddessen erfährt Karnap von seinen Nachbarn, dem Psychologen
Reinolf Konradt und dessen Frau Marie, Einzelheiten über den Vorbesitzer seines
Hauses: Ronald Klint war
Maler
und ein Fan von
Edgar Allan Poe. Klints
Frau ist bei der Geburt der Tochter Lydia Morella gestorben - oder nicht? Lebt
die Mutter in der Tochter weiter, wie die Namensgeberin Morella in der Poe-Erzählung?
Der Maler scheint das geglaubt zu haben, wie Karnap anhand der Lektüre der Tagebücher
Klints feststellt. Karnap macht die Bekanntschaft Lydia Morellas und sieht die
Verbrechen, die passiert sind, in einem neuen Licht ...
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"Der Papst ist tot"
Der Papst
ist tot - und er starb keinen würdigen Tod: Im Zuge von Sexspielchen wurde er
ans Bett gefesselt und dann mit dem Kissen erstickt. Ein herber Schlag für die
Veranstalter der Münsteraner Hörkunsttage und ein herber Schlag für die
Hörspielszene. Denn der Papst, mit bürgerlichem Namen Heiko Papic, galt als
einer ihrer führenden Köpfe, sein Wort konnte Stars gebären und Karrieren
beenden.
Privatdetektiv Henk Voss kommt der Tod des Papstes gar nicht
ungelegen. Denn er erhält von Götz Frankenstein, einem weiteren Teilnehmer der
Hörkunsttage und in den Augen von Kriminalhauptkommissar Pit Bondt der
potenzielle Mörder, den Auftrag, den Tod Papics aufzuklären. Allerdings ist das
alles andere als ein einfacher Auftrag: In der Szene rund um das "künstlerische
Wort" findet ein gnadenloser Existenzkampf statt, die Eitelkeiten sind groß, die
Befragungen verlaufen zäh, die Gerüchteküche brodelt, aber niemand sagt, wie er
wirklich zu dem Hörspiel-Papst stand.
Auch Voss' Partner Bernie Kittel hat
gut zu tun: Er wurde vom "König" der westfälischen Möbelindustrie, Guiseppe
Calderoni, engagiert, gegen die WAF - die Westfälische Antipressholzfraktion -
vorzugehen, da die WAF Calderonis Möbelwelt bedroht und sabotiert. Doch
Calderoni macht nicht nur in Möbeln, sondern er ist auch der Hauptsponsor der
Münsteraner Hörkunsttage und der Gründer von "Ohrensell", das das Pendant zu
Hollywood für den Hörspielbereich werden soll. Der westfälische Halbitaliener
möchte damit seiner Lebensgefährtin Aurora Duponte, einer ehemaligen Pornoqueen,
zu einer neuen Karriere verhelfen.
Zwangsläufig führen die Recherchen auch
Voss in Calderonis Möbelwelt - wo zwischen Toilettenbecken und
Schlafzimmerschrankwänden ein zweiter Mord geschieht. Eine Tat der WAF? Oder
wollte der Mörder Papics verhindern, dass Voss einen entscheidenden Hinweis
bekommt? Die Fälle werden immer verzwickter und gefährlicher für die beiden
Detektive ...
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