Karl-Heinz Göttert: "Entschlüsselte Geheimnisse"


Nachdem der letzte Roman von Herrn Professor Göttert vom Telegraphen handelte, geht dieses Buch wieder weiter in der Zeit zurück und zwar in das Jahr 1590, zu den Vorbereitungen des Besuchs Maximillians, um einige Streitigkeiten in der Region zu bearbeiten. Die Kölner und ihr Erzbischof liegen sich wegen einiger Rechte, die sie haben bzw. nicht haben, in den Haaren, und darum ist der Kölner Rat gezwungen, seine Briefe in andere Städte in verschlüsselter Form zu verschicken. Doch eines Tages wird Azzo, einer der berittenen Boten, im Wald von einem Mann in erzbischöflichem Jagdgewand überfallen und des Pferds und der Botschaften beraubt.

Neben der Post an die niederländischen Handelspartner beinhaltete dieses Briefpaket auch einen Liebesbrief des jungen Secretarius Volkmar von Linn an seine Geliebte, Elke Moers, in Neuss. Dieser Brief ist an sich nichts Besonderes, bis auf die Tatsache, dass sein Postskriptum wesentlich besser verschlüsselt ist als die Kölner Ratspost. Dies macht den erzbischöflichen Entschlüssler Brun stutzig, und nachdem er die Routineaufgaben erledigt hat, widmet er sich mit all seinem Können diesem Postskriptum. Doch er muss einsehen, dass er dieses nicht auflösen kann und wendet sich darum an Johannes Trithemius, den Abt eines nahe gelegenen Benediktinerklosters, der gerade an einem längeren Werk zur Kryptographie arbeitet.

Hier lernt der Handwerker der Geheimschrift eine Menge von dem Theoretiker, der ihm allerdings die Geheimnisse zum Auflösen des Postskriptums vorenthalten möchte. Doch Brun ist nicht auf den Kopf gefallen, und so findet er schließlich heraus, was in dem Text steht. Um seine Ergebnisse zu überprüfen, schickt er einen leicht abgewandelten Text weiter an Elke Moers, um seine Arbeit zu überprüfen.

In Neuss ist allerdings ein möglicher Verlobter aufgetaucht, weil Elkes Vater mit einem seiner Kollegen eine Vereinbarung über die Verheiratung ihrer beider Kinder getroffen hatte. Und so versteht Elke die leicht alarmierende Botschaft Bruns als eine wirklich ernst gemeinte Warnung Volkmars und flüchtet aus dem elterlichen Haus und aus Neuss. Als dann in der gleichen Nacht auch noch der prospektive Verlobte von einem Unbekannten in einem Gasthaus getötet wird, gerät Volkmar ganz schnell in den Verdacht, der Mörder zu sein. Und nun muss Brun einen Weg finden, den jungen Mann vor dem Tod zu retten, ohne dabei seine Arbeitgeber und den Kölner Rat, der die Untersuchungen in diesem Mordfall übernommen hat, allzu sehr vor den Kopf zu stoßen.

Neben dieser Kriminalgeschichte werden in den Gesprächen zwischen Johannes und Brun immer mehr Elemente der Kryptographie und der Steganographie dargestellt, so dass der Leser eine Menge über die Geschichte und die Techniken des geheimen Schreibens erfährt. Etwas, das ja auch in unserer heutigen Zeit bei den Fragen nach der Sicherheit von Internetkommunikation wieder ein zunehmend aktuelles Thema wird, das mehr und mehr Menschen direkt betrifft.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2005)


Karl-Heinz Göttert: "Entschlüsselte Geheimnisse"
Emons, 2005. 207 Seiten.
ISBN 3-89705-392-6.
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