Alicia Giménez-Bartlett: "Das süße Lied des Todes"
Ein Petra-Delicado-Krimi
Alicia
Giménez-Bartlett hat mit
Petra Delicado eine Polizistenfigur erschaffen, die in Spanien schon
lange
Kultstatus genießt und sich durch die Übersetzungen
des Lübbe-Verlages auch
in Deutschland einer mittlerweile großen Beliebtheit erfreut.
Die Autorin lässt
ihre Protagonistin durchweg in der Ich-Form berichten, was dem Buch
seinen
eigenen, sehr persönlichen Charakter gibt.
Angesichts der Lebensumstände ihrer jungen Kollegin Yolande
resümiert Petra
Delicado - für den Erstleser sehr informativ - knapp ihre
eigene Geschichte:
"... die Liebe beschert uns manchmal ungeahnte
Lebensumstände, die wir
uns nie hätten vorstellen können. Ich selbst war mit
Hugo, meinem ersten Mann,
eine Anwältin der Upperclass gewesen und wurde eine
bürokratische und
spitzfindige Kriminalbeamtin, als ich versuchte, mein Leben mit meinem
zweiten
Mann Pepe einzurichten. Und jetzt, frei von den Geißeln der
Liebe, war ich eine
kämpferische, fast anarchistische Polizistin, die endlich ihr
gewünschtes Ziel
erreicht hatte: allein und unabhängig zu sein."
Doch dieser Fall, in den sie im neuen Buch verwickelt wird,
erschüttert durch
eine schicksalhafte Begegnung ihr festes Lebensgerüst. Eines
Tages wird Petra
auf einer Damentoilette ihre Pistole gestohlen. Ein Mädchen
entwendet sie aus
der leichtsinnig abgestellten Handtasche und läuft davon.
Petra Delicado stellt
sich der für sie peinlichen Situation und macht sich mit
Unterstützung ihres
sympathischen Chefs neben der Lösung anderer Fälle
auf die Suche nach ihrer
Dienstwaffe.
Ein anderes, sehr aufgewecktes und intelligentes Mädchen hat
den Diebstahl
beobachtet und kann die kleine Täterin gut beschreiben. Der
Vater dieses Mädchens,
Marcos, ist von Petra sofort sehr eingenommen, und auch sie kommt von
der ersten
Begegnung an innerlich nicht von ihm los.
Zwischendrin, während sich privat nicht nur bei Petra, sondern
auch bei ihrem
bewährten Kollegen Garzon erhebliche Veränderungen in
der Liebeswelt
abzeichnen, nimmt der Fall seinen Lauf. Natürlich wird bald
ein mit Petras
Dienstwaffe zu Tode gebrachter Mann gefunden.
Der Fall führt in das schmutzige Zwielicht der
Kinderpornografie und zieht
weite Kreise. Wie Alicia Giménez-Bartlett die Dialoge
zwischen ihren
Polizistenfiguren schildert, besonders zwischen Petra und Garzon, ist
allerhöchstes
Lesevergnügen. Das Buch ist spannend und witzig, wirklich
witzig, was bei
Krimis eher selten ist.
Am Schluss, der Fall ist gelöst, siegen die Liebe und die
Institution der Ehe
auf breiter Front - drei Polizisten heiraten, darunter Petra ihren
Marcos, ohne
ihre anarchistische Unabhängigkeit aufgeben zu müssen
- wie sie hofft. Der nächste
Band dieser wirklich unterhaltsamen Krimireihe wird zeigen, was aus
ihrem
Vorsatz für den Ehestand geworden ist.
Dem Verlag gelingt es, für rund 18 Euro eine Leinenausgabe zu
präsentieren.
Das ist löblich und lässt die Frage aufkommen, warum
andere Verlage für Bücher
mit höherer Auflage für einfache Pappbände
zwei bis drei Euro mehr verlangen.
Dem Lübbe Verlag herzliche Glückwünsche
für diese Produktion und die ganze
Reihe "edition Lübbe".
(Winfried Stanzick; 07/2007)
Alicia
Giménez-Bartlett: "Das süße Lied des
Todes.
Ein Petra-Delicado-Krimi"
Aus dem Spanischen von Sybille Martin.
edition Lübbe, 2007. 395 Seiten.
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Alicia Giménez-Bartlett wurde 1951 im spanischen Almansa geboren, studierte Philologie und lebt seit 1975 in Barcelona. Sie veröffentlichte seit 1987 etwa ein Dutzend Romane und Sachbücher und zählt zu den erfolgreichsten spanischen Autorinnen der Gegenwart. 1997 wurde sie für ihren Roman "Una habitación ajena" mit dem "Premio Femenino" des angesehenen literarischen Verlages "Lumen" ausgezeichnet. Die größte Popularität verdankt sie ihren Kriminalromanen um Inspectora Petra Delicado. Diese wurden zum Teil 1999 mit Anna Belén und Santiago Segura in den Hauptrollen in einer dreizehnteiligen Fernsehserie mit großem Erfolg verfilmt.