Christiane Gibiec: "Fünf Monde"
Historischer Familienroman
Es ist das Jahr 1630 in Köln. Die
Verfolgung der so genannten Hexen ist seit der Tötung der ehemaligen
Postmeisterin der Stadt auf Betreiben derer von Thurn und Taxis in vollem Gange
und dies, obwohl die römisch-katholische Geistlichkeit in Italien und die
deutschen Theologen es weniger gern sehen und auch zum Teil sehr stark
kritisieren.
Nachdem ihre aus Venedig stammende
Mutter bei einem Hexenprozess in Reutlingen auf Betreiben ihrer eigenen Schwiegereltern
ums Leben gekommen war, flohen die Beneditti-Schwestern nach Cöln, um dort zurückgezogen
in einem
Beginenkonvent zu leben und durch das Anfertigen von kunstvoller Kleidung
und Süßwaren ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Eine der Schwestern ist sogar
gelegentlich als Hebamme tätig.
Doch fünf fremdländisch wirkende, gut aussehende junge Frauen, die
ein uneheliches Kind dabei haben, wecken auch im heiligen Cöln Begehrlichkeiten
und Misstrauen, besonders, nachdem ein neues Gesetz der einen Schwester einen
Teil der Hebammentätigkeit untersagt und andere Schwestern nicht unbedingt daran
interessiert sind, den Avancen lüsterner Ratsherren nachzugeben. Und so wird die
Situation in Cöln zunehmend unangenehmer für die Damen, noch verstärkt dadurch,
dass der junge Paolo - der uneheliche Sohn - von einem Reiter vor der Stadtmauer
entführt wird. Da die Schwestern glauben, in dem Reiter einen venezianischen
Onkel erkannt zu haben, begeben sich einige von ihnen dorthin, um ihn zurück zu
holen, während sich die Verbliebenen mit immer schärferen Hexereivorwürfen und
Pestkindern, die ihnen vor die Tür gelegt werden, auseinander setzen müssen.
Aber geleitet durch visionäre Träume und die schützende Hand der getöteten
Mutter kommen sie häufig auch aus sehr unangenehmen Situationen wieder
heraus.
In derartige Situationen geraten speziell die jüngeren Damen durch
ihre Zügellosigkeit und Freimütigkeit immer wieder - auch, weil eine von ihnen
sehr deutlich mehr dem eigenen als dem anderen Geschlecht zuneigt.
"Fünf
Monde" ist ein überaus feministischer Roman aus dem Mittelalter, und die hier
beschriebene Frauenkommune scheint durch ihr Auftreten und ihr Verhalten für
einen Teil ihrer Probleme wirklich selbst verantwortlich zu sein, was die
entstehenden Konflikte gelegentlich überkonstruiert erscheinen lässt, wodurch
die Lektüre mitunter ein wenig stockt.
Eine weitere Lesebremse sind die
bisweilen unmotivierten Perspektivenwechsel. Wenn diese von Ort zu Ort gehen,
ist das noch nachvollziehbar, aber wenn die Mutter vom Himmel spricht oder
Ereignisse aus der Vergangenheit plötzlich auftauchen, wäre ein dezenter Hinweis
für den Leser wirklich ganz nett gewesen. So wird das Lesen erschwert, und auch
die Charaktere wirken nicht durchgängig plastisch.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2006)
Christiane Gibiec: "Fünf
Monde"
Emons, 2006. 382 Seiten.
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Christiane Gibiec, Jahrgang 1949, studierte Germanistik und Sozialwissenschaften. Sie lebt und arbeitet als freie Journalistin, Autorin und Filmemacherin in Wuppertal. Lien zu Christiane Gibiecs Netzseite: http://www.cgibiec-autorin-journalistin.de/.