Fritz B. Simon, Christel Rech Simon: "Zirkuläres Fragen"

Systemische Therapie in Fallbeispielen. Ein Lernbuch.


"Warum beantworten Sie eigentlich jede Frage mit einer Gegenfrage, Herr Doktor?" - "Warum sollte ich nicht mit einer Gegenfrage antworten?"

Neben "Mein Fahrrad, meine Psychose und ich" ist dies ein weiteres grundlegendes Werk von Fritz B. Simon, das dieser zusammen mit seiner Frau herausgegeben hat, die nicht alle Dinge genauso sieht wie ihr Mann.

Nach einer Vorbemerkung, in der die Autorin und der Autor diese Situation darstellen, werden die drei Phasen des therapeutisch-beratenden Gesprächs anhand eindringlicher Fallbeispiele vorgestellt und illustriert. Die vorliegenden Texte sind dabei Auszüge aus Gesprächstranskripten, weil die dargestellten Fälle öfters in institutionellen Zusammenhängen geführt wurden und dabei Idealsituation wie beratende Teams eine Rolle spielten. Aber auch wenn man in der regulären Beratungspraxis diesen Luxus nicht unbedingt zur Verfügung hat, können einem die betreffenden Fälle einige gute Tipps und Hinweise geben und so dem Anfänger eine angemessene Einführung und dem Profi ebenso eine Strukturierungs- wie eine Weiterlernhilfe sein.

Im ersten Abschnitt werden die verschiedenen Phasen des Interviews von der Kontext- und Auftragsklärung bis zum Abschluss der Hauptarbeitsphase anhand von neun sehr passend ausgesuchten Fällen dargestellt. Wie man es heute von DVDs kennt, werden die Interviews mit Kommentaren durchsetzt - in Kursivdruck - um dem Leser "unter dem Gespräch" verborgene Mechanismen zu verdeutlichen, Hintergründe zu vertiefen und auf Gefahren der jeweiligen Gesprächsphase hinzuweisen. Im Bereich der Arbeitstechniken werden dabei verschiedene Fragetechniken und auch Interventionen illustriert, die sich dankenswerter Weise - zusammen mit einem Grobraster therapeutisch-beratender Gespräche - am Ende des Buchs in Teil IV wiederfinden.

Der zweite Abschnitt verdeutlicht die Wichtigkeit der Pause vor der Beendigung einer Sitzung und die verschiedenen Arten, wie man sie nutzen kann.

Der dritte Abschnitt greift erneut vier der zuvor beschriebenen Fälle auf und demonstriert an ihnen verschiedene Möglichkeiten der Abschlussintervention. Im letzten Kapitel kann der interessierte Leser anschließend auch noch erfahren, wie es mit diesen Klienten im Endeffekt weitergegangen ist.

Einige der Fälle sind für sich genommen bestimmt unüblich, wie etwa jener des Herrn Florin, dessen behandelnde Ärzte und Pfleger in der Psychiatrie betrachtet wurden, aber gerade an dieser Ungewöhnlichkeit und der dabei trotzdem vorhandenen Gradlinigkeit der Fälle lassen sich die hier gewünschten Techniken und Mechanismen mit ihren Vorzügen und Risiken wunderbar darstellen.
 
Fazit: "Zirkuläres Fragen" ist sicherlich ein Buch, das in keiner Handbibliothek eines Praktikers fehlen sollte.
"Psycho-Touristen" werden gleichfalls ihren Spaß daran haben, weil die Fälle in Kombination mit den Kommentaren neben der Lehrwirkung sicherlich auch einen gehörigen Unterhaltungswert aufweisen. Alles in allem ein sehr gelungenes Lernbuch.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2007)


Fritz B. Simon, Christel Rech Simon: "Zirkuläres Fragen"
Carl-Auer Verlag. 291 Seiten.
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