Ken Follet: "Nacht über den Wassern"


September 1939, wenige Tage nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Der Pan-American-Flying-Clipper, ein gigantisches Flugboot, wird auf den letzten Flug von Southampton aus über den Atlantik vorbereitet.
Die Maschine und das Personal werden auf Vordermann gebracht und die letzten Tickets, die ungefähr so viel kosten wie ein kleines Einfamilienhaus, werden an den Mann (bzw. die Frau) gebracht. Aber es sind zum Glück noch einige Karten übrig, denn als der Krieg auch für Großbritannien beginnt, ist der Bedarf an Tickets schlagartig größer als man ursprünglich angenommen hat.

Unter den 40 Passagieren sind: eine junge Firmenbesitzerin, deren Bruder in den USA den Familienbetrieb einfach so verkaufen möchte, was sie unbedingt verhindern muss, eine junge Frau, die ihren Mann von seiner Geliebten loseisen möchte, eine hoch angesehene Familie, deren Oberhaupt ein lautstarker Freund Adolf Hitlers und der nationalsozialistischen Bewegung gewesen ist, und der nun so schnell wie möglich in ein angenehmeres politisches Klima entkommen möchte, auch wenn seine eher linkspolitisch eingestellte Tochter lieber in England beim Zivilschutz gegen die Nazis ihren Beitrag leisten möchte und deswegen zunächst - erfolglos - von zuhause ausreißt, um schließlich doch an Bord der Maschine zu landen, in der sich auch die überaus wertvolle Schmucksammlung der Mutter befindet.

Ebendiese Schmucksammlung ist für einen jungen Mann interessant, den die junge Dame auf einer Polizeiwache kennen gelernt hat. Er selber befindet sich nach Bezahlung einer Kaution auf der Flucht vor der britischen Justiz und hofft in den Vereinigten Staaten irgendwie Aufnahme in der Airforce zu finden, was in Großbritannien zu dieser Zeit meistens nur Angehörigen des Adels möglich war. Nun besteht die Chance, dass er doch in eine Fortsetzung seiner britischen Karriere eintritt. Außerdem befindet sich ein prominenter Flüchtling aus dem Deutschen Reich an Bord, der nach Kriegsausbruch noch etwas mehr Abstand zu seinem Herkunftsland gewinnen möchte. Man kann ja nie wissen ...

Der Clipper ist ausgebucht und weder die Passagiere, noch die Besatzung weiß, dass der Treibstoff diesmal nicht bis ans Ziel reichen wird - nur Einer kennt die drohende Gefahr, die über den Wassern lauert: Der Bordingenieur; denn Unbekannte haben seine Frau entführt. Und damit er sie lebend wiedersehen darf, muss er eine Notwasserung der Maschine vor der Küste von Maine bewirken, wo es zu einem heimlichen Rendezvous kommen soll. Dass auf der gleichen Strecke auch noch ein Sturm auf die Maschine wartet, macht die Sache nicht unbedingt einfacher.

Eine komplexe und spannende Geschichte.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 02/2004)


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