Klaus Bednarz: "Am Ende der Welt"
Eine Reise durch Feuerland und Patagonien
Gelungen
Hoch im Norden, an der sibirischen Seite der Beringstraße, wo
Bednarz vor wenigen Jahren nach den Spuren der Vorfahren der
nordamerikanischen Indianer gesucht hatte, entstand die Idee einer
Drehreise an das südliche Ende des amerikanischen Kontinents, das
die spanischen Eroberer 'fin del mundo' nannten. Von dieser Reise nach Patagonien und Feuerland waren zum
Jahreswechsel 2004/2005 zwei sehenswerte Filme im deutschen Fernsehen zu bewundern. Passend dazu ist das vorliegende knapp
300 Seiten lange Buch entstanden, das man getrost - auch ohne vorangegangenen Filmgenuss - als gelungen bezeichnen kann.
Die 19 Kapitel des Buches mit dem geschmackvollen Umschlag enthalten die wohlformulierte
Beschreibung einer abenteuerlichen Reise durch zwei Gegenden an der Spitze Südamerikas,
deren Namen nicht nur Globetrotter (mit
Bruce
Chatwins Reiseklassiker im Gepäck) zum Träumen bringen. Patagonien mit seinen
weiten Pampa-Landschaften, darin umherstreifenden Guanako-Gruppen, seinem Labyrinth
aus Fjorden, Inseln und Kanälen, beeindruckenden Gebirgsformationen, schroffen
Küsten und feuchtkalten Regenwäldern. Feuerland, südlich der Magellanstraße
gelegen, zwischen Chile und Argentinien nicht nur in der Mitte des Beagle-Kanals
aufgeteilt, mit dem allen Seefahrern bekannten auf einer Insel gelegenen südlichsten
Punkt der nichtarktischen Welt, dem sturmumtosten Kap Hoorn. Doch Bednarz' Buch
erschöpft sich nicht darin, die trotz zahlreicher Abholzungen und - in Folge
menschlichen Besitzdenkens - unvermeidlicher Stacheldrahtzäune immer noch weitgehend
unberührte Natur mit ihrer faszinierenden Flora und Fauna zu beschreiben.
Es gewährt dank der unschätzbaren Übersetzungshilfe
einer Deutsch-Chilenin während zahlreicher Gespräche
interessante Einblicke in das Leben, die Wirtschaftssituation und
Befindlichkeit der Menschen vor Ort. Wo sonst erfährt man schon,
dass die Männer der Insel Chiloe bei einem Monatsverdienst von 200
Euro zu den besten Gauchos und Schafscherern Südamerikas
gehören. Ein besonderes Anliegen ist dem erfahrenen Journalisten
die Situation der Indianer mehr als vier Jahrhunderte nach der
Entdeckung und Eroberung Südamerikas. So befragt er die
Gründerin von Robin Wood, die für die Erhaltung der
einzigartigen Urwälder kämpft, oder die Indianerin, mit deren
Tod eine weitere indigene Sprache ausstirbt. Er bereist die Insel
Dawson, auf der zu Zeiten des Pinochet-Regimes ein Konzentrationslager
zur Verfolgung missliebiger politischer Gegner stand, befragt Chilenen
nach ihren Gefühlen zu diesem dunklen Kapitel chilenischer
Geschichte, lässt Mönche zu Wort kommen, deren missionarische
Arbeit mit dem - von weißer Seite nachhaltig betriebenen -
Aussterben der Indianer hinfällig geworden ist.
Fazit: Eine gelungene Mischung aus mitreißender
Reisebeschreibung, unterhaltsam eingeflochtener Historiendarstellung
und nachdenklich machender Politdokumentation. Lobend hervorzuheben
sind drei Karten, die es dem Leser im Gegensatz zu vielen anderen
Reisebüchern mühelos ermöglichen, die Reise auch
geografisch mitzuverfolgen. Eigentlich gibt es zu dem Buch nur noch
eine Steigerungsmöglichkeit: die eigene Reise an das 'Ende der
Welt'.
(Matthias Korner; 04/2005)
Klaus Bednarz: "Am Ende der
Welt"
Rowohlt, 2004. 299 Seiten.
ISBN 3-87134-512-1.
ca. EUR 20,50.
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Klaus Bednarz, geboren am 6. Juni
1942 in Berlin, studierte Theaterwissenschaften, Slawistik und osteuropäische
Geschichte in Hamburg. Er ist einer der bekanntesten deutschen Journalisten,
war lange Zeit ARD-Korrespondent
in Warschau und Moskau und leitete fast zwei
Jahrzehnte das Politmagazin "Monitor". Für seine Arbeit wurde Bednarz, Chefreporter
des WDR, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Weitere Bücher von Klaus Bednarz:
"Vom Baikal bis nach Alaska. Eine Reise in Bildern"
"Vom Baikal nach Alaska" enthält rund zweihundert Farbfotos: überwiegend unveröffentlichte
Originalaufnahmen, die während der Dreharbeiten zu der Reisereportage "Östlich
der Sonne" entstanden. Sie dokumentieren die mehr als zehntausend Kilometer
lange Route, auf der Klaus Bednarz den Spuren der
nordamerikanischen
Indianer gefolgt ist - entlang den gewaltigen sibirischen Flüssen, durch
Taiga und Tundra und schließlich über die Beringstraße, die Meerenge zwischen
Russland und Amerika. Die Fotos zeigen nicht nur die rauen und zugleich atemberaubend
schönen Landschaften Sibiriens und Alaskas. Sie zeichnen auch eindrucksvolle
Porträts der Menschen, die in
dieser wohl unwirtlichsten Region der Erde dem ewigen Eis und der Urgewalt
der Polarstürme trotzen: der Jakuten, die alte Rituale wie das Sonnenfest pflegen;
der Eskimos, die bis heute vom Walfang leben; der Indianer, die ihr kulturelles
Erbe zu bewahren suchen. Eine faszinierende Reise voller Abenteuer und unvergesslicher
Eindrücke. (Rowohlt)
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"Östlich der Sonne. Vom Baikalsee nach Alaska"
"Land östlich der Sonne" nannten die russischen Eroberer jenen geheimnisvollen
Teil Sibiriens, der sich vom Fluss Lena bis zum Stillen Ozean erstreckt. Durch
dieses raue, unermesslich weite Land zogen einst die Vorfahren der nordamerikanischen
Indianer. Klaus Bednarz ist auf ihren Spuren gereist. Vom Baikalsee bis nach
Alaska - mehr als 10 000 Kilometer durch Taiga, Sümpfe und reißende Flüsse.
Zu Fuß, per Schiff, Geländewagen, Hubschrauber oder Rentierschlitten. Er hat
mit Goldsuchern und Walfängern gesprochen, mit Polarforschern, Archäologen,
Schamanen und Indianerhäuptlingen, mit Verbannten und Sträflingen des GULAG.
Immer wieder ist er dabei auf Gemeinsamkeiten sibirischer und indianischer Mythen
und Legenden gestoßen, auf überraschende Parallelen von Kultur und Lebensweise.
So entsteht ein lebendiges Bild des heutigen Landes östlich der Sonne - mit
all seinen Problemen und Hoffnungen. (Rowohlt)
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