Yannick Monget: "Die Erde, morgen"
Tanzt
nicht länger auf dem Vulkan
Wozu sind dicke Bücher nütze, in denen die neuesten
Klimadaten aufgelistet sind, wenn sie doch keiner liest. Das
farbenfreudigste Diagramm, die steilste Klimakurve vermag die Mehrheit
der Menschen nicht zu erreichen. Yannick Monget hat eine andere Art des
Wachrütteln unseres Bewusstseins gewählt: Bilder.
Er bündelt die Informationen über die Entwicklung des
Klimas auf der Erde und bringt sie in einen visuellen Kontext, der den
Leser aufmerken lässt, weil er ihm auf 190 Seiten
veranschaulicht, was geschehen könnte, wenn ...
... die globale Erwärmung nicht rechtzeitig gestoppt werden
kann,
... die Polareis-Kappen wirklich schmelzen,
... wir gezwungen werden, unsere Häuser und die
Plätze, die wir lieben, zu verlassen, um einer eventuellen
große Überschwemmung zu weichen.
Was würde mit unseren Städten, unseren
Sehenswürdigkeiten, unserem Leben, wie wir es kennen,
geschehen, wenn...?
Mongets computergenerierte Einblicke in die Zukunft der Erde wirken
beinahe wie ein weiteres Kapitel aus einem seiner Science-Fiction-Bücher.
Aber im Unterschied zu seinen bisher geschriebenen Romanen
könnte die Fiktion dieses Bildbandes Wirklichkeit werden. Dann
nämlich, wenn die Menschheit nicht endlich Verantwortung
übernimmt und in höherem Maße
große Veränderungen vornimmt.
In faszinierend-beunruhigenden Nachstellungen führt Monget
mögliche Zukunftsvarianten vor:
Der Anstieg des Meeresspiegels, eine neue Eiszeit, das "sechste
Massenaussterben", der Feuerplanet. So sieht der Betrachter Londons Big
Ben sich aus den Fluten erheben, oder Manhattans Silhouette
vom Packeis umschlossen, oder die Chinesische Mauer, versunken im
Wüstensand. Aber Yannick Monget malt nicht nur
düstere Bilder. Im letzten Kapitel "Die menschliche
Revolution" gibt er der Erde eine Chance:
Die derzeit im Verkehrschaos erstickten
Champs-Élysées sind eine riesige grüne
Parkanlage mit farbenprächtigen Blumen und hohen Hecken, New
York ist eine begrünte Dachoase, die Place de la Concorde in
Paris ziert ein riesiger Springbrunnen mit wunderschönen
Teichanlagen.
Kenntnisreiche Texte fassen zusammen und unterstützen die
visuelle Dokumentation, erklären und zeigen Lösungen
zur Abwendung der Katastrophe auf.
Dabei wirkt Monget niemals absolutistisch. Gegenmeinungen
lässt er durchaus gelten. "Hier soll keinesfalls die
Zukunft vorausgesagt werden. Es werden nur 'mögliche'
Zukunftsvarianten vorgeführt."
Ergänzt wird "Die Erde, morgen" durch ein Vorwort des
Biochemikers Jean-Marie Pelt und viele treffende Zitate
berühmter Persönlichkeiten. Yannick Monget
lässt u. a. Galileo Galilei,
Michail Gorbatschow,
Schopenhauer,
Shakespeare,
Goethe oder auch
den Dalai Lama
sprechen, fügt viele Sprichwörter ein und zitiert aus
Bibel sowie Koran.
Manche der 120 Bilder sind vielleicht ein wenig überzeichnet
und etwas zu reißerisch geraten, auch ist die
Qualität einiger Computeranimationen nicht
durchgängig brillant; ein Grund zur Gelassenheit ist dies
jedoch auf keinen Fall.
Spätestens auf der letzten Seite, die unsere Erde, aufgenommen
während einer Apollo-Mission vom Mond aus zeigt, wird dem
Betrachter und Leser die Einzigartigkeit unseres Planeten im Universum
vor Augen geführt. "Daher müssen wir diese
Umwelt bewahren, denn wohin sollen wir fliehen, wenn wir sie
zerstören?"
Fazit:
"Die Erde, morgen" wurde von der französischen Ausgabe des
GEO-Magazins als ein "planetarisches SOS" bezeichnet. Es ist ein Buch
für Jedermann: "Die Welt zu verändern ist
keine Utopie, sondern ein Weg zur Lösung. Denn wir sollten
nicht vergessen, dass wir allein verantwortlich sind für die
Umweltkrise. (...) Vergessen wir also nicht, dass die Zukunft noch
nicht geschrieben ist und wir sie noch gestalten können. Es
liegt an uns."
Eine perfekte Zusammenfassung jener Flut von Informationen, die wir aus
den Medien kennen.
"Die Blumen von morgen müssen heute gesät werden."
(Chinesisches Sprichwort)
(Heike Geilen; 10/2007)
Yannick
Monget: "Die Erde, morgen"
Aus dem Französischen von Kirsten Gleinig.
Gerstenberg Verlag, 2007. 192 Seiten.
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Yannick
Monget ist Begründer und
Vorsitzender der "Ankaa Group", die ambitionierte
Projekte zum
Umweltschutz in Europa entwickelt. Er ist außerdem Autor
engagierter Science-Fiction-Literatur.
Lien zu seiner Netzseite:
https://www.yannickmonget.com/.