René Oth: "Bevor Kolumbus kam"
Die frühen Entdecker Amerikas
Spekulative Thesen zur Entdeckung
Amerikas
Erreichten die ersten Immigranten den amerikanischen Kontinent nicht wie bisher
angenommen über die Beringstraße, sondern auf dem Seeweg? Und muss die Besiedlung
der so genannten "Neuen Welt"
Allerdings akzeptieren nicht alle,
vor allem die us-amerikanischen Wissenschaftler nicht, die neuen Theorien, doch
laut René Oth ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch sie gezwungen sein
werden, ihre Dogmen, an die sie sich so hartnäckig klammern, angesichts einer
erdrückenden Beweislast aufzugeben. Sollte sich nun aber tatsächlich die
Vermutung bestätigen, dass beispielsweise Ureinwohner kaukasoider Abstammung vor
den heutigen Indianern den amerikanischen Kontinent besiedelten, so könnte dies
nach Ansicht des Autors weitreichende Konsequenzen politischer sowie
juristischer Art für die "First Nations" (offizielle Bezeichnung in Angloamerika für die
heutigen Indianer) nach sich ziehen. Ein brisantes Thema also.
Der zweite
Teil des Buches widmet sich der Frage, ob bereits vor Kolumbus andere
europäische und außereuropäische Völker Handelsbeziehungen mit den Bewohnern der
"Neuen Welt" geknüpft haben, und hier verliert sich der Autor zunehmend im
Dunstkreis populär- bzw. pseudowissenschaftlicher Spekulationen. Dort lesen wir
dann von Huishen, dem chinesischen Kolumbus und von der dubiosen Rolle, die
Erdnüsse in seiner Lebensgeschichte gespielt haben. Außerdem erfahren wir
einiges über den chinesischen Odysseus, Großadmiral Zheng He, den die Natur mit
der Stirn eines Tigers ausgestattet (was immer man sich darunter vorstellen
mag), ihm dafür allerdings die Hoden vorenthalten hatte. Mit Erstaunen lesen wir
vom mit Rothäuten bemannten Kanu, das im Jahre 62 vor Chr. an den Küsten
Germaniens strandete, von der jahrhundertealten chinesischen Kolonie am Russian
River in Kalifornien, von irischen Mönchen, die die christliche Lehre schon
Jahrhunderte vor Kolumbus in Amerika verbreiteten und von den schwarzen Königen
von Kusch.
Dies sind alles Personen und Begebenheiten, die keinen Eingang
in die gängigen Geschichtsbücher gefunden haben, hochspekulative Hypothesen, die
vermutlich auf wackligen Füßen stehen. Auf eine dieser Personen möchte ich noch
einmal näher eingehen, und zwar auf den Großadmiral Zheng He, dem von der
Regierung Singapurs im August 2005 eine Ausstellung gewidmet wurde, in der des
Admirals zweifelsohne große Verdienste gewürdigt werden sollten.
Der
Hobby-Forscher Gavin Menzies schrieb ein kommerziell erfolgreiches Buch über
Zheng He, auf das sich René Oth häufig bezieht und wo behauptet wird, dieser
Zheng He habe schon lange vor Kolumbus mit einer ganzen Flotte den
amerikanischen Kontinent angesteuert. Gavin Menzies Theorien stoßen aber in der
Fachwelt auf Unverständnis, Kritik und Spott, man vergleicht ihn sogar mit Erich
von Däniken. Menzies selbst geht jeder direkten Konfrontation mit seinen
Kritikern aus dem Wege. Und selbst der Außenminister Singapurs ging anlässlich
der Ausstellungseröffnung deutlich auf Distanz gegenüber Menzies. Zitat: "Es ist
unwahrscheinlich, dass die chinesischen Historiker, die sehr penibel in der
Aufzeichnung von Daten waren, in ihren Werken historische Ereignisse und
geografische Plätze wie Seereisen über den Atlantik und den Pazifik komplett
ignoriert haben sollten."
Soviel zum zweiten Teil des vorliegenden
Bandes, der zwar recht interessant und spannend zu lesen ist, doch sollte man
auch mit einer gesunden Skepsis an die Lektüre gehen, einige Thesen klingen doch
ziemlich gewagt, mitunter gar abstrus.
Im dritten, epilogartigen Teil
bemüht sich René Oth noch einmal um eine objektive Darstellung des indianischen
Menschen, indem er mit einigen Klischees aufräumt. Sowohl das Bild vom edlen
Wilden als auch das vom nichtsnutzigen Faulenzer und blutrünstigen Krieger
werden in Frage gestellt und der Realität angepasst. Gewiss ist vieles in dem
Buch, das zudem gut ausgestattet und reich illustriert ist mit Fotos, Karten,
Skizzen etc., beachtenswert und diskussionswürdig. Doch bleiben zahlreiche
offene Fragen, über die sich der Schleier des Geheimnisses gelegt hat, von dem
man aber immer nur einen Zipfel lüften kann, so dass uns das Gesamtbild der
Vergangenheit wohl immer verborgen bleiben wird.
(Werner Fletcher; 04/2006)
René Oth: "Bevor Kolumbus
kam"
Theiss-Verlag, 2006. 192 Seiten.
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Ein weiteres Buch des
Autors:
"Völker der Sonne. Versunkene Kulturen Südamerikas"
Von
El
Dorado bis zur Osterinsel, von Machu Picchu bis Nasca - Südamerika besitzt eine
enorme Vielfalt versunkener Hochkulturen mit Goldschätzen und Mumien,
Inkastraßen und Sonnentempeln.
Felsenstädte und waghalsige Brücken, prächtige
Tempel und Paläste der Sonnenkönige - als die Spanier Peru eroberten, stießen
sie auf hoch zivilisierte Indianerkulturen.
Der Autor präsentiert nicht nur
die großartige Hochkultur der Inkas in den Anden, er geht auf ihre
geheimnisvollen Vorläufer und die Goldkultur des legendären El Dorado in
Venezuela ein. Er zeigt die Kultur der Nasca mit ihren geheimnisvollen
Felszeichnungen und spannt den Bogen bis hin zur rätselhaften Besiedelung der
Osterinseln weit vor der Küste Chiles im Pazifik.
Mit spannenden Texten und
großartigen, neu aufgenommenen Bildern zeigt dieser Band die ganze Vielfalt der
indianischen Hochkulturen zwischen Anden und Amazonas, Karibik und Feuerland.
(Theiss-Verlag)
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