"Else Lasker-Schüler. Ich träume so leise von dir"
Lyrik-Inszenierung
Musikalisch interpretiert von Sonja Kraushofer, Milù, BOBO, Katja Maria Werker,
Suzie Kerstgens, Jovanka von Willsdorf, Elke Brauweiler, Gitte Haenning, Miriam
Pielhau, KAT, Katja Riemann, Mieze, Regy Clasen
(Hörbuchrezension)
Zu
Ehren von Else Lasker-Schüler und als Tribut anlässlich ihres 60. Todestages
haben die Musiker Björn
Krüger und Julian Hanebeck ein ungewöhnliches Album geschaffen. 13 Sängerinnen
fungieren als Interpreten lyrischer Texte von Else Lasker-Schüler.
Die
Vertonung von Gedichten - so könnte man fast glauben - hat derzeit Konjunktur.
Vorreiter dieses Genres mag das "Rilke-Projekt"
sein. Es existieren bis dato gleich drei Tonträger, welche bezeugen, dass das
"Experiment" gelungen ist. Nunmehr also Else Lasker-Schüler. Es sind
ausnahmslos Frauen, die das Projekt zu dem machen, was es darstellt: Ein
fantastisches musikalisches Erlebnis. Die Texte handeln von den zwei großen
Themen der Literatur: Liebe und Tod. Hinzu kommen mythische Elemente. Vom ersten
Ton an verdichtet sich für den Rezensenten der Eindruck, ein herausragendes Stück
Musikgeschichte in seine Seele einkehren zu lassen.
Wer daran zweifeln sollte ob es möglich ist, zu Texten von
Else
Lasker-Schüler auch zu tanzen, der kann die Probe aufs Exempel machen. Es
scheint ganz so, als hätten diese Texte nur darauf gewartet, vertont zu werden.
Die Musiker und Interpretinnen haben sich um ein Projekt verdient gemacht, das
gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Drei
Vertonungen haben es dem Rezensenten besonders angetan: Gebet, gesungen
von Katja Riemann; Weltende, gesungen von Sonja Kraushofer, und das
Titellied Ich träume so leise von dir, gesungen von Elke Brauweiler.
Hier verdichten sich die Themen Liebe, Tod und Glaube im mythischen Kontext außerordentlich.
Zudem hat das Titellied zweifellos die Qualität, zu einem absoluten
"Schlager" zu werden. In Zeiten, wo eine Unzahl von Liedern
inhaltsleer daherkommen und eine absonderliche Rhythmik verkörpern, wäre es an
der Zeit, dass nicht nur Eingeweihte in den Genuss von vertonten Gedichten Else
Lasker-Schülers kommen. Warum sollte es nicht vorstellbar sein, eines oder
mehrere dieser Lieder im Radio zu hören? Und zwar inmitten der üblichen Song"kultur"?
Es ist absolut wünschenswert, dass sich im Laufe der nächsten Zeit
experimentierfreudige Musiker verstärkt mit der Vertonung literarisch
herausragender Texte beschäftigen. Zwei absolut hörenswerte Beispiele
existieren nunmehr. Neben dem "Rilke-Projekt" jetzt also dieses Tribut
an Else Lasker-Schüler.
Wer
die Texte der Autorin schätzt, wird von der kongenialen Vertonung ihrer Lyrik
begeistert sein. Unter www.elseprojekt.de
kann Näheres über die Musiker und das Konzept nachgelesen werden. Zudem gibt
es zu jedem Song ein etwa 30-sekündiges Hörbeispiel.
(Al Truis-Mus; 10/2005)
"Else Lasker-Schüler. Ich träume so
leise von dir"
Randomhouse-Audio, 2005. 1 CD, Laufzeit ca. 70 Minuten. Mit Begleitheft.
ISBN 3-86604-050-4.
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Weitere Buchtipps:
"Else Lasker-Schüler. Briefe 1914-1924"
Bearbeitet von Karl Jürgen Skrodzki.
In insgesamt sechs Bänden werden in der Kritischen Ausgabe zum ersten Mal sämtliche
überlieferten Briefe Else Lasker-Schülers vollständig und mit Anmerkungen
versehen veröffentlicht. Sie dokumentieren den Lebensweg der jüdischen
Dichterin vom Kaiserreich über die Weimarer Republik bis in ihre Zürcher und
Jerusalemer Exiljahre und geben neuen Einblick in ihr Leben und Werk.
Der vorliegende zweite Band enthält über 600 Briefe aus den Jahren 1914 bis
1924, die hier zum großen Teil erstmals publiziert werden. Zu den Adressaten
gehören unter anderem
Martin
Buber, Karl
Kraus und Franz Werfel.
Die Jahre des Ersten Weltkriegs und die ersten Nachkriegsjahre sind für Else
Lasker-Schüler eine Zeit widersprüchlicher Erfahrungen: Ihr zeichnerisches
Werk findet mit Ausstellungen in Berlin, Hagen und München seine erste
Anerkennung, 1923 erscheint der Gedicht- und Bilderzyklus Theben, in dem
sich ihr künstlerisches und ihr poetisches Werk verbinden. Als Dichterin hat
sie sich bereits einen Namen gemacht, 1919/20 erscheint eine zehnbändige
Werkausgabe bei Paul Cassirer.
Zugleich aber sind die konkreten Lebensumstände von fehlenden Sicherheiten und
materieller Not geprägt. Die Briefe lassen unmittelbar teilhaben an dem
schwierigen Lebensalltag Else Lasker-Schülers, an ihrem Ringen um existenzielle
Voraussetzungen für ihre Arbeit - und erschließen so bislang nicht oder kaum
beachtete biografische und werkgeschichtliche Hintergründe. (Jüdischer Verlag)
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"Else Lasker-Schüler. Werke und Briefe 1925-1933"
Bearbeitet von Sigrid Bauschinger.
Der vorliegende dritte Band enthält 650 Briefe aus den Jahren 1925 bis 1933.
Sie stehen im Zeichen der persönlichen und politischen Bedrohungen. Zwei Daten
markieren die beiden existentiellen Zäsuren dieses Lebensabschnitts: der Tod
ihres einzigen Kindes, des 28jährigen Paul Lasker-Schüler, am 14. Dezember
1927 - und der 19. April 1933, der Tag, an dem die 64jährige Else Lasker-Schüler
vor den Nazis aus Berlin nach Zürich flieht. Wenige Monate zuvor wird die
Dichterin noch mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet, unter Schmähungen von
"völkischer" Seite - "für uns ist, was immer eine Jüdin auch
schreibt, vor allem keine deutsche Kunst" -, Gottfried Benn aber
gratuliert: "ein glueckwunsch der deutschen Dichtung". Ihre Briefe aus
den Jahren, bevor sie Deutschland für immer verlassen musste, werden hier zum
großen Teil erstmals publiziert. (Jüdischer Verlag)
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Else Lasker-Schüler: "Sämtliche
Gedichte"
Herausgegeben von Karl Jürgen Skrodzkie.
"Längst lebe ich vergessen im Gedicht", schreibt die aus
Nazideutschland vertriebene Else Lasker-Schüler. Nach ihrem Tod rühmt
Gottfried Benn sie als "die größte Lyrikerin, die Deutschland je
hatte". Der vorliegende Band versammelt all ihre Gedichte, ein
einzigartiges poetisches Werk, in aller Vielfalt immer "liebentlang".
Hier finden sich zunächst die fünf von der Dichterin selbst zusammengestellten
Einzelausgaben ihrer Gedichte: Den Anfang macht Styx (1902), ihre erste
Buchveröffentlichung überhaupt, es folgen die Sammlungen Der siebente Tag
(1905), Meine Wunder (1911), Hebräische Balladen (1914) und Mein
blaues Klavier (1943). Danach werden alle von 1899 bis 1944 einzeln veröffentlichten
Gedichte in chronologischer Folge wiedergegeben. Den Schluss des Bandes bilden
die größtenteils im Jerusalemer Exil geschriebenen Nachlassgedichte.
Diese Leseausgabe ist auf der Grundlage der im Jüdischen Verlag erscheinenden
Kritischen Ausgabe der Werke und Briefe Else Lasker-Schülers entstanden. Ein
bibliografischer Anhang weist die Quellen für die einzelnen Gedichte
detailliert nach, ein alphabetisches Verzeichnis der Anfangsverse und der Titel
erschließen den Band. (Jüdischer Verlag)
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Sigrid Bauschinger: "Else
Lasker-Schüler. Biografie"
Else Lasker-Schülers Werk liegt nun seit einigen Jahren in einer Kritischen
Ausgabe vor, in deren Rahmen auch der erste Briefband erschienen ist. Sigrid
Bauschinger konnte auf diese und alle weiteren noch zu edierenden Briefe
zurückgreifen und so aufgrund des umfangreichen, teilweise unbekannten
Materials zeigen, unter welchen Bedingungen Lasker-Schülers Werk entstand.
Nicht die zahllosen Anekdoten über ihre exzentrische Erscheinung, sondern
tatsächliche Ereignisse machen das Leben dieser außerordentlichen Dichterin
aus.
Die poetische Kraft für ihr stark autobiografisch geprägtes Werk zog Else
Lasker-Schüler aus ihren Wurzeln im assimilierten, liberalen jüdischen
Bürgertum im westfälischen Elberfeld, wo sie 1869 zur Welt kam. Während ihrer
ersten Ehe mit dem Arzt Berthold Lasker nahm sie in Berlin Zeichenunterricht und
erlebte in fortschrittlichen literarischen und weltanschaulichen Kreisen ihre
intellektuelle Befreiung. Mit ihrem zweiten Mann Herwarth Walden, dem Gründer
des "Sturm", kämpfte sie an der Spitze der Avantgarde für die
Moderne im Berlin der Kaiserzeit. Dabei stellte sie ihr untrügliches
künstlerisches Urteil in Gedichten und Prosaporträts unter Beweis, die sie
u.a. über
Oskar Kokoschka, Franz Marc,
Georg
Trakl und Gottfried Benn verfasste. Nach ihrer Scheidung von Walden lebte
Lasker-Schüler als freie Künstlerin in Berlin. 1933 verließ sie Deutschland
nach tätlichen Angriffen und emigrierte zunächst in die Schweiz. Die letzten
Jahre bis zu ihrem Tod 1945 verbrachte sie in Jerusalem. Hier schrieb sie
kostbare Liebesgedichte und ihr letztes Drama. Mit dem von ihr gegründeten
Vortragskreis "Der Kraal" versuchte sie noch einmal, inmitten des von
Aufständen zerrissenen Landes und angesichts des Untergangs ihrer Welt in
Europa, einen neuen Freundeskreis um sich zu bilden.
Seit vielen Jahren gilt Sigrid Bauschinger als eine der besten Kennerinnen des
Werkes von Else Lasker-Schüler. Aus der Kenntnis des gesamten, teilweise bisher
ungedruckten Briefe hat sie die erste profunde Biografie geschrieben.
(Wallstein)
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Erika Klüsener:
"Lasker-Schüler"
Alle Biografen, die sich mit Leben und Werk Else Lasker-Schülers
auseinandergesetzt haben, sind auf die gleichen Schwierigkeiten gestoßen:
Dichtung und Leben sind bei dieser fantasiebegabten Frau so sehr ineinander
verwoben, dass die Dichtung ihr Leben schien und ihr Leben zur Dichtung geriet.
(rororo Monografie)
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