Elsebeth Egholm: "Blutzoll"
Ein Fall für Dicte Svendsen
In
diesem wirklich empfehlenswerten, weil spannenden und
tiefgängigen Kriminalroman der dänischen Journalistin
und Schriftstellerin Elsebeth Egholm geht es um
Kinder. Unter Zwang
geborene Kinder, die von skrupellosen Menschen an wohlhabende,
kinderlose dänische Paare verkauft werden, nachdem sie zuvor
von mit Gewalt künstlich befruchteten osteuropäischen
Sklavinnen geboren wurden.
Es geht um ungeborene Kinder
von Menschen, die wie die Frau des
Kommissars Wagner keinen Nachwuchs bekommen können und den
Traum vom eigenen Kind nicht aufgeben wollen und können und so
ungewollt einen Markt schaffen für kriminellen Kinder- und
Säuglingshandel.
Es geht um abgetriebene Kinder, wie jenes, das die Hauptfigur des
Buches, die Journalistin Dicte Svendsen mit zwanzig Jahren nicht
austragen wollte, und das sie seither in ihren Träumen
verfolgt.
Und es geht um pubertierende, große Kinder, wie die Tochter
Dicte Svendsens, die versuchen, selbstständig zu werden,
eigene Beziehungen aufzunehmen, die für ihre Eltern nicht
immer unproblematisch sind und ihnen sehr zu schaffen machen.
Und es geht um das Hauptproblem der gegenwärtigen
dänischen Gesellschaft, das Scheitern des
Multikulturalismus,
das Erstarken eines islamischen Fundamentalismus und einer
Parallelkultur, welche die dänische Gesellschaft zu spalten
und besonders die Generation der vierzig- bis
fünfzigjährigen Dänen
auseinanderzureißen droht, weil sie ihre aus den 1970er, 80er
und 90er Jahren erworbenen liberalen Haltungen und toleranten
Sichtweisen angesichts der massiven Gewalt und radikalen Abschottung
der islamischen Gegenkulturen nicht mehr halten können, aber
gleichzeitig eine höllische Angst davor haben, in
fremdenfeindliche und islamophobische Muster zu verfallen.
Elsebeth Egholm, selbst jahrelang als Journalistin tätig, hat
mit Dicte Svendsen eine Figur geschaffen, wie sie in den letzten Jahren
schon etliche Male aus den skandinavischen Ländern zu uns
gekommen ist. Eine Journalistin mit einem relativ bewegten, aber
letztlich normalen Alltagsleben kommt durch ihre Tätigkeit mit
Kriminalfällen in Berührung und ermittelt auf eigene
Faust.
Mit dem sympathischen Kommissar Wagner hat sie einen Antipoden auf der
Polizeiseite, der ihr oft gegen seinen Willen gar nicht unfreundlich
gesonnen sein kann, weil Dicte Svendsen eine enge Freundin seiner Frau
ist, jener Frau wie gesagt, die keine Kinder bekommen.
Dicte Svendsens Lebenspartner Bo ist Fotograf, und aus
Gründen, die in dem Buch eher dunkel bleiben, zieht es ihn
immer wieder in die Kriegsgebiete dieser Welt, dieses Mal
in den Irak.
Und so fächert sich ein Kaleidoskop auf von unterschiedlichen
Themen höchst aktueller Art, die Elsebeth Egholm aber
meisterhaft zusammenhält, so dass sich der Roman nicht
verzettelt oder etwa überladen wirkt.
(Winfried Stanzick; 07/2007)
Elsebeth
Egholm: "Blutzoll. Ein Fall für
Dicte Svendsen"
(Originaltitel "Personskade")
Aus dem Dänischen von Hanne Hammer.
btb, 2007. 381 Seiten.
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Elsebeth
Egholm, Jahrgang 1960,
arbeitet als freie Journalistin und Autorin. Mit ihrem Roman "Der
Gartenpavillon" gelang ihr, nachdem sie in Dänemark bereits
mehrere Bücher
veröffentlicht hatte, der endgültige Durchbruch.
Weitere Bücher der Autorin:
"Der Gartenpavillon"
Nach der Trennung von ihrem Freund Henrik will die 33-jährige
Kit das
Weihnachtsfest
bei ihren Eltern verbringen. Besonders ihrem Vater ist
sie sehr
zugetan. Doch dann kommt alles anders als gedacht: Erik Bennet erleidet
einen
Herzinfarkt, kurz nachdem er eine rätselhafte Postkarte mit
chinesischen
Schriftzeichen erhielt. Kit beschließt, der Sache
nachzugehen. Vielleicht
findet sie auf diese Weise auch eine Erklärung für
all die Alpträume, die sie
seit Jahren plagen und die sie nicht zu deuten weiß.
Alpträume, die mit ihrer
Kindheit in Hongkong zu tun haben und einem alten Gartenpavillon, der
ein
Geheimnis zu bergen scheint ... (btb)
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"Das nächste Opfer. Ein Fall für Dicte Svendsen"
In der Stadt Århus treibt ein Brandstifter sein Unwesen: Ein
Pferdestall brennt
ab, noch in derselben Nacht wird die Schule angezündet. Am
nächsten Tag wird
in der Moorlandschaft von Århus die Leiche einer jungen Frau
gefunden, brutal
zugerichtet. Kurze Zeit später geschieht ein weiterer Mord:
Auch diesmal ist
das Opfer eine junge Frau, sie wurde auf die gleiche bestialische Weise
getötet.
Als die Journalistin Dicte Svendsen den Vorfällen nachgeht,
stößt sie auf ein
dunkles Geheimnis, das die beiden Toten verbindet. Sie ahnt nicht, dass
sie das
nächste Opfer sein soll ... (btb)
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