Alexandre Dumas: "Kapitän Pamphile"


Die humoristische Seite des Alexandre Dumas

Ein kunterbuntes Mosaik voll sprühender Einfälle begegnet uns in dieser fabelhaften satirischen Erzählung des auch hierzulande allseits geschätzten französischen Autors Alexandre Dumas, wobei es sich hier um die ältere Auflage Dumas, also um den Vater handelt. Er fertigte mit seinem "Kapitän Pamphile", der ursprünglich als eine Sammlung von Kurzgeschichten konzipiert war, einen aus bestem Seemannsgarn geknüpften fliegenden Flickenteppich, der die Fantasie des Lesers anspricht und ihn einlädt, sich mit ihm zu erheben, den abenteuerlichen Reisen und verschlungenen Wegen des Kapitän Pamphile zu folgen, um also Zeuge seiner Erlebnisse sowie seiner zahllosen Schandtaten zu werden. Über den Ozean hinweg geht die Reise in ferne Länder, nach Kanada etwa, wo der Kapitän allerdings unfreiwillig strandet und in den kanadischen Wäldern für einige Tage zum gehorsamen Diener des Huronenhäuptlings Schwarze Schlange wird. Afrika, Mittelamerika und Martinique sind weitere Stationen auf der Reise des Kapitäns.

Dumas verarbeitet in seinem Roman neben den satirischen Elementen auch Elemente aus der Fabel, Elemente des Piratenromans, und zu dieser Seefahrerromantik gesellt sich dann auch noch ein wenig Wildwestromantik à la James Fenimore Cooper. Ein Kinder- oder Jugendbuch ist der Roman aber dennoch nicht, dazu erscheint mir die Geschichte einfach zu bluttriefend. Es ist nämlich ein fortwährendes Sterben im Gange, das sich durch die gesamte Erzählung hinzieht, ein grausames, qualvolles Sterben von Menschen und von Tieren.

Diese zum Teil doch recht brutalen Schilderungen mit seiner humorigen Schreibweise in perfekten Einklang gebracht zu haben, ist sicher nicht das geringste Verdienst des Autors. Er führt seine Leser zunächst in das Atelier Monsieur Decamps, eines Malers, in dessen Räumen sich die Pariser Boheme ein Stelldichein gibt, aber auch allerhand Getier wie ein Bär, ein Affe, eine Schildkröte, Papagei und Frosch hat sich dort eingefunden, um sich gegenseitig das Leben schwer zu machen oder sich gar gegenseitig umzubringen. Kapitän Pamphile, der einige dieser Tiere von seinen Reisen mitgebracht hat, tritt erst später in Erscheinung, bestimmt aber von da an eindeutig die Handlung. Der Kapitän ist so etwas wie ein Prototyp des frühen Kapitalisten oder Börsenspekulanten, stets auf seinen Vorteil bedacht, den er mit skrupellosen Mitteln durchzusetzen versteht, er ist ein Schwindler, ein Hochstapler, Usurpator und sogar ein Mörder. Dabei scheint er sich stets der wohlwollenden Parteinahme des Glücks versichern zu können. Und staunend erleben wir seinen wundersamen Aufstieg, bis er schließlich zu Don Gusman y Pamphilos wird, Kazike der Mosquitos von Gottes Gnaden. Nur einmal muss er sich für wenige Tage unter die Knute des huronischen Häuptlings Schwarze Schlange beugen. Im späteren Verlauf seiner Reisen trifft Kapitän Pamphile dann unter unerwarteten Umständen noch einmal mit seinem alten Bekannten Schwarze Schlange zusammen.

Wer Alexandre Dumas bisher nur als den Verfasser populärer Abenteuerromane oder historischer Romane kennt wie den "Grafen von Monte Christo" oder "Die drei Musketiere", der sollte auf keinen Fall versäumen, ihn von seiner humorvollen Seite kennen zu lernen. Auch wenn es sich hier um ein Frühwerk des Autors handelt, der "Kapitän Pamphile" ist als ein absolutes Meisterstück humoristischer Erzählkunst anzusehen. Sein Humor hat Biss und Esprit, und er ist getragen von einer grandiosen Fabulierkunst, an der gewiss auch der Übersetzer Jörg Trobitius seinen verdienstvollen Anteil nimmt.

Im Nachwort erfahren wir von Alex Capus einiges an Wissenswertem aus dem bewegten Leben des Alexandre Dumas sowie Hintergründe und Daten zu seiner schillernden Persönlichkeit und zu seinem schriftstellerischen Werk. Bleibt zu konstatieren: dieses Buch ist auf jeden Fall die Anschaffung wert.

(Werner Fletcher; 04/2007)


Alexandre Dumas: "Kapitän Pamphile"
(Originaltitel "Le capitaine Pamphile")
Aus dem Französischen von Jörg Trobitius.
Deutsche Verlags-Anstalt/Manesse Verlag, 2007. 400 Seiten.
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Hörbuch:
Random House Audio, 2007.
6 Audio-CDs; Laufzeit ca. 420 Minuten.
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