Françoise Dorner: "Die letzte Liebe des Monsieur Armand"
Das
Zusammenspiel der
Generationen, die Vorurteile einer Gesellschaft und das Geheimnis des
Glücks
Der pensionierte Studienrat Monsieur Armand ist ein 70 Jahre alter
Mann. Vor
einigen Jahren hat er seine Frau aufgrund einer schweren Krankheit
verloren und
lebt seither alleine, wobei ihm eine Zugehfrau den Haushalt
führt, mit der er
aber nicht gut zurechtkommt. Als ehemaliger Lehrer für
Philosophie kann er sich
die Haushaltshilfe leisten. Monsieur Armand hat zwei Kinder, die sich
aber wenig
um ihn kümmern und es nur auf seine Erbe abgesehen haben. Der
Pensionist trifft
sich jeden Sonntagabend mit einer ehemaligen Lehrerkollegin zum Essen.
Doch
diese Freundschaft bedeutet ihm nicht viel; sie kann ihn nicht mehr
erreichen.
Er, der doch jahrzehntelang seinen Schülern die
Existenzialphilosophie
beigebracht hat, sieht sich nun selbst vor einem Zustand, in dem er
keinen
rechten Sinn mehr im Leben sieht und sehr oft auch an Selbstmord denkt.
So lebt
Armand ein recht trauriges Leben mitten
in
Paris,
als ihm plötzlich und
unverhofft die zwanzigjährige Pauline über den Weg
läuft.
Auch sie ist ein Mensch, der sich vom Leben betrogen fühlt.
Sie hat sehr früh
ihre Eltern verloren und sucht seit Jahren in den zahllosen Liebhabern
was sie
so sehr vermisst: ihre Familie. Aber natürlich kann ihr von
den Dutzenden von
jungen Männern, die sie "testet", keiner geben, was sie
wirklich
braucht, und so flieht sie immer wieder schon nach kurzer Zeit in das
nächste
Abenteuer.
Als sie eines Tages im Bus auf Monsieur Armand trifft, adoptiert sie
ihn als
ihren Wunsch-Großvater und hat sich damit ausgerechnet einen
Mann ausgesucht,
der sein Leben lang seinem eigenen Sohn ein ebenso liebloser wie
ungerechter
Vater war. Doch das weiß sie nicht, sondern nimmt ihn so, wie
er ist. Durch
ihre unschuldigen Nachfragen bringt sie den alten Mann, der sich sofort
in
Pauline verliebt hat, eine Liebe ohne
sexuelles
Begehren, allerdings
zum
Nachdenken und Handeln.
"Zwei Einsamkeiten, die zueinander finden, deren eine die
Spielregeln
kennt, Intelligenz und Bildung über alles stellt, Herz und
Güte der
moralischen Pflicht opfert, während die andere, instinktiv und
empfindsam,
spontan Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken weiß, ohne dass
Missverständnisse
aufkommen."
Die beiden verbindet eine Freundschaft besonderer Art; sie wagen es,
einen neuen
Weg einzuschlagen und die Lebensfreude neu zu entdecken.
Françoise Dorner
hat eine warmherzige Geschichte voller Humor geschrieben. Mit Monsieur
Armand
schildert sie einen alten Helden mit vielen Ecken und Kanten,
eigenbrötlerisch
und dennoch mit einer tief vergrabenen Warmherzigkeit gesegnet, die
immer wieder
durch die raue Schale blitzt.
"Die
letzte Liebe des Monsieur Armand" ist eine Geschichte, die
den
Leser dauernd zum Schmunzeln bringt und ihn gleichzeitig tief
berührt; eine
Geschichte voller Magie, die den
Kult
des ewigen Jungseins in unserer
Gesellschaft entlarvt. Der Roman vermittelt die Weisheit, dass es im
Leben nie
zu spät ist und man immer etwas verändern kann: Ein
kleines Buch über das große
Wunder des Lebens - die Liebe.
(Winfried Stanzick; 12/2007)
Françoise
Dorner: "Die letzte Liebe des
Monsieur Armand"
(Originaltitel "La douceur assassine")
Aus dem Französischen von Christel Gersch.
Diogenes, 2007. 138 Seiten.
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Hörbuch:
Diogenes, 2008.
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Françoise Dorner, geboren und ansässig 1949 in Paris, war Schauspielerin und hat für das Theater geschrieben. Sie hat nicht nur in "Flic Story" an der Seite von Alain Delon und Jean-Louis Trintignant mitgespielt , sondern auch in "Maigret und der Weihnachtsmann". Als Drehbuchautorin hat sie "Eine Frau nach Maß" und "Die Sekretärin des Weihnachtsmanns" (mit Marianne Sägebrecht) verfasst. Sie erhielt den Theaterpreis der Académie française und 2004 den "Goncourt du Premier Roman" für ihren von der Kritik in Frankreich gut aufgenommenen Erstling "La fille du rang dernier".