Philippe Djian: "Schwarze Tage, weiße Nächte"
Der Protagonist dieses Romans von
Philippe Djian, Francis, ist seit zwei Jahren Witwer.
Seine
Frau und seine Kinder sind bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
Auch beruflich steht es mit ihm nicht zum Besten: Seit Ewigkeiten hat er keinen
Roman mehr fertiggestellt, und seine älteren Titel sind schon seit längerer
Zeit nicht mehr aufgelegt. Aus dieser Misere flüchtet er sich immer wieder in
eine Welt, in der seine Frau noch bei ihm ist, in der sie morgens mit ihm am Frühstückstisch
sitzt und mit ihm spricht.
Ein imaginäres Gespräch mit seiner verstorbenen Ehefrau Edith veranlasst ihn
schließlich dazu, einen
Porno zu fabrizieren. Dieser soll die finanzielle
Situation des vom Finanzamt geschröpften Paares aufbessern.
Die Figurenkonstellation ist verstrickt: Hauptdarsteller ist Francis selbst,
seine Partnerin soll ausgerechnet die Ehefrau seines Schriftstellerfreundes
Patrick sein. Patrick hat gerade einen erfolgreichen Roman geschrieben, wird von
Verlagen umworben und zu Vortragsreisen eingeladen. Diese Konstellation führt
zu zahlreichen Komplikationen.
Im Mittelpunkt des Romans stehen aber pornografische Szenen mit wechselnder
Besetzung. Vorrangig geht es dabei um das leidenschaftliche Verhältnis, das
Francis mit Patricks Frau erlebt. Eine Beziehung, die sich bis zur sexuellen
Besessenheit steigert.
Djian kann Sexualität sezierend und detailreich beschreiben, daran ist nicht zu
zweifeln. Was das Lesevergnügen allerdings trübt, ist die Überpräsenz der
Sexszenen.
Denn die eigentliche Handlung tritt dadurch in den Hintergrund. Als Leser hat
man das Gefühl, sie diene nur dazu, den pornografischen Ausführungen des
Autors Raum zu geben. Weniger wäre in dem Fall mehr gewesen ...
(dtom)
Philippe
Djian: "Schwarze Tage, weiße Nächte"
Diogenes. ca. 419 Seiten.
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