Manfred Deix: "Der dicke Deix"

Arbeiten von 1998 bis 2004


"Besondere Ungustln werden von mir nicht karikiert."
(O-Ton Manfred Deix auf die Frage, warum man nach dem G.W. Bush vergeblich sucht.)

Eigentlich ein sehr versöhnlicher Ausspruch, wenn man betrachtet, wen Manfred Deix bis dato schon karikiert hat. In "Der dicke Deix" wird der Künstler seinem Ruf als Meister der Schonungslosigkeit gerecht und präsentiert einen Abriss der österreichischen Innenpolitik der vergangenen sechs Jahre. Mit seinen grandiosen Karikaturen ruft er Vergangenes wieder ins Gedächtnis und reizt die Lachmuskeln der Betrachter. Im vorliegenden Wälzer lässt er nichts aus, worüber es sich zu lachen lohnt - und sei es uns in den letzten Jahren noch so fürchterlich auf die Nerven gegangen.

Zu seinen "Lieblingsobjekten" zählen eindeutig eine Reihe von Politikern, die allesamt sehr authentisch betrachtet und wiedergegeben werden, was den Schrecken, der allein durch Lachen zu kompensieren ist, nur verstärkt. Doch Manfred Deix nimmt auch den Zeitgeist aufs Korn, betrachtet die schneidige Ausstaffierung der Polizei, macht Vorschläge für erotische Polizistenkalender, präsentiert Hermann Nitschs blaue Phase und macht die Öffentlichkeit auf den rauen Umgangston zwischen den Bischöfen aufmerksam.

Die Behauptung, er könne Frauen gar nicht "schiach" zeichnen, erstaunt bei Betrachtung manch einer Dame der Wiener Gesellschaft. Aber mit Grauslichkeiten wird man beim Durchblättern des Buches sowieso permanent konfrontiert - also fragt man sich: Sieht Manfred Deix nur das Grausliche, oder ist es gerade diese Art der Darstellung, die so erheiternd wirkt und die Charaktere so prägnant hervorhebt? Neben seiner grandiosen zeichnerischen Leistung tragen auch die Texte viel zur Erheiterung bei.

Manfred Deix lässt wirklich nichts aus; sei es die Rechtschreibreform, die mangelnde Anzahl an Arbeitsplätzen für Nichtakademiker, die Ereignisse im Priesterseminar, den Abschied Bischof Krenns aus St. Pölten und die Befürchtung, dass die FPÖ zur Sektengröße schrumpfen könnte.

Ein gewichtiges Buch von einem großen Meister, dem das Zeichnen und der Sarkasmus im Blut liegen.

Manfred Deix wurde 1949 in St. Pölten geboren. Nach seiner Ausbildung an der Höheren Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, begann 1972 seine Karriere als Karikaturist. Seine Titelblätter und Cartoons für "profil", "Stern", "trend" und "Spiegel" sind legendär. Immer wieder gelingt es ihm mit seinen zeichnerischen Betrachtungen, innenpolitische Themen für jedermann aufzubereiten und damit für Gesprächsstoff zu sorgen.

(Margarete Wais)


Manfred Deix: "Der dicke Deix"
Ueberreuter, 2004. 320 Seiten.
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Manfred Deix starb am 25. Juni 2016 im Alter von 67 Jahren.