Michael Crichton: "Next"
Mit "Welt
in Angst" hat sich Crichton im Bereich der Umweltaktivisten einige
Feinde gemacht, und auch mit diesem Roman scheint er nach dem Motto "Viel
Feind, viel Ehr" weitere Ehren auf sich laden zu wollen. Diesmal legt er
sich mit der pharmakologischen sowie der Genindustrie und Genforschung an. Und
dies in einem richtigen Rundumschlag, der sowohl die Politik, als auch die
Rechtsprechung mit einbezieht.
Auf der Insel Java wird ein sprechender Orang
Utan gefunden, während ein sprechender Schimpanse namens Dave aus
einem
Versuchslabor in eine Familie aufgenommen wird. Frank Burnet werden bei
einer Krebsbehandlung Proben entnommen, die ohne sein Wissen in die
Forschung Eingang finden. Erst als sein Arzt ihm immer öfter
Proben entnimmt,
obwohl er sich eigentlich besser fühlt, wird Frank Burnet
misstrauisch und klagt schließlich den Arzt
wegen unerlaubter Versuche mit seinem Gewebe. Er verliert den Prozess,
und plötzlich
scheinen ihm nicht einmal mehr die Gene in seinem eigenen Körper
zu gehören.
Und auch jene Gene, die er an seine Kinder und Enkel vererbt hat, sind
nun
Firmeneigentum von BioGen Research Inc.
- zur freien Verfügung der Forscher, was zu einiger Irritation
führen soll.
Ein sprechender Papagei redet sich mehrfach fast um Kopf und Kragen, wenn er
nicht gerade einem kleinen Jungen bei den Mathematikaufgaben hilft. Der Papagei
geht dann auf eine abenteuerliche Reise, und ein Forscher findet ein Mittel, das
Drogenabhängigkeit beseitigen könnte, doch es hat unerwartete und höchst
unerwünschte Nebenwirkungen. Ein
Arzt muss sich die Frage stellen, ob die
Tochter, die aus einer 30 Jahre alten Samenspende entstanden ist, ihn wirklich
auf Schmerzengeld und Schadenersatz verklagen kann, weil er ihr - unwissentlich
- genetische Erkrankungen vererbt hat, welche die Forschung vor 30 Jahren noch
nicht einmal erahnte. Und was ist eigentlich der rechtliche Status eines
Mensch-Schimpansen-Hybrids? Wem gehören die sterblichen Überreste nach einer
Beerdigung? Fragen über Fragen.
All diese Fragen muss sich der Leser zusammen mit den Figuren dieses Romans
stellen. Einige der Fragen sind überraschender als andere, aber auf keine gibt
es eine wirklich einfache Antwort. Die genetische Industrie wurde in den letzten
30 Jahren aufgebaut, und die Ergebnisse sind überall, während man in der Öffentlichkeit
noch um Stammzellen und Klonierung streitet. Die Gründe dafür, der Status quo
und mögliche weiterführende Konsequenzen werden in "Next" wie auch
im Apparat des Buchs ziemlich deutlich, und sie können eigentlich nur
erschrecken oder zumindest sehr nachdenklich machen.
Soweit die gute Nachricht. Crichtons Problem beim Erschaffen glaubwürdiger und
konsistenter Figuren hat sich eher noch verstärkt. Daneben sind die Handlungen
der einzelnen Erzählstränge - und derer sind schon mehrere zu jonglieren -
nicht immer ganz nachvollziehbar, und die schlussendliche Zusammenführung
einiger dieser Stränge geschieht in absolut haarsträubender Art und Weise.
Fazit:
Thematisch und inhaltlich bedenkenswert, handwerklich eher bedenklich.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2006)
Michael Crichton: "Next"
(Originaltitel "Next")
Übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann.
Blessing, 2007. 544 Seiten.
Buch
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