Patricia Cornwell: "Staub"
Fünf Jahre nachdem sie dort als Gerichtsmedizinerin entlassen wurde, kehrt Kay Scarpetta nach Richmond, Virginia, zurück. Doch das Wiedersehen mit der Vergangenheit steht unter keinem guten Stern ...
Nach einer Durststrecke von drei nicht
so guten bis wirklich gruselig-schlechten Romanen hat sich Patricia Cornwell
anscheinend endlich gefangen und mit "Staub" endlich mal wieder einen
erfreulichen Roman vorgelegt. Zu Beginn wirkt die Motivation der einzelnen
Figuren zwar noch ein wenig überdreht und es wird ständig alles Mögliche in
unwahrscheinlicher Art und Weise hinterfragt, so dass die Charaktere sich
unentwegt selbst blockieren, doch ab dem ersten Drittel hebt der Roman wirklich
ab und man fühlt sich wieder an die "alte" Patricia Cornwell
erinnert.
Fünf Jahre nachdem Kay Scarpetta Richmond verlassen musste,
kehrt sie nun kurzzeitig als Beraterin zurück. Dr. Marcus, ihr Nachfolger auf
dem Posten des Medical Examiners, hat den Todesfall eines jungen Mädchen zu
bearbeiten, der ihm einige Probleme bereitet. Das Mädchen scheint bei
Komplikationen einer Lungenerkrankung zuhause gestorben zu sein, doch aus noch
ungeklärten Gründen haben sich sowohl das FBI wie auch das Office of Homeland
Security eingeschaltet und Dr. Marcus wird zunehmend nervöser. Er ist sich
ziemlich sicher, dass es enormen Ärger geben wird, und darum hat er Hilfe von
außen angefordert. Aber wie sich im Laufe der Zeit heraus stellen soll, nicht
nur deswegen ...
In Marinos Begleitung kommt Kay in Richmond an und sieht
zunächst, dass ihre ursprüngliche Wirkungsstätte abgerissen wird, was ihr einen
ziemlichen Schock versetzt, besonders, da sie nach den Ereignissen
im letzten
Roman immer noch emotional stark angeschlagen ist. Auch Marino hat gewisse
Schwierigkeiten mit der veränderten Stadt, und so sind die beiden für die
ebenfalls eingetretenen Veränderungen in der Klinik unter Dr. Marcus nicht
wirklich gewappnet.
Im Rahmen einer weiteren Autopsie, entdeckt Kay eine
alarmierende Parallele zum Fall des toten Mädchens: feine Spuren von
Knochenstaub auf dem Körper. Allem Anschein nach hat der Täter im Krematorium
der Gerichtsmedizin gearbeitet ...
Zur gleichen Zeit muss sich Lucy an
ihrem neuen Wohnort mit dem Problem auseinander setzen, dass in ihrem Haus Henry
von einer unbekannten Person angegriffen und beinahe getötet wurde. Dabei ist
sowohl die Verstörung und Gestörtheit Henrys ein Problem, wie auch die Tatsache,
dass Lucy selbst wahrscheinlich von diesem Unbekannten verfolgt wird und der
Angriff auf Henry nur eine Botschaft an Lucy darstellen sollte. Mit mehr oder
weniger legalen Mitteln des "Last Precinct" macht sich Lucy an die
Ermittlungsarbeiten, während sie gleichzeitig noch Untersuchungen für Tante Kay
durchführt, deren Richmonder Fall in ihre Gegend
"hinüberschwappt".
Hinter und über allen schwebt weiterhin Benton, der in
diesem Roman immer noch nicht ganz in den Vordergrund tritt und wahrscheinlich
erst im nächsten oder übernächsten Buch wieder eine aktivere Rolle
spielt.
In der Zusammensetzung der einzelnen Erzählstränge wirkt die
Geschichte verhältnismäßig unfertig und unsauber, und einige
Handlungsmotivationen - speziell im ersten Drittel - sind wirklich verstörend,
aber dieser Roman stellt immerhin eine entscheidende Verbesserung gegenüber den
vorhergehenden dar.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2005)
Patricia Cornwell:
"Staub"
(Originaltitel "Trace")
Hoffmann und Campe, 2005. 432
Seiten.
ISBN 3-455-01100-4.
ca. EUR 23,70.
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