Dr. Jörg Conradi: "Psychoaktive Pflanzen"

Die besten Heilpflanzen für neue Kraft bei körperlicher und geistiger Erschöpfung, Stress und mangelnder Lebensfreude


Stresssymptome abbauen, Schmerzen lindern, Lebensgeister wecken ...
... von der oft feststellbaren Überlegenheit pflanzlicher Heilmittel gegenüber synthetischen Medikamenten ...


Seit es Menschen gibt, machen sie sich aus unterschiedlichsten Gründen die Wirkungen zahlreicher Wildpflanzen zunutze; sei es zur Therapie, zur allgemeinen Stärkung, zu rituellen Zwecken bei kultischen Handlungen, zur Bewusstseinserweiterung und, nicht zu vergessen, zur Stimulation sinnlicher Genüsse.

Dr. Jörg Conradi, der an mehreren Hochschulen studierte und forschte, promovierte mit einer Arbeit zur Psychoanalyse. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich schon mit Heilpflanzen und ihren Einflüssen auf die Psyche, sowie auch mit Naturheilverfahren. An den Beginn dieses Buches stellt er einen Überblick über die europäischen Traditionen im Umgang mit psychoaktiven Pflanzen, zu denen u.A. die üblichen Unverdächtigen wie Baldrian, Lavendel, Tee und Johanniskraut gehören, während andere in Kategorien wie "verboten" (z.B. Haschisch) oder "vergessen" (z.B. Betelnuss) ihrer überfälligen Wiederentdeckung harren.
Die in diesem Buch porträtierten Pflanzen wurden nach Kriterien der Verfügbarkeit, der Risikofreiheit sowie der Wirkungsbelege ausgewählt, wobei selbstverständlich die heutzutage offenbar unvermeidlichen Hinweise nicht fehlen, dass alle Angaben ohne Gewähr erfolgen und weder Autor noch Verlag für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen, und dass sich der unerfahrene Laie auf legalem Boden wissen muss.
So weit die graue Theorie, nun jedoch zu Erfreulicherem - der Praxis nämlich!

Das erste Kapitel, "Die Psyche - ein sensibles Organ" betitelt, listet typische psychische und psychosomatische Zivilisationskrankheiten auf, wozu beispielsweise Angstzustände, Übergewicht, Alkohol- und Nikotinsucht, ADD, Schlaflosigkeit, Neurodermitis, chronische Müdigkeit sowie Asthma gezählt werden und erläutert deren ursächliche Zusammenhänge mit dem heutigen Gesellschaftsgefüge, der modernen Lebensweise, Reiz- wie auch Informationsüberflutung und dem Immunsystem.

Dass psychoaktive Pflanzen nicht nur zu Heilzwecken, sondern zumindest ebenso verbreitet auch als Genussmittel Eingang in die kulturelle Entwicklung des Menschen gefunden haben, wird im folgenden Kapitel außer Frage gestellt, das dem Rausch im Sinn einer Erweiterung des Bewusstseins in der Regel rein positive Effekte zugesteht, wie auch mit hartnäckigen Vorurteilen aufräumt, indem klargestellt wird, dass der gezielte, erwünschte Rausch dem Leben neue Dimensionen abgewinnt und zusätzliche Perspektiven eröffnet.
Um derartige, manchem Leser möglicherweise fremde, Argumentationen zu untermauern, zitiert Dr. Conradi Friedrich Nietzsche, der die Bedeutung des Rauschzustandes für Ausdrucks- und Vorstellungskraft mehrfach hervorgehoben hat. Die regelmäßige Einnahme von durch kundige Hände abgestimmten rauscherzeugenden Substanzen gehört(e) in vielen Kulturen zum Alltagsgeschehen; zahlreiche Stammesriten wären ohne bewusstseinserweiternde Substanzen schlichtweg undenkbar!

Wie man als entwurzelter Zivilisationsgeschädigter zugelassene psychoaktive Pflanzen in seinen Alltag integrieren kann, stellt Dr. Conradi nachfolgend dar, indem er Begriffe wie Dosis, Set (Erwartungshaltung) und Setting (Ambiente) erklärt und in einer tabellarisch gestalteten Übersicht häufige psychosomatische Beschwerden (z.B. Bettnässen, Menstruationsbeschwerden, Migräne, Potenzschwäche) sowie chancenreiche Heilpflanzen auflistet.

In "Stress und Erschöpfung. Wenn der Motor nicht mehr richtig läuft" werden psychoaktive Heilpflanzen - von Eleutherokokk bis Noni - gegen Antriebsarmut und Frustration im Detail dargestellt, wobei die Informationen wie folgt gegliedert sind:
Bezeichnung der Pflanze, botanische Merkmale, Wirkungen, mögliche Nebenwirkungen, Verabreichungs- und Dosierungsanleitungen sowie Einkaufstipps für die Pflanze an sich sowie aus derselben hergestellte Arzneimittel und präzise Anwendungsfälle für die jeweilige Pflanze. Einige der in diesem Kapitel erwähnten Pflanzen kennen Sie bestimmt: Ginseng oder Grünen Tee. Zu den eher Unbekannten zählen Galgant und Katzenkralle.

Dann wendet sich Dr. Conradi der Nervosität und den Schlafstörungen zu. In der Gruppe jener Pflanzen, die hier Abhilfe schaffen können, finden sich einige alte Bekannte, wie z.B. Baldrian, Hopfen und Melisse. Die jeweiligen Wirkungsweisen werden kurz und knapp beschrieben, wobei man durchaus auch einige interessante Zusatzinformationen gewinnen kann, wie beispielsweise, dass Hopfentee die negativen Wirkungen von Nikotin dämpft.

Der nächste Abschnitt, "Lern- und Konzentrationsschwäche. Wenn das Gedächtnis streikt", präsentiert neben Ginkgo, Guarana, Kreuzblume, Lavendel, auch Meerträubel und Pfefferminze in gewohnt seriös-übersichtlicher Art und Weise.

Das Kapitel "Akute und chronische Schmerzen. Wenn das Leben zur Qual wird" zeigt Wege aus der wachsenden individuellen Resignation oder Aggressivität, u.A. gegenüber rheumatischen Erkrankungen, Migräne und Rückenschmerzen. Hier finden sich altbewährte therapeutisch wirksame Heilpflanzen wie Bittersüß, Borretsch, Brennnessel, Hanf, Mutterkraut, Pestwurz, Teufelskralle, Weidenrinde (die übrigens eine dem als Aspirin bekannten Wirkstoff verwandte Substanz namens Salizin enthält) und Weihrauchharz.

Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet für psychoaktive Pflanzen sind akute und chronische Angstzustände, deren körperliche und psychische Symptome Dr. Conradi auflistet. Phobien, generalisierte Ängste, Zwangssyndrome, Angstursachen werden ebenso umrissen wie die Eigenschaften und Wirkungen der chancenreichen Heilpflanzen, zu denen die bisweilen bei Epilepsie eingesetzten Kava-Kava-Wurzeln, Goldmohn, der übrigens bereits bei den nordamerikanischen Indianern seit Urzeiten als Heilpflanze geschätzt wird und den man in der Pfeife rauchen kann, Lerchensporn und die Passionsblume, deren Kraut man ebenfalls rauchen kann, gehören.

"Burnout und depressive Verstimmungen. Das Stimmungstief hinter sich lassen" - ein Kapitel mit trauriger Aktualität - bietet psychoaktive Pflanzen gegen Antriebsarmut, Resignation, Verzweiflung und Depressionen: Betelnuss, (nützliche Zusatzinformationen: Kauen färbt die Zähne rot, Betelnuss kann in hohen Dosierungen zu einer tödlichen Herz- oder Lungenlähmung führen), Johanniskraut, das u.A. bei Melancholie und Winterdepression, wie auch in Fällen von Tinnitus zum Einsatz kommt, Katzenminze, (die eine Substanz enthält, welche sich auch im Gift kalifornischer Ameisen findet, die von Indianern zu Zwecken der Bewusstseinsveränderung verzehrt wurden), die - so geraucht - bei vielen Menschen leicht euphorisierend, inspirierend und angstlösend wirkt.

Frauenleiden. Menstruations- und Wechseljahrebeschwerden" handelt vom Einsatz psychoaktiver Pflanzen gegen Brust- und Rückenschmerzen wie auch Schlaflosigkeit - (Sammelbegriff "PMS"). Hier empfehlen sich Helmkraut, Mönchspfeffer, dessen Inhaltsstoffe (Dopaminantagonisten) die Prolaktin-Menge im Körper unter Kontrolle bringen, darüberhinaus Nachtkerze und Traubensilberkerze.

Nun kommen wir zu einem wahrlich altbewährten Einsatzgebiet für pflanzliche Mittelchen, nämlich "Potenzschwäche und sexuelle Unlust. Für ein erfülltes Sexualleben". Dieser Abschnitt enthält fundierte Informationen über die in Japan und China wachsende Bischofsmütze (im gegenständlichen Fall ist eine Pflanze gemeint - um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen ...), die im Tierversuch eine deutliche Verstärkung der Libido hervorrief und den Blutzufluss in die Geschlechtsorgane verstärkt (keine Sorge, es gibt auch Hinweise darauf, dass die Durchblutung des Gehirns im gleichen Ausmaß gefördert wird. Der Geist wird also nicht vernebelt!). Weiters Damiana - (eindeutig aussagekräftiger sind die volkstümlichen Bezeichnungen: "Hierba del Venado" oder "Rompe camisa macho") - ein Kraut, dessen Verbreitung von Kalifornien über Mexiko bis nach Argentinien reicht, Iboge, einen in Westafrika wachsenden Strauch, der zusätzlich zu seiner grundsätzlichen Tauglichkeit als Aphrodisiakum "für starke, aber ruhige Visionen sorgt" und angeblich ähnliche Effekte wie LSD hervorruft, allerdings in höherer Dosis zu Krämpfen, Lähmungen und Atemstillstand führen kann.
Aus der Gruppe der Potenz- und Fruchtbarkeitsmittelchen werden noch Maca, Muira puama - ein am Amazonas altbewährter Baum, dessen Rinde und Holz als lust- und potenzstabilisierend gelten und Yohimbe (dabei handelt es sich um die Innenrinde eines in Süd- und Westafrika gedeihenden Baumes), dessen Hauptinhaltsstoff den Blutzufluss in Richtung Geschlechtsorgan intensiviert, behandelt.

Gleichsam als "Abkühlung" folgt darauf das Kapitel "Pflanzliche Diäthilfen. Wenn der große Hunger kommt", das Appetitzügler, Fettstoffwechsel-Anreger und Cholesterinsenker wie Madarwurzel, Matetee, Pu-erh-Tee sowie Oolongtee beinhaltet.

Im Anhang finden sich für den Einkauf hilfreiche Bezugsquellenhinweise (mit einigen URL-Angaben!), weiterführende Literaturtipps und ein alfabetisches Register.

(Felix)


Dr. Jörg Conradi: "Psychoaktive Pflanzen. Die besten Heilpflanzen
für neue Kraft bei körperlicher und geistiger Erschöpfung, Stress und mangelnder Lebensfreude"

Ludwig, 2000. 168 Seiten.
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Noch ein Buchtipp:

Mark von Schlegell: "Venusia"

Gegen Ende des 23. Jahrhunderts finden sich letzte Reste menschlicher Zivilisation in einer kleinen Kolonie auf der Venus wieder. Eine Rückkehr auf den blauen Planeten ist ausgeschlossen, da sich die Erde bereits Anfang des Jahrhunderts selbst zerstört hat. Die Menschen aber haben sich in ihrer seltsamen Umgebung unter den neuen Lebensbedingungen eingerichtet - man ernährt sich ausschließlich von psychoaktivem Blumenfleisch, geht seinen Beschäftigungen nach, als wäre man auf der Erde. Der Antiquar Roger Collectibles entdeckt in einem alten Buch die Geschichte der Besiedelung der Venus. Als das Buch unerklärlicherweise verschwindet und Collectibles unter Halluzinationen zu leiden beginnt, weil er die offiziell vorgeschriebenen psychoaktiven Blumen nicht eingenommen hat (die Verweigerer der Einnahme gelten als "Süchtige"), gerät er in Konflikt mit der Verwaltung, sein Leben beginnt auseinanderzubrechen. Dies umso mehr, als die Halluzinationen sich nach und nach als Erinnerungen herausstellen. So durchschaut er die Machenschaften der Regierung und setzt eine Revolte in Gang.
Ein unendlich fantasievolles Buch, das den Leser auf eine psychedelische, bewusstseinserweiternde Reise in die Zukunft der Menschheit führt. (Matthes & Seitz)
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