Agatha Christie: "Mord im Pfarrhaus"

(Hörbuchrezension)


In der neuen Agatha Christie-Reihe des Hörverlags wird der Fan in unterschiedlicher Art und Weise erfreut. Zunächst ist das Außenlayout der Hörspiele einheitlich gehalten, was im Regal einen erfreulichen Anblick ergibt, und jedes der Hörspiele wird mit der Original Miss Marple-Filmmelodie eingeleitet, was den Hörer direkt in die richtige Stimmung versetzt.

Diese Geschichte ist Miss Marples Debüt und wird aus der Sicht eines Dorfpfarrers erzählt, der mit einer eher ungeschickten jungen Frau verheiratet ist. Er beobachtet sehr interessiert die Ereignisse in seiner Umgebung und besonders um den Oberst Protheroe, der bei seinen Mitmenschen nicht gerade beliebt zu sein scheint. Tatsächlich scheint auch seine junge Frau, die sich von einem jungen Herrn namens Redding leicht bekleidet malen lässt, nicht besonders viel von ihrem Mann zu halten. Redding begegnet dem Pfarrer eines Tages vor dessen Haus und scheint sehr verstört zu sein. Als der Pfarrer ihm gegenüber erwähnt, dass er einen Termin mit dem Oberst habe, reagiert Redding geradezu hysterisch. In sein Büro kommend, versteht der Pfarrer diese Hysterie, denn der Oberst sitzt an seinem Schreibtisch und hat eine Schusswunde im Kopf. Die Wanduhr des Pfarrers liegt zerstört am Boden, und vor dem Kopf des Toten liegt der Beginn einer Notiz, die tatsächlich eine zur Anzeige der Uhr passende Uhrzeit zeigt. Dies alles scheint den Todeszeitpunkt ziemlich eindeutig festzulegen, und der zunächst hinzugezogene Polizeioffizier möchte eine Warnung des Pfarrers, dass er diese Uhr immer bewusst eine Viertelstunde vorstellt, um Verspätungen zu vermeiden, gar nicht hören.

Kurz darauf meldet sich Redding bei der Polizei und gesteht den Mord, nur wenige Stunden, bevor dies auch seine Geliebte und damit die Witwe von Oberst Protheroe tut. Allerdings scheinen verschiedene Zeugenaussagen und auch die Uhr des Pfarrers den beiden ziemlich perfekte Alibis zu geben. Die Ermittlungen - die der Pfarrer teilweise auch auf eigene Faust durchführt - scheinen immer wieder in neue verwirrende Richtungen zu führen, wobei einige der Ermittelnden sogar den Pfarrer selbst für einige Zeit als möglichen Verdächtigen sehen. Außerdem kommen bei den Nachforschungen viele große und kleine Geheimnisse der Menschen im Umkreis des Ermordeten ans Licht.

Schließlich steigt Miss Marple - eine Nachbarin des Pfarrers, die für ihre Klatschlust berüchtigt ist - in die Ermittlungen ein und löst den Fall quasi im Alleingang, wie ein deus ex machina. Dies ist natürlich erzählerisch ein relativ schlichter Stil, aber es handelt sich immerhin um den ersten Miss Marple-Roman und darum sind hier einige stilistische Schwächen sicherlich zu verzeihen.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2003)


Agatha Christie: "Mord im Pfarrhaus"
Der Hörverlag, 2003. Gelesen von Hans Kremer.
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