Josef Guter: "China und seine Provinzen"
Nüchterne Fakten und
prächtige Bilder
Josef Guter, geboren 1929, ist ein deutscher Gelehrter, der China Dutzende
Male bereist und schon etliche Bücher zur Kulturgeschichte und
Symbolwelt des Fernen Ostens verfasst hat. Mit "China und seine
Provinzen" ist ein Buch von ihm auf den Markt gekommen, das
vorzüglich dazu angetan scheint, Appetit auf eine Reise ins
Reich der Mitte zu machen. Und zwar gleichgültig, ob es sich dabei nun
um eine erstmalige oder eine
wiederholte Reise handelt, denn eine Qualität des Buches ist
es, den Eindruck zu vermitteln, dass mit einem
eventuellen kurzen Aufenthalt in Peking
oder Shanghai nicht mehr als ein erstes Kratzen an der
Oberfläche
erfolgt sein kann. Man
erhält mit "China und seine Provinzen" einen guten Einblick
nicht nur in die
Größe des Landes (etwa
1,2 Milliarden Menschen leben in dem mit
einer Fläche von über 9,5 Millionen
Quadratkilometern viertgrößten Staat der Erde, der
damit etwa so groß wie Europa ist),
sondern auch in seinen hierzulande viel zu wenig bekannten
Reichtum
an Völkern, Kulturen, Landschaften und sonstigen
Eigenheiten.
Die
Vermittlung dieser Vielfalt erfolgt durch eine kluge
Systematik - nach einer relativ kurzen Einführung in die lange
chinesische
Geschichte wird jeder einzelnen der zweiundzwanzig Provinzen,
fünf autonomen Regionen, vier Stadtbezirken und zwei
Sonderverwaltungszonen
ein eigenes Kapitel gewidmet. Zunächst wird eine Landkarte
jeder dieser
Regionen gezeigt, dazu erfährt der Leser dann auf je ein paar
Seiten
die wichtigsten Fakten zu deren Lage, Klima, Geschichte, Industrie,
Landwirtschaft, den wichtigsten
Städten, Verkehrsverbindungen und
bedeutendsten Sehenswürdigkeiten.
Von den
letzteren werden schließlich zahlreiche (über
fünfhundert) als prächtige
großformatige Fotografien vor Augen geführt. Hierbei ist eine
glückliche
Mischung gelungen. Teils sind sehr bekannte Dinge wie die
Terracottafiguren von Xian oder
die Große Mauer zu sehen, teils von dem rasanten chinesischen
Wirtschaftswachstum zeugende Monumente der Moderne, aber
auch
Kuriositäten wie die Kormoranfischer von Yangshuo oder das
Porträt
einer
Hundertzehnjährigen. Die Bilder wollen schön sein, und
sie
sind es. Bemerkenswert, dass das Auge des Fotografen, welches Tempel
und Paläste,
Menschen und Märkte, Stadtausfahrten und Wolkenkratzer, die
unterschiedlichsten Völker und Landschaften einfängt,
durch
seine Haltung eines objektiven Dienstes an der Schönheit des
abzulichtenden Objektes einen starken Zug der Einheit miteinbringt -
eine
Symbolik der
Vielheit in der Einheit, die gewiss auch das Wohlwollen hoher
chinesischer Staatsrepräsentanten finden würde.
"China und seine Provinzen" verfolgt auch keinerlei kritische
Intention, will vielmehr objektive Fakten sprechen lassen und
den alten und neuen
Kostbarkeiten
Chinas Referenz erweisen, und erweckt oder steigert solcherart
die Lust, die
angehende
Supermacht im
Osten genauer kennenzulernen.
(S. Gabriel; 12/2006)
Josef
Guter: "China und seine Provinzen"
Komet Verlag, 2005. 640 Seiten.
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