Lincoln Child: "Eden Inc."
Es war das erste Mal, dass
Maureen Bowman den Säugling weinen hörte. |
"Eden Incorporated" ist eine neuartige Art der Partnervermittlung, wie sie die Menschheit bisher noch nicht gesehen hat. In einem aufwändigen Verfahren, in dem medizinische, genetische, psychologische und soziologische Tests zum Tragen kommen, wird gegen eine fünfstellige Dollargebühr der Partner fürs Leben gefunden, wonach das Leben wirklich wie im Paradies sein soll. Und seit dem Bestehen hat die in New York ansässige Firma nur Positives zu vermelden. Besonders stolz sind die Mitarbeiter auf ihre sechs Superpaare - Menschen, bei denen sich eine hundertprozentige Übereinstimmung gefunden hat, also wirklich "perfekte Paare". Umso größer ist darum das Entsetzen, als eines dieser Superpaare, Lewis und Lindsay Thorpe, noch dazu gerade ein Elternpaar geworden, in seinem perfekten Haus Selbstmord begeht. Um eine Panik innerhalb der Belegschaft zu vermeiden - und auch wohl um einen etwas objektiveren Gesichtpunkt zu erlangen, wird der ehemalige FBI-Profiler und jetzige Psychotherapeut Dr. Christopher Lash damit beauftragt, herauszufinden, warum zwei über alle Maßen glückliche Menschen vor den Augen ihres Kindes aus dem Leben geschieden sind. |
Eine Untersuchung der Hintergründe
der beiden Verstorbenen zeigt, dass es in ihren Persönlichkeiten, in ihren
Leben und in ihren Umständen keinerlei Hinweise auf auch nur minimale suizidale
Neigungen zu geben scheint. Darum beginnt Christopher in dem Auswahlprozess
selbst die Antwort zu finden, wofür er selbst einen Antrag stellt um zu sehen,
was die Aspiranten für eine glückliche Lebenspartnerschaft über sich ergehen
lassen müssen. Im Zuge dessen erlebt er manche Überraschung und lernt auch
eine Menge über sich selbst.
Neben diesen arbeitsbezogenen Problemen fällt es ihm kaum auf, dass von anderer
Seite eine große Gefahr vor ihm aufwächst. Seine Konten scheinen nicht mehr
die erwartete Deckung zu haben, seine Kreditkarten werden öfters als ungültig
eingestuft, und zunächst verschwindet seine Post, bevor er einen Haufen zweifelhafter
Zusendungen bekommt, mit überfälligen - auf seinen Namen ausgeschriebenen -
Abo-Rechnungen. Bevor er auch nur beginnen kann, sich darum zu kümmern, begeht
ein weiteres der Superpaare
Selbstmord,
und Christopher wird endlich in das Allerheiligste von Eden Inc. hineingelassen.
Hier lernt er Richard Silver - den geistige und seelischen Vater "Edens" - kennen,
sowie dessen andere Schöpfung die KI LISA, die maßgeblichen Anteil an dem Funktionieren
des Verfahrens hat. Aber daneben scheint es auch eine Schlange in "Eden" zu
geben, und auf der Suche nach dieser muss sich Christopher nicht nur mit seinem
Fall, sondern auch mit seinen Gründen für das Verlassen des FBI auseinander
setzen.
Eine komplexe technische Idee, mit weit reichenden soziologischen Folgen, die
hier noch gar nicht sicher abzusehen sind und damit die Möglichkeit für einen
Folgeband offen lassen. Insofern liegt hier ein SF-Roman vor. Aber "Eden
Inc." ist gleichzeitig auch ein psychologischer Thriller, wie ihn sich
jeder Krimifreund nur wünschen kann. Einige grundlegende Klischees des
Technik-Thrillers werden bedient - wobei man sich gelegentlich fragt, ob das
nicht an einigen Stellen übertrieben wird - genauso wie die regulären Momente
der Tätersuche. Daneben gibt es aber auch immer wieder Szenen, in denen normale
Lesererwartungen durchbrochen werden, was das Buch davor bewahrt gegen Ende in die
Plattheit abzurutschen. Das Thema selbst - "Eden Inc." als
perfekte Partnervermittlung - ist alleine schon eine lesens- und bedenkenswerte
Idee, besonders, wenn man über die im Buch gezeigten Konsequenzen hinaus denkt.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 04/2005)
Lincoln Child: "Eden Inc."
(Originaltitel "Death Match")
Übersetzt von Ronald M. Hahn.
Droemer, 2005. 510 Seiten.
ISBN 3-426-19633-6.
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Lincoln Child, ehemaliger
Verlagslektor und Herausgeber von Anthologien, schrieb 1995 zusammen mit
Douglas
Preston den international erfolgreichen Wissenschaftsthriller "Relic".
Seither setzt das Autorenduo seine einträgliche Zusammenarbeit fort.
Lien:
https://www.prestonchild.com/default.htm.